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EU-Prognose sieht schwierigere wirtschaftliche Zeiten kommen

Die Zeiten des schnellen Wachstums sind vorerst vorbei
Die Zeiten des schnellen Wachstums sind vorerst vorbei ©APA (AFP)
Die EU-Herbstprognose zum Wirtschaftswachstum in der Union, der Eurozone und den einzelnen Mitgliedsstaaten sieht schwierige wirtschaftliche Zeiten auf Europa zukommen. Es wird zwar ein weiteres Wachstum erwartet - für Österreich und der ganzen EU 2020 von 1,4 Prozent, in der Eurozone von 1,1 Prozent - so richtig in Fahrt kommt die Konjunktur damit allerdings nicht.

Immerhin wird aber mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit gerechnet, wie die EU-Kommission am Donnerstag mitteilte. Die Arbeitsmärkte sollen demnach "robust" bleiben. Allerdings fördern die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Wachstum weit weniger als zuvor, und die Unsicherheit ist hoch. Dies treffe vor allem das verarbeitende Gewerbe, das außerdem strukturelle Veränderungen durchlaufe. "Der europäischen Wirtschaft könnte daher eine längere Phase mit gedämpfterem Wachstum und geringer Inflation bevorstehen", teilte die Kommission mit.

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Verschiedene Risiken

Verschiedene Risiken könnten dazu führen, dass das Wachstum hinter der Prognose zurückbleibt, warnt die Kommission. Sollten die Unsicherheit oder die handels- und geopolitischen Spannungen steigen, könnte das Wachstum gedämpft werden. Auch eine unerwartet starke Konjunkturabschwächung in China wird als Gefahr genannt. Zu den geographisch näherliegenden Risiken zählen ein ungeregelter Brexit und die Gefahr, dass die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes stärker auf die binnenorientierten Branchen ausstrahlt.

Auch wenn per Saldo nicht mehr so viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wird die Arbeitslosenquote (nach europäischer Berechnungsmethode) im Euroraum voraussichtlich weiter von 7,6 Prozent heuer auf 7,4 Prozent im Jahr 2020 und 7,3 Prozent im Jahr 2021 sinken. In der EU insgesamt wird die Arbeitslosenquote der Prognose zufolge heuer auf 6,3 Prozent zurückgehen und sich 2020 und 2021 bei 6,2 Prozent einpendeln.

Inflationsdruck

Der Inflationsdruck dürfte in den nächsten beiden Jahren gering bleiben. Die Teuerung im Euroraum (harmonisierter Verbraucherpreisindex) wird für dieses und für nächstes Jahr auf 1,2 Prozent veranschlagt, bevor sie 2021 auf 1,3 Prozent anzieht. In der EU wird heuer und im nächsten Jahr mit einer Inflation von 1,5 Prozent gerechnet, die sich 2021 auf 1,7 Prozent erhöht.

"Der Prognose zufolge sollen alle Volkswirtschaften in der EU trotz zunehmenden Gegenwinds in den kommenden zwei Jahren weiter wachsen", so Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll. "Die Fundamentaldaten der EU-Wirtschaft sind solide: Nach sechs Jahren anhaltenden Wachstums liegt die Arbeitslosigkeit in der EU auf ihrem seit der Jahrtausendwende niedrigsten Stand. Doch dürfen wir uns angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen nicht auf dem Erreichten ausruhen. Vielmehr werden wir alle politischen Hebel nutzen müssen, um Europa widerstandsfähiger zu machen und das Wachstum zu stützen."

Handelskonfliktbedingte Unsicherheit

Auch Valdis Dombrovskis, Vizepräsident für den Euro und den sozialen Dialog, außerdem zuständig für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und die Kapitalmarktunion, warnt vor schwierigeren Zeiten, "einer Phase, die durch große handelskonfliktbedingte Unsicherheit, durch zunehmende geopolitische Spannungen, durch eine anhaltende Schwäche des verarbeitenden Gewerbes und durch den Brexit gekennzeichnet ist". Er rief alle EU-Mitgliedstaaten mit hohem öffentlichen Schuldenstand dazu auf, die vorsichtige Finanzpolitik fortzusetzen und die Schuldenstände kontinuierlich abzubauen. "Demgegenüber sollten Mitgliedstaaten mit haushaltspolitischem Spielraum diesen auch nutzen."

Den öffentlichen Finanzen in Europa dürften weiterhin die überaus niedrigen Zinsen zugutekommen. Trotz geringeren BIP-Wachstums soll die jährliche Schuldenquote für den Euroraum insgesamt zum fünften Mal in Folge sinken. Heuer soll sie auf 86,4 Prozent zurückgehen, 2020 auf 85,1 Prozent und 2021 auf 84,1 Prozent. Gleiches wird für die EU erwartet, wo sich die Schuldenquote heuer auf 80,6 Prozent, 2020 auf 79,4 Prozent und 2021 auf 78,4 Prozent vermindern dürfte.

(APA)

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