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Europaweites Sparen hemmt deutsche Konjunktur

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Symbolbild. ©bilderbox.at
Europas strenger Sparkurs bremst nach Ansicht des IMK-Instituts immer stärker die deutsche Wirtschaft. Die gewerkschaftsnahen Forscher erwarten 2013 nur ein Wachstum von 0,4 Prozent, nach 0,6 Prozent für 2012.

“Die Rezession und der strikte Sparkurs in vielen Euro-Ländern halten die deutsche Konjunktur auf einem Stagnationspfad”, erklärte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Donnerstag. Die angeschlagenen Staaten kämen nur auf die Beine, wenn Sie mehr Zeit für Reformen hätten. “Ohne, dass der Austeritätskurs gestreckt wird, sehe ich keine Hoffnung für die Krisenländer und damit auch keine Hoffnung für unser wirtschaftliches Umfeld”, sagte IMK-Direktor Gustav Horn.

Rezession wegen hartem Sparkurs

Überzogenes Sparen habe das Währungsgebiet in die Rezession geführt und sorge dafür, dass es auch 2013 so bleibe. Das IMK geht davon aus, dass die Wirtschaft der 17 Euro-Länder in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpft und im nächsten Jahr sogar um 0,7 Prozent. “Das sind auch schlechte Nachrichten für Deutschland”, sagte Horn. Im laufenden Halbjahr trübe sich die Stimmung der Firmen ein, sie senkten ihre Investitionen: “Es geht bergab.” Die schwindende Dynamik in den USA könne dies nicht ausgleichen. Deshalb verliere der Export an Schwung. Die Arbeitslosigkeit dürfte im nächsten Jahr erstmals seit 2009 wieder steigen – im Schnitt auf 2,98 Millionen.

Reallohnsteigerungen sollen Konsum ankurbeln

Positiv sehen die IMK-Fachleute den privaten Konsum. “Höhere Lohnabschlüsse und eine etwas niedrigere Inflation lassen für 2012 und 2013 Reallohnsteigerungen erwarten.” Die real verfügbaren Einkommen dürften in diesem und im nächsten Jahr je um rund ein Prozent zulegen.

Harte Reformauflagen schaden Konjunktur

Zur Lösung der Schulden- und Vertrauenskrise in der Euro-Zone sei es wichtig, dass die Reformauflagen als Gegenleistung für Milliardenhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds nicht zu streng seien, sagte Horn. “Die spanische Regierung zögert, weil sie sieht, dass diese Auflagen eine Wirtschaft zum Absturz bringen können. Dafür gibt es Beispiele – das sind Griechenland und Portugal.” Deshalb seien die Auflagen “unsinnige Sanktionspolitik”, die den gesamten Euro-Raum schädigten. “Die Medizin, die wir den Ländern zu schlucken geben, ist schlimmer als die Krankheit, an der sie leiden.” Staaten, die sich an den ESM richteten, müssten die Auflagen vielmehr als Hilfe verstehen statt als Bestrafung, sagte Horn.

Pessimistischer Ausblick

Das IMK ist in seiner Konjunkturprognose oft pessimistischer als andere Institute, die der Wirtschaft 2012 ein Wachstum von knapp ein Prozent zutrauen. Viele Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2013 dann noch stärker zulegt.

(APA)

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