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"Es wird immer schwieriger"– Wie sich Kargs Erdbeerland seit 1986 verändert hat

Wolfgang Karg über die Erdbeersaison und sein Erdbeerland.
Wolfgang Karg über die Erdbeersaison und sein Erdbeerland. ©VOL.AT/Emilia Waanders/Canva
Die Erdbeersaison steht in den Startlöchern – doch nicht alles läuft so rund, wie die Früchte aussehen. Betriebsleiter Wolfgang Karg gewährt Einblicke hinter die Kulissen eines süßen Geschäfts.

Bei Kargs Erdbeerland in Gaißau laufen die Vorbereitungen auf die Erdbeersaison auf Hochtouren. Doch hinter den süßen, roten Früchten steckt harte Arbeit, perfektes Timing und ein wachsender Kampf um Erntehelfer. Wolfgang Karg, Betriebsleiter von Kargs Erdbeeren, spricht im Interview Klartext über wetterabhängige Ernten, Sortenstrategie und warum Erdbeeren heute ganz anders sind als noch vor 40 Jahren.

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Video: Karg über die heurige Saison, Herausforderungen und Veränderungen

Saison-Startschuss: "Am Wochenende die ersten roten Erdbeeren"

Der Frühling ist da – und mit ihm der Startschuss für die Erdbeersaison. In Kargs Erdbeerland in Gaißau stehen die Zeichen auf Rot: "Wahrscheinlich können wir am Wochenende die ersten roten Erdbeeren pflücken", sagt Betriebsleiter Wolfgang Karg. Dank des guten Wetters werde sich die Ernte rasch steigern. In der ersten oder zweiten Maiwoche könne man dann regelmäßig frische Erdbeeren kaufen.

Kargs Erdbeerland in Gaißau. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Beste Voraussetzungen für heurige Ernte

Auf den Feldern ist von roten Früchten zwar noch wenig zu sehen, doch die Pflanzen zeigen sich in hervorragendem Zustand. "Wir hatten heuer einen super Frühling, der Übergang vom Winter war ideal", erklärt Karg. Die Felder werden regelmäßig bewässert, was Trockenheit zum Glück unproblematisch macht. Er rechnet mit einer deutlich besseren Ernte als im Vorjahr.

Die Erdbeeren sollen am Wochenende erstmals in diesem Jahr gepflückt werden. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Gesunder Boden ist das A und O"

Wie schafft man es eigentlich, besonders geschmackvolle Erdbeeren zu produzieren? "Ein gesunder Boden ist das A und O", betont Karg. "Gesunder Körper, gesunder Geist – das gilt auch für Pflanzen." Auch die Sortenwahl spielt eine große Rolle. Bei Kargs Erdbeeren setzt man auf weichere, aromatische Sorten, die sich besonders für die Direktvermarktung eignen. Diese Erdbeeren sind zwar empfindlicher, dafür aber geschmacklich ein Hochgenuss.

Fünf bis sechs Sorten für eine lange Saison

Im Anbau setzt der Betrieb auf Vielfalt. "Wir haben rund fünf bis sechs Sorten im Einsatz", so Karg. Dazu kommen jedes Jahr ein bis zwei neue Sorten im Versuchsanbau. Das hat nicht nur geschmackliche, sondern auch praktische Gründe: Unterschiedliche Sorten reifen zu verschiedenen Zeiten und haben individuelle Ansprüche an Sonne und Wasser. Dadurch lässt sich das Risiko streuen und die Saison verlängern.

Wolfgang Karg mit seinem Tuktuk.

"Bis zu 13 Tonnen pro Sorte"

Dass die Erntezeit bei Kargs Erdbeerland so lang ist, liegt an der geschickten Sortenauswahl und dem Einsatz von Verfrühungstechniken wie Foliendunkelung. "So starten wir schon Anfang Mai mit der Ernte, und jede Sorte trägt etwa vier bis fünf Wochen", sagt Karg. Gepflückt wird alle zwei Tage – stets frisch vom Feld.

"Je nach Sorte und Jahr ernten wir im Schnitt 12 bis 13 Tonnen pro Sorte", verrät Karg. Im vergangenen Jahr war es etwas weniger, aber heuer stehen die Zeichen gut.

Eines von Kargs Feldern mit einer Fläche von 2 Hekta. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Frisch auf den Tisch innerhalb von Stunden

Bei Kargs beginnt der Tag früh: "Um halb sechs geht’s los mit der Ernte." Die Erdbeeren landen direkt an den Verkaufsständen oder bei "Sutterlüty", wo sie noch am selben oder spätestens am Folgetag verkauft werden. So sind alle Früchte innerhalb von 24 Stunden beim Konsumenten – frischer geht’s kaum.

Von 1986 bis heute: "Es wird immer schwieriger"

Seit 1986 betreibt Familie Karg Erdbeeranbau. Damals startete man mit kleinen Selbstpflückanlagen und klassischen Freilandkulturen. Heute kommen moderne Methoden wie Folientunnel zum Einsatz, und auch bei den Sorten hat sich viel verändert. Große Herausforderungen sieht Karg aktuell im Personalbereich: "Es wird immer schwieriger, gute Erntehelfer zu finden – nicht wegen des Geldes, sondern weil es einfach körperlich sehr anstrengend ist."

Das Schild aus den 80er-Jahren ist noch immer erhalten – auch wenn die Informationen nicht mehr ganz richtig sind, will Karg sich nicht davon trennen. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Was mit kleinen Selbstpflückanlagen begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einem regionalen Vorzeigebetrieb entwickelt – getragen von Innovationsfreude, Tradition und einer großen Portion Leidenschaft. Und eines bleibt dabei immer gleich: Der unverwechselbare Geschmack einer frisch gepflückten Erdbeere.

(VOL.AT)

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