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EURO 08: Kein österreichisches Sommermärchen erwartet

Schon zwei Drittel der Österreicher glauben, sehr gut über die EURO 2008 informiert zu sein. Die Euphorie über das anstehende Großereignis hält sich laut Meinungsforschern aber noch in Grenzen.

“Die Stimmung in Österreich in Bezug auf die EURO ist seit einem halben Jahr relativ unverändert”, weiß Christian Dominko, Leiter des “EM-Euphorometers” vom makam-Institut. Laut dem Stimmungsbarometer, das jede Woche anhand von 250 Befragungen erstellt wird, ist die Fußball-EM derzeit einem Drittel der Bevölkerung egal, dennoch könne man von einer positiven Grundstimmung sprechen. Zu einer Änderung der Einstellung werde es wohl frühestens kommen, wenn die Bundesliga-Spiele Mitte Februar beginnen, meinte Dominko.

“Zwar wird die Fußball-Euphorie während der EURO im kommenden Juni ansteigen, doch große Überraschungen erwarte ich nicht”, prognostizierte Karin Cvrtila, Studienleiterin beim Meinungsforschungsinstitut OGM. In Österreich sei nämlich das generelle Interesse für diesen Ballsport nicht so hoch wie etwa in Deutschland oder Italien. Grund dafür seien wiederum die mittlerweile eher spärlichen Leistungen der heimischen Vereinsmannschaften in den europäischen Cup-Bewerben.

Nationalbewusst sind die Österreicher laut Cvrtila generell nicht – und werden es auch während der EURO nicht im Übermaß sein. “Das Rahmenprogramm während der EM hat aber durchaus das Potenzial, Leute mit ins Boot zu holen, die sich sonst nicht für Fußball interessieren”, glaubt Dominko.

Positive Auswirkungen auf Europa-Integration Österreichs


Die EM könnte sich aber positiv auf die europäische Integration auswirken. Wenn die ausländischen Fans einen positiven Eindruck hinterlassen, könne ein Hochgefühl von Übereinstimmung die “österreichische Aversion gegen Europa” mildern. Auch habe Österreich die Chance, sein Image im Ausland weiter zu verbessern – vorausgesetzt, es kommt zu keinen Zwischenfällen. “Es sind durchaus Fallgruben mit der EM verbunden”, sagte der Meinungsforscher. Hooligan-Ausschreitungen etwa könnten zu einem “traumatischen Erlebnis” werden, aber die Chance auf eine Verbesserung des europäischen Wir-Gefühls ist laut Kirschhofer viel höher.

Die Angst vor Sicherheitsproblemen während der EURO sei gering, meinten Cvrtila und Kirschhofer übereinstimmend. “Umfragen zeigen immer wieder, dass die Österreicher ein hohes Vertrauen in die Exekutive haben”, erläuterte die Expertin. Laut der aktuellen Neujahrsumfrage von market glaubten 69 Prozent der Befragten, dass die EM ohne größere Zwischenfälle verlaufen wird, im April 2007 ergab der Infoscreen Monitor von OGM, dass 70 Prozent davon überzeugt sind, dass sie Sicherheitslage während der Fußballwochen im Sommer gleichbleiben wird.

Laut aktuellem “EM-Euphorometer” von makam glaubt gar die Hälfte der Bevölkerung, dass die EM eher positive Auswirkungen auf die Sicherheitslage hat, weil sie als wichtige Erfahrung für die Polizei fungieren kann, wie Dominko im APA-Interview erläuterte. Die österreichische Furcht vor Ausländerkriminalität wird laut Kirschhofer nicht auf die Fans aus dem Ausland übertragen werden, denn diese werden als Touristen und nicht als Asylwerber empfangen.

“Eine langfristig höhere Fußball-Begeisterung werde die EURO hierzulande wohl nicht bewirken, auch wenn die Euphorie kurzzeitig ansteigen wird”, resümierte Cvrtila. Auch von einem nationalen Wir-Gefühl wie 2006 in Deutschland dürften Herr und Frau Österreicher wohl nicht ergriffen werden. Einzige Ausnahme: Wenn Österreich Deutschland besiegt – “dann könnte sich alles umkehren”, sagte Cvrtila halbernst.

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