AA

Ex-Mitarbeiter erhob Vorwürfe gegen Casinos Austria: zweiter Prozesstag

Ein Ex-Mitarbeiter der Casinos Austria klagt seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Ein Ex-Mitarbeiter der Casinos Austria klagt seinen ehemaligen Arbeitgeber. ©APA/ROBERT JAEGER (Symbolbild)
Der Prozess um Vorwürfe gegen Casinos Austria ging in die zweite Runde. Diesmal wurde der Ex-Geschäftsbereichsleiter der Casinos Austria als Zeuge vor das Arbeits- und Sozialgericht Wien geladen. Im Prozess kam auch eine mögliche Mitarbeit der Casinos an einer Formulierung der Automatenglücksspielverordnugn zur Sprache.
Vorwürfe gegen Casinos Austria durch Ex-Mitarbeiter

Am Donnerstag fand der zweite Prozesstag rund um eine Klage gegen die Casinos Austria auf Schadenersatz und eine Anfechtung der Einvernehmlichen Kündigung von einem Ex-Casinos-Austria-Mitarbeiter statt. Beim Prozessauftakt wurde der Kläger und Ex-Mitarbeiter der Casinos Austria, Manuel*, befragt - Vienna.at berichtete.

Ex-Mitarbeiter erhob Vorwürfe gegen Casinos Austria

Der Ex-Mitarbeiter war seit seiner Dienstreise nach Las Vegas im Herbst 2017, bei dem er Zeuge des Strip-Shootings geworden war, posttraumatische Belastungsstörungen. Im Juli 2019 wurde diese Belastungen Manuel* zu schwer - er ging in Krankenstand. Dieser dauerte bis Mitte August an. Nach der Rückkehr zu Casinos Austria wurde der Ex-Mitarbeiter am 28. August 2019 mit einer einvernehmlichen Kündigung konfrontiert, die er im September 2019 schließlich unterschrieb - seines Erachtens auf Druck der Casinos Austria.

Ex-Geschäftsbereichsleiter der Casinos Austria im Zeugenstand

Beim zweiten Prozesstag wurde nun der ehemalige Geschäftsbereichsleiter der Casinos Austria, der die Position vom Oktober 2018 bis September 2021 inne hatte, als Zeuge befragt. Der Ex-Geschäftsbereichsleiter gab auf die Frage, was denn seine Grüne für die einvernehmliche Kündigung Manuels* waren an, dass es zwei Gründe gegeben habe. Der erste Grund sei organisatorischer Natur gewesen, man habe die Geschäftsbereiche "Lebendspiel" und "Automatenspiel" ("Slot-Games") zusammenlegen wollen, da sich die beiden Abteilungen über die Jahre - vor allem im technischen Bereich - angenähert hätten. Der zweite Grund sei personeller Natur gewesen, denn es habe in der Abteilung unter Manuel*, der Hauptabteilungsleiter für "Slot-Games" bei Casinos Austria war, viel Fluktuation von Mitarbeitern gegeben, zudem hätte es auch Spannungen zwischen dem Ex-Mitarbeiter und den Leitern einiger Casinos gegeben. Diese Differenzen seien "nicht mehr zu reparieren" gewesen.

Krankenstand des Ex-Mitarbeiters sei nicht der Grund der Kündigung

Diese seien auf Grund von "unterschiedlichen Auffassungen auf der strategischen Ebene" entstanden. Der Ex-Geschäftsbereichsleiter sprach zudem davon, dass er das Gefühl gehabt habe bei einzelnen Themen, dass Manuel* gewisse Punkte nur mit Widerwillen umsetze und einige Entscheidungen nicht mitgetragen würden. Auch beim Performance- oder Mitarbeitergespräch mit Manuel* hätte sich der Ex-Geschäftsbereichsleiter schwer getan. Der Krankenstand Manuels* von Anfang Juli 2019 bis Mitte August 2019, habe nichts mit der Kündigung zu tun gehabt. Überlegungen die beiden Geschäftsbereiche zusammenzulegen, hätte es schon Ende Juli gegeben, als es dazu auch Gespräche mit dem damaligen Hauptbereichsleiter für "Lebendspiel" gab, so der Ex-Geschäftsbereichsleiter.

Fragen zu sofortigen Sperrung der IT-Zugänge des Ex-Mitarbeiters

Bei dem Gespräch um die Einvernehmliche Kündigung am 28. August 2019 waren auch alle IT-Zugänge und die Zugangskarte des Klägers deaktiviert worden. Auf die Frage des Anwalts von Manuel*, warum das bei seinem Mandanten so gehandhabt wurde, wenn es bei Kündigungen anderer, vom Rang her höherer Mitarbeiter, nicht der Fall war, antwortete der Ex-Geschäftsleiter, dass es einerseits um die sensiblen IT-Zugriffe ging, die der Ex-Mitarbeiter hatte und andererseits darum, wie man eingeschätzt hatte, dass der Mitarbeiter mit dem Szenario umgehen würde. Von seinem psychischen Zustand nach dem Strip-Shooting hätte der Ex-Geschäftsbereichsleiter gewusst, er sei von dem Kläger selbst, als dieser in Krankenstand gegangen war, informiert worden. Während dem Kündigungsgespräch hätte der Ex-Mitarbeiter sachlich und gefasst auf ihn gewirkt, so der Zeuge, der später einräumte, dass der Kläger wohl doch etwas aufgebracht gewesen war. Man musste jenem damals auch einen Fahrer organisieren, da Manuel* damals sich nicht in der Lage sah mit dem Auto zu fahren und Selbstmord-Gedanken äußerte.

Zusammenarbeit mit den Casino Betrieben

In Sachen Zusammenarbeit mit den Casino Betrieben, wurde der Ex-Geschäftsbereichsleiter auch zu dem Projekt des Klägers gefragt, welches einen großflächigen Tausch der Glücksspielautomaten in den Casinso betraf. Ein Großteil der Automaten musste damals ausgetauscht werden, da sie nicht mehr den Voraussetzungen der neuen Automatenglücksspielverordnung entsprachen. Der Anwalt des Klägers spielte darauf an, dass der Konflikt zwischen Manuel* und den Casino-Direktoren auf Grund dieser Tatsache entstanden sein könnte.

Mitarbeit bei einer Formulierung zur Automatenglücksspiel-Verordnung

Zudem sellte der Anwalt das Klägers dem Zeugen die Frage, ob dieser zwischen 2012 und 2014 mit seinem Mandanten beim Thema, wie man eine Parametrisierung der Glücksspielautomaten (dabei geht es darum, wie viel z.B. ein Automat auszahlt) in einer Automatenglücksspiel-Verordnung formulieren könne, zusammengearbeitet hätte? Der Zeuge antwortete, dass man damals bemüht war gemeinsam Lösungsansätze zu finden und es auch Gespräche mit der Regulierungsseite gegeben hätte. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Kläger sei damals durchaus gut gewesen. Auf die Frage von Vienna.at an den Anwalt des Ex-Mitarbeiters, ob er auf ein Mitwirken der Casinos Austrias bei der Entstehung der Automatenglücksspiel-Verordnung hindeuten wollte, antwortete dieser: "Es wurden Formulierungen für das Automatenspiel und die Parametisierung für die Automatenglücksspiel-Verordnung gefunden."

Der nächste Prozesstermin wurde für den 18. Juli 2023 ausgemacht. Dabei sollen der damalige Verantwortliche für Personalangelegenheiten bei den Casinos Austria und weitere Zeugen geladen werden.

*Name von der Redaktion geändert

(Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Ex-Mitarbeiter erhob Vorwürfe gegen Casinos Austria: zweiter Prozesstag
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen