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„Es gibt 1001 Gründe für den Einkauf vor Ort – aber tun muss man es“

Für AK-Präsident Hubert Hämmerle bedeutet der Einkauf im Land mehr als Sicherung der Arbeitsplätze.

Schwarzach. (VN) Das weltweite Einkaufsparadies Internet ist harte Konkurrenz. Mit der Beziehung zwischen Kunde und lokalem Handel aber geht ein Stück Identität verloren. Mit Förderungen allein lässt sich da nicht gegensteuern.

 

Wenn sich der Präsident der Arbeiterkammer für den Einkauf vor Ort stark macht, hat er wohl primär die 26.000 Angestellten vor Augen. Es geht schließlich um Arbeitsplätze.

Hämmerle

Genau. Es geht um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Aber nicht nur. Ich schätze die hohe Qualität der Beratung und den Service, den man hat. Ganz egal, ob es sich um Lebensmittel, Bekleidung oder Technik handelt.

 

Wer sich an einem Verkaufssamstag im Advent in den Geschäftstrubel stürzt, kriegt eine Ahnung davon, dass Verkaufen Stress pur bedeuten kann. Da liegen die Ansprüche der Kunden bei 120 Prozent. Für die Angestellten bedeutet der „Einkauf im Land“ Erfolg und höchste Belastung gleichermaßen. Wie müssen die Rahmenbedingungen gestaltet sein, dass beide Teile profitieren?

Hämmerle

Wichtig ist, dass man die gesetzlichen Rahmenbedingungen einhält. Da geht es um die Arbeitszeit, Erholungspausen, es geht um Freizeit und die angemessene Bezahlung.

 

Der Kunde ist heute verwöhnt. Fast jedes Produkt rund um den Erdball ist per Mausklick erreichbar, und die Verkaufsportale im Netz halten rund um die Uhr offen. Warum soll der Konsument trotzdem zum Händler im Dorf laufen?

Hämmerle

Da denke ich alleine daran, was lokale Nähe bedeutet, wenn ich etwas anfertigen lasse. Wir reden da ja nicht nur vom Handel, auch das Handwerk gehört dazu. Wenn ich lokal einkaufe, kann ich sicher sein, dass ich das für mich richtige Produkt erhalte. Ich erspare mir die ganze Hin- und Herschickerei. Sicherlich kann lokaler Einkauf manchmal teurer sein, aber sind wir ehrlich: Günstig einkaufen und dann das Falsche haben, das ist in Wahrheit dumm. Vor Ort kann ich ein Produkt probieren, einfach schauen, ob es passt. Wenn Änderungen nötig sind, kann ich das gleich im Fachhandel in Auftrag geben.

 

Geschäfte in den Siedlungskernen sind auch Treffpunkte. Soziale Nahversorgung sozusagen. Unterstützt das Land vor allem die kleinen Nahversorger ausreichend?

Hämmerle

Ich weiß nicht, ob das Land immer etwas dafür kann, wenn die Konsumenten ausbleiben. Letztendlich bleibt doch entscheidend, ob der Kunde das Geschäft annimmt. Die öffentliche Hand muss fördern, und das tut sie auch, aber die Entscheidung über den Fortbestand eines Geschäftes fällt die Kundschaft. Wir alle müssen bewusster einkaufen.

 

Wie AJ und ÖGB fordert die Landesregierung in ihrem Arbeitsprogramm die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit. Wer mehr Geld verfügbar hat, gibt es auch aus. Auch das würde den Handel im Lande stützen.

Hämmerle

Das ist ein wesentlicher Schritt. Darauf haben wir immer hingewiesen. Dieses Mehr an Geld ist indirekte Wirtschaftsförderung. Bei kleinen Einkommen fließt das Geld 1:1 in den Konsum.

 

Wie halten Sie es eigentlich selber? Wann müssen Sie für den Einkauf ins Ausland ausweichen?

Hämmerle

Eigentlich muss ich gar nichts im Ausland kaufen. Wenn man das Angebot in Vorarlberg anschaut, dann findet man keinen Grund für Einkaufsfahrten.

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