AA

EURO 2024: Demiral feierte Tor mit rechtsextremen Wolfsgruß

Demiral feierte sein Tor gegen Österreich mit dem Wolfsgruß.
Demiral feierte sein Tor gegen Österreich mit dem Wolfsgruß. ©AP Photo/Ebrahim Noroozi
Der türkische Nationalspieler Merih Demiral erregte mit seiner Siegesgeste nach dem 2:1 im EM-Achtelfinale gegen Österreich Aufmerksamkeit.
Österreich-Fans singen "Ausländer raus"-Parolen
Polizeieinsatz am Wiener Hauptbahnhof

Der 26-jährige Demiral bildete nach seinem zweiten Tor am Dienstagabend im Achtelfinale der EURO 2024 mit seinen Händen den als Wolfsgruß bekannten Gruß, ein Zeichen und Symbol der "Grauen Wölfe".

UEFA leitete nach rechtsextremen Wolfsgruß Untersuchung ein

Die UEFA hat gegen Demiral nach dessen Torjubel mit dem sogenannten Wolfsgruß eine Untersuchung eingeleitet. Wie die Europäische Fußball-Union mitteilte, geht es dabei um "mutmaßlich unangemessenen Verhalten" des Abwehrspielers, der beim 2:1-Sieg der Türkei gegen Österreich im EM-Achtelfinale am Dienstag zweimal getroffen hatte. Weitere Informationen zu der anstehenden Untersuchung sollen zu gegebener Zeit bekanntgegeben werden, so die UEFA.

Deutsches Innenministerium: Rechtsextremer Wolfsgruß völlig inakzeptabel

Die deutsche Innenministerin zeigte sich am Mittwoch empört über den Vorfall. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", teilte die SPD-Politikerin mit. Demiral selbst hatte noch in der Nacht in Leipzig zu der Geste, gesagt: "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun." Er behauptete, dass er keine versteckte Botschaft gesendet habe, sondern lediglich seinen Stolz als Türke ausdrücken wollte. Die Geste ist in Österreich verboten.

Deutscher Verfassungsschutz beobachtet "Graue Wölfe"

Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. MHP-Chef Devlet Bahceli bezeichnete die Einleitung des Verfahrens der UEFA als "Provokation". Der Schritt sei "äußerst voreingenommen und falsch". Die UEFA springe damit auf "den Zug des Übels" derer auf, "die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind".

Deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert an Sivas-Massaker

Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker rief die UEFA auf, das Zeigen des Wolfsgrußes nicht zu dulden. "Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren."

Vor 30 Jahren hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller, Sänger und Intellektuelle aufhielten. In den Flammen kamen 37 Menschen ums Leben, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei.

Demiral fiel bereits 2019 mit Militärgruß auf

Via X verbreitete Demiral noch vor der Pressekonferenz ein Foto des Wolfsgruß-Jubels und schrieb dazu: "Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet" - ein berühmtes Zitat des Begründers der Republik Türkei, Kemal Atatürk. "Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht", sagte der Autor Burak Yilmaz der ARD-"Sportschau".

Demiral stand schon einmal im Fokus einer politischen Debatte. Bei einem Spiel in Frankreich 2019 hatten viele türkische Nationalspieler mit dem Militärgruß salutiert, um damit die türkischen Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Damals gab es einen kurzen Disput zwischen Demiral und Kaan Ayhan. Demiral soll seinen Mitspieler dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • EURO 2024
  • EURO 2024: Demiral feierte Tor mit rechtsextremen Wolfsgruß
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen