Europa testet den digitalen Euro – so läuft die Pilotphase

In mehreren EU-Staaten, darunter die Niederlande, bieten Banken seit Anfang Mai digitale Wallets an, die an den künftig geplanten digitalen Euro gekoppelt sein sollen. Diese neuen Konten sind auf maximal 3.000 Euro Guthaben begrenzt. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht darin eine Schutzmaßnahme, um das klassische Bankensystem nicht zu destabilisieren.
„Diese Maßnahme ist rein präventiv“, erklären niederländische Ökonomen. Ziel sei es, große Kapitalabflüsse aus dem regulären Bankwesen zu verhindern, die die Kreditvergabe schwächen könnten. Klassische Bankkonten, Überweisungen und Bargeld bleiben weiterhin unverändert nutzbar.
Gesetzliche Grundlage erst 2026
Die Einführung des digitalen Euro selbst steht noch aus. EZB-Direktor Piero Cipollone stellte Anfang April im Europäischen Parlament klar: „Wir erwarten eine gesetzliche Grundlage Anfang 2026.“ Eine europaweite Einführung könne „zwei bis drei Jahre später“ erfolgen – also frühestens 2028.
Laut Cipollone geht es bei der Digitalwährung nicht nur um Technologie, sondern um strategische Unabhängigkeit. „Europa darf sich nicht dauerhaft auf ausländische Zahlungssysteme verlassen.“ Der digitale Euro sei daher als öffentliches Gegenmodell zu US-Anbietern wie PayPal oder Apple Pay konzipiert – mit Datenschutz, Kostenkontrolle und europäischer Infrastruktur.
Ergänzung, nicht Ersatz
Der digitale Euro soll das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Er wäre ein zusätzliches gesetzliches Zahlungsmittel – auch offline einsetzbar, etwa bei Stromausfällen. Die EZB betont: Die Teilnahme bleibt freiwillig. „Niemand wird gezwungen, den digitalen Euro zu nutzen“, so Cipollone.
In den Niederlanden begleiten die Banken den Testlauf aktiv. ING entwickelt ein hybrides Modell, ABN AMRO bietet Schulungen, Rabobank hat eine eigene Digitalabteilung eingerichtet. Erste Rückmeldungen aus dem Handel zeigen vorsichtigen Optimismus – bei gleichzeitigem Wunsch nach klareren Vorgaben.
Informationsbedarf bleibt hoch
Um die Akzeptanz zu fördern, kündigte die EZB umfangreiche Nutzerforschung an. Erste Ergebnisse sollen im Sommer 2025 veröffentlicht werden. Ein EU-weiter Regelrahmen für Zahlungsdienstleister ist in Arbeit und soll Unternehmen den Zugang erleichtern.
(VOL.AT)