Neue europäische Trägerrakete Ariane 6 gestartet

Gelingt der Flug vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana aus, dann bedeutet das für die Raumfahrtagentur ESA das Ende einer Krise im Trägerraketensektor. Die letzte Ariane 5-Rakete startete nämlich im vergangenen Sommer. Bei ihrem Nachfolger ist auch Technik aus Österreich an Bord.

500.000 Euro Umsatz für österreichische Firmen
Das neue System vom Raketenbauer ArianeGroup soll Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen und einen eigenständigen Zugang zum Weltraum gewährleisten. Das Startfenster beginnt um 21:00 Uhr (MESZ) und wurde kürzlich seitens der ESA bis 24:00 Uhr ausgedehnt. Für den aus Tirol stammenden ESA-Chef, Josef Aschbacher, markiert Ariane 6 eine neue Ära der autonomen und vielseitigen Raumfahrt. 13 europäische Länder, darunter auch Österreich, waren am Bau der Rakete beteiligt, die 56 Meter hoch und 540 Tonnen schwer ist. So lieferte zum Beispiel die Firma Beyond Gravity Austria die Hochtemperatur-Thermalisolation für die Antriebe oder steuerte das Hightech-Unternehmen TTTech Teile des Datennetzwerks bei. Mit jeder Ariane 6 falle ein Umsatz für die österreichischen Firmen von etwa 500.000 Euro an, hieß es seitens der Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Vorfeld des Starts.
Chronologie
2010 - Deutschland und Frankreich planen gemeinsam den Ariane-6-Bau. Sie soll der Ariane 5 folgen, die bis zu 52 Meter hoch ist und knapp zehn Tonnen Nutzlast ins All befördern kann. Die neue Version soll modulierbar und von großer Robustheit sein.
2013 - Nach einem Konzept der europäischen Raumfahrtagentur ESA soll die neue Trägerrakete vier Triebwerke mit jeweils rund 135 Tonnen Festtreibstoff erhalten. Doch die Umsetzung des Baus bleibt offen. Deutschland möchte als einer der Hauptgeldgeber der ESA erst einmal nur die Ariane 5 weiterentwickeln.
2015 - Die ESA beauftragt den Raketenbauer Airbus Safran Launchers (ASL) mit der Entwicklung der Ariane 6. Der Vertrag hat ein Volumen von 2,4 Milliarden Euro. Im Folgejahr gibt es einen Vertrag über eine zweite Budgettranche von 1,7 Milliarden Euro. Ziel ist es, Satelliten deutlich günstiger ins All zu transportieren als mit der Ariane 5.
2019 - Ariane 6 soll dem Raketenbetreiber Arianespace zufolge erstmals im Juli 2020 starten.
2020 - Die Corona-Pandemie führt zu Verzögerungen und Unterbrechungen in der Produktion und den Testphasen. Gleichzeitig verursacht sie hohe Kosten. Der Start der Rakete wird wegen der Pandemie zunächst auf 2021, später auf 2022 verschoben.
2021 - Deutschland und Frankreich stellen zusätzliches Geld bereit. Im November geht erstmals eine Oberstufe der Ariane 6 vom deutschen Bremen aus auf die Reise zum Weltraumbahnhof Kourou.
2022 - Nach einem erfolgreichen Heißlauftest der kompletten Oberstufe Anfang Oktober verschiebt sich der geplante Erstflug der Ariane 6 auf Ende 2023, später auf 2024. Neue Anforderungen kommerzieller Kunden und die Notwendigkeit zusätzlicher Tests verlängern den Entwicklungszeitplan.
2023 - Anfang Juli startet zum letzten Mal eine Ariane 5 ins All. Seitdem fehlen der ESA eigene Transporter, um große Satelliten in den Weltraum zu bringen. Denn seit einem Fehlstart der Vega C bei ihrem ersten kommerziellen Flug im Dezember 2022 ist auch diese Rakete vorerst am Boden geblieben.
2024 - Die Haupt- und Oberstufe der Ariane 6 kommen im Februar in Kourou an. Im Juni wird der Erstflug ins All auf den 9. Juli terminiert.
Livestream zum Start
(APA)