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EU entscheidet über Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs

Bis zum 29. Jänner soll die Entscheidung fallen.
Bis zum 29. Jänner soll die Entscheidung fallen. ©AP
Die EU entscheidet bis zum 29. Jänner über eine Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs. Dieser kann sogar bei Kühlschranktemperatur aufbewahrt werden.

Der Pharmakonzern Astrazeneca hat eine bedingte Zulassung seines Corona-Impfstoffs in der Europäischen Union beantragt. Bis zum 29. Jänner könnte der zuständige Ausschuss der EU-Arzneimittelbehörde EMA eine Entscheidung über das Vakzin fällen, teilte die EMA am Dienstag mit. "Auch dieser Impfstoff wird entscheidend dabei mithelfen, dass sich möglichst rasch möglichst viele Menschen impfen lassen können", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag.

Impfstoff sei einfacher in der Handhabung

Das Produkt des britisch-schwedischen Konzerns stelle im Impfplan aufgrund seiner Eigenschaften eine wichtige weitere Ergänzung dar, hieß es in einem Statement des Ministeriums. "Denn dieser Impfstoff ist einfacher in der Handhabung und stellt daher weniger logistische Herausforderungen dar. Gemeinsam mit der Zulieferung der ersten Tranche von Moderna wird der heutige Tag also ein wichtiger Tag im Kampf gegen die Pandemie und für eine Zukunft in gewohnter Normalität", prognostizierte Anschober.

Großbritannien hatte Ende Dezember als erstes Land weltweit grünes Licht für den Impfstoff, den Astrazeneca mit der Universität Oxford entwickelt hat, gegeben. Für die EU und Österreich soll der ChAdOx1 nCoV-19-Impfstoff mit 400 Millionen vorbestellten Dosen das Rückgrat für die Durchimpfung der breiten Bevölkerung darstellen. Das wird auch dadurch erleichtert, dass die Vakzine bei normaler Kühlschranktemperatur von zwei bis acht Grad Celsius länger aufbewahrt werden kann.

Astrazeneca-Impfstoff um einiges günstiger

Für das Produkt spricht auch, dass die Preise für die neuartigen mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna wahrscheinlich um ein Vielfaches höher als die von herkömmlichen Mitteln wie jenem von Astrazeneca liegen. Die belgische Staatssekretärin Eva De Bleeker veröffentlichte die bisher geheim gehaltenen Preise zeitweise auf Twitter. Demnach soll eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro kosten, eine von Biontech/Pfizer zwölf Euro, eine von Astrazeneca nur 1,78 Euro. Der Tweet wurde später gelöscht.

EU-weit sind von Biontech/Pfizer für dieses Jahr 300 Millionen Dosen bestellt. Moderna will 2021 etwa 600 Millionen Impfdosen produzieren, die EU hat sich derzeit davon 160 Millionen gesichert. Vom Impfstoff von Astrazeneca wurden vorerst 400 Millionen Dosen bestellt. Österreich stehen vertraglich jeweils in etwa zwei Prozent Anteil dieser Mengen zu.

Schutzrate könnte wesentlich geringer sein

Vor drei Tagen ist die Phase II/III-Studie zum Vakzin als Zwischenauswertung (Lancet; 9. Jänner) nun als Printversion erschienen. Wichtig: Die Schutzrate könnte mit höchstens 70 Prozent wesentlich geringer als jene der mRNA-Impfstoffe mit jeweils mehr als 90 Prozent) sein. Hier Daten mit Vergleichszahlen zu den drei Vakzinen.

Für die Zwischenauswertung der ChAdOx1 nCoV-19-Vakzine wurden die Daten von erst 11.636 Probanden (Großbritannien, Brasilien) analysiert (insgesamt aufgenommen worden waren 23.848 Probanden). In der Wirksamkeitsstudie von Pfizer-Biontech (mRNA-Impfstoff/BNT162b) waren die Daten von 43.548 Probanden untersucht worden, in jener von Moderna (mRNA-Impfstoff/mRNA-1273) die Daten von 30.420 Probanden. Bei den mRNA-Impfstoffen bekamen die Kontrollgruppen ein Placebo, bei ChAdOx1 nCoV-19 hingegen eine vor Meningitis schützende Vakzine.

Der Vektor des Impfstoffs der Oxford Vakzine-Studiengruppe ist ein Adenovirus, das normalerweise Schimpansen infiziert. Durch die Entfernung von Genabschnitten verlor das Virus seine Fähigkeit, sich im Körper zu vermehren. Es ist allerdings noch in der Lage, Zellen zu infizieren und dort Gene abzulegen, aus denen dann Virusproteine hergestellt werden. In diesem Fall ist es das Gen (DNA) für das S-Protein (Spike-Protein) von SARS-CoV-2, gegen das eine Immunantwort in Gang kommen soll. Im Gegensatz dazu bestehen die mRNA-Impfstoffe (Pfizer-Biontech, Moderna) aus in Lipid-Nanopartikeln verpackte RNA-Bauanleitungen für die Produktion des S-Proteins in Zellen.

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(APA/Red)

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