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EURO 2008: Fancamp - "Bitte Schlafsäcke mitnehmen"

©© APA
Vierbett-Kojen oben offen, ohne Türen - aus feuerpolizeilichen Gründen, wie Michael Mutz, Geschäftsführer des Fancamps nahe dem Ernst-Happel-Stadion, im Rahmen einer Baustellen-Pressekonferenz am Montag in Wien-Leopoldstadt erklärte.

3.000 Fußballfans aus allen Ländern sollen hier am Messegelände während der EURO 2008 Quartier beziehen können. Grundsätzlich heißt es: “Schlafsack bitte mitnehmen!” Spartanisch ausgestattete Kojen spiegeln das Prinzip wider: Viel geschlafen wird hier wohl nicht werden.

“So mancher Campingplatz kann sich hier etwas abschauen”, sagte Thomas Swancar, Marketing Director des Fancamps im APA-Gespräch. In der Halle 10 der Wiener Messe wird nicht nur eine große Schlafstätte, sondern ein regelrechtes Fandorf mit der Infrastruktur einer Kleinstadt geschaffen, wie es die vier Privatpersonen, die hinter dem Projekt stehen, nennen.

Neben 200 Toiletten, 100 Duschen und 76 Waschplätzen für 3.000 Gäste, die in 770 Schlafkojen Unterschlupf finden, gibt es einen “Public-Bereich”, ein Internet-Cafe, eine Bäckerei, einen Fanshop und Friseur, Visagisten für die Fanbemalung und vieles mehr. Nachdem es keine versperrbaren Zimmer gibt, werden 1.500 versperrbare Spinde und und Schließfächer bereitgestellt.

Aus Sicherheitsgründen soll die ganze Nacht über eine eigenen Betriebsfeuerwehr und ein Sanitätsdienst anwesend sein, erklärte Mutz. Permanent ziehen Securitys ihre Runden, unterstützt von zwei szenekundigen Beamten der Polizei. Ob diese ausgelassene Fans abhalten können, über die offenen “Boxen” zu klettern, bleibt abzuwarten. “Die Kojen sind 2,7 Meter hoch, um das zu verhindern”, betonte Mutz.

Ausschreitungen unter den Gästen erwarte man nicht. “Erfahrungen zeigen, dass gewaltbereite Fans nicht in geschlossenen Räumen gewalttätig werden”, meinte der Fancamp Geschäftsführer. Dafür seien aber 500 Sicherheitsbeamte in der Halle, die ständig auf Patrouille gehen und einschreiten können, noch bevor sich etwas aufstaut. “Es gibt Deeskalationsmaßnahmen. Wir schauen, dass wir die Leute von vornherein auseinander legen und es nicht einen Block Deutsche und einen Block Polen gibt”, erläuterte Swancar.

Bisher sei man zu 20 Prozent ausgelastet, was aber laut Veranstaltern daran liege, dass die Gäste noch nicht mehr wissen, als die Auslosung der Gruppenphase. Angemeldet haben sich bisher hauptsächlich deutsche Gäste sowie Fans aus Polen, Kroatien, aber auch Japan und Frankreich.

An eine Sperrstunde ist gedacht. “Den Lärm wird man aber nicht ganz verhindern können”, sagte Mutz. Ab Mitternacht wolle man die Lichter dimmen, aus Sicherheitsgründen muss die Halle aber für Notfälle beleuchtet bleiben.

Das Fancamp in dieser Form gibt es zum ersten Mal. In Dortmund hat es während der WM in Deutschland etwas Ähnliches gegeben. “Wir arbeiten auch eng mit dem Fanclub des DFB zusammen”, erklärte Mutz. Was nach der EURO mit den 26.000 Quadratmeter Gipskartonplatten aus denen das “Wegwerf-Quartier” besteht, passiert, wisse man noch nicht. “Vielleicht machen wir ein Event nach dem Motto ‘Leute, holt euch eure Rigipsplatten ab'”, meinte der Geschäftsführer.

Hinter dem Projekt stehen vier Privatpersonen, die vor einem Jahr die Idee dazu hatten. Zahlreiche Sponsoren unterstützen das 1,2 Millionen Euro Projekt. Die Nacht im Fancamp kostet 38 Euro. Der durchschnittliche Besucher bleibt drei Nächte, rechnen die Veranstalter.

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