"Es wird alles nur schöngeredet": Leser schildern ihre Erfahrungen mit der Hausarztversorgung

VOL.AT erreichten E-Mails und Kommentare mit ähnlichen Erlebnissen – von organisatorischen Hürden über Systemkritik bis hin zu ersten Unterstützungsangeboten.

So erlebt Leser Willi aus Bregenz die Situation
Ein Leser aus Bregenz berichtet, dass auch er nach der Schließung seiner Hausarztpraxis ohne ärztliche Betreuung dastand. "Die gesamte Vorgangsweise ist ein ausgesprochener Hohn gegenüber Patienten, und Hilfe kann man von niemandem erwarten – man muss mit der Situation leben und im Notfall das Spital aufsuchen", schreibt Willi.
"Als Patient muss man alle möglichen ‚Verschlimmbesserungen‘ hinnehmen, aber eine verlässliche und vertrauenswürdige Vorgangsweise bei Ärztewechsel seitens der Ärztekammer findet man nicht", betont der Bregenzer. Man könne nicht einmal konkrete Begründungen einfordern.

"Von heute auf morgen ist die Praxis dann geschlossen"
Er kritisiert, dass seine Ärztin trotz "frühzeitiger Nachfrage" keine Informationen zum Zeitpunkt der bevorstehenden Pensionierung oder zur Nachfolgepraxis gegeben habe. "Von heute auf morgen ist die Praxis dann geschlossen – ohne Hinweis auf Ersatzpraxis." Auch bei "allen Ärzten in Bregenz" habe es auf Nachfrage keine freien Kapazitäten gegeben.
Eine Beschwerde beim Patientenanwalt habe keine Lösung gebracht, sondern nur folgende Aussage: "Man kann niemanden zu etwas zwingen (Patientenaufnahme), man müsse halt die Gemeinden rundherum anfragen." Doch dort sei er abgewiesen worden, da man keine Patienten nehme, die nicht aus der Gemeinde stammen. "Diese inkompetente Vorgangsweise findet sich in einem Land mit einer kolportierten besten Gesundheitsvorsorge", so seine Sicht. "Es wird alles nur schöngeredet, weggelogen und keine Hilfe angeboten."
Betroffene melden sich in den Kommentaren
Auch im Kommentarbereich des ursprünglichen Artikels meldeten sich betroffene Leser zu Wort. Eine Nutzerin schreibt: "Ist mir in Wolfurt so passiert. Es wurde gesagt, der Patientenstamm wird übernommen, war dann aber leider doch nicht so." Nach längerer Suche sei dann noch ein anderer Arzt für sie und ihren Ehemann gefunden worden. "Es wird einfach immer schwieriger, nicht immer ist der Einzelne schuld daran."
"Nur heiße Luftblasen, keine Taten"
Ein anderer Kommentar verweist auf die Lage in Feldkirch: "Habe dasselbe Problem. Von unserer Politik gibt’s jedoch nur heiße Luftblasen, aber keine Taten." Eine häufige Kritik: dass bei der Übergabe von Praxen keine klare Information zur Patientenübernahme erfolgt und sich viele ohne Betreuung wiederfinden. "In Feldkirch hat ein Arzt den Kassenvertrag gekündigt und es gibt keinen Nachfolger – so, und nun?", meint ein Vorarlberger dazu.
Ein weiterer Leser spricht die juristische Verantwortung von Ärzten an: "Ein Arzt macht sich juristisch angreifbar, wenn er zu viele Patienten pro Tag behandelt. Rechtsanwälte und Patientenanwalt rechnen dann aus, dass nur ein paar Minuten pro Patient übrig bleiben und damit wurde gegen die Sorgfaltspflicht verstoßen. Der Tag hat leider nur 24 Stunden, es wird nur über zusätzliche Ärztestellen funktionieren."
Neben kritischen Rückmeldungen erreichte die Redaktion auch Unterstützungsangebote: Eine freiberufliche Pflegefachkraft bot etwa der Bregenzer Familie ihre Hilfe an. Sollte sich daraus eine konkrete Lösung ergeben, berichtet VOL.AT in einem weiteren Beitrag.
(VOL.AT)