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"Es fehlte ein wenig das Glück"

Mit dem Grand-Prix von Magny Cours geht Christian Klien am Wochenende die zweite Saisonhälfte an. Der Formel-1-Neueinsteiger zieht im „VN"-Interview Bilanz über die "erste Halbzeit" und  gibt einen Ausblick.

VN: Zuerst: Wie geht es dem verletzten Finger, ist ein Start am Wochenende in Magny-Cours möglich?
Klien: “Nach Stand der Dinge ist das Rennen in Frankreich nicht in Gefahr. Die Schnittwunde sieht gut aus, ich werde täglich behandelt, neu verbunden und auch die Gewebebildung wird überprüft.”

VN: Die persönliche Bilanz nach neun Rennen in der Motorsport-Königsklasse?
Klien:
“Es war ein stetiger Aufwärtstrend zu verzeichnen. Was sich sowohl im Freien Training als auch beim Qualifying und in der Raceperformance widerspiegelt. Allein fehlte mir das Quäntchen Glück, um Punkte einzufahren. Speziell auf Strecken, die niemand testen kann – wie Bahrain, Monte Carlo, Montreal und Indianapolis – konnte man sehen, dass ich dort näher an meinen Teamkollegen Mark Webber herankam und im Qualifying teilweise schneller war. Nach Bahrain konnte ich ihn in Montreal zum zweiten Mal im Qualifying überholen.”

VN: Hast du dir den Einstieg in die Formel 1 leichter vorgestellt?
Klien: “Es sind viele Sachen, die beim Rennen neu auf mich zukommen. Die Taktik, laufend wechselnde Fahrbahnverhältnisse, Veränderung der Fahrzeugbalance – das ist alles Neuland für mich. Ich denke aber, dass ich mich nach relativ kurzer Eingewöhnungszeit schon sehr gut eingelebt habe. Da ein neuer Fahrer die meisten Strecken nicht kennt und zudem das neue Reglement de facto die Rundenanzahl im Freien Training halbiert hat, ist es schwierig bis unmöglich, am Rennwochenende rasch auf den selben Speedlevel zu kommen wie die erfahrenen Piloten.”

VN: Wie frustrierend ist es ohne einen Punkt dazustehen, während Timo Glock und Zsolt Baumgartner schon angeschrieben haben?
Klien: “Ich hätte nur zu gerne Punkte für mein Team Jaguar Racing beigesteuert, um deren harten Einsatz zu belohnen. Wie schwierig dies im heurigen Jahr für unser Team ist, zeigt, dass selbst ein erfahrener Pilot wie Webber es bisher auf lediglich drei Zähler gebracht hat. Die Ergebnisse, die Timo und Zsolt eingefahren haben, wurden sicher mit durch besondere Umstände ermöglicht. Ich gönne beiden Fahrern die Punkte.”

VN: Zuletzt gab es erstmals Kritik von Jaguar-Direktor Pitchforth.
Klien: “Ich kenne die Aussagen nicht, Pitchforth hat sie auch dementiert. Ich mache meine Arbeit so gut wie möglich, vom Team gab es bisher mir gegenüber keine Beschwerden.”

VN: Das eindrücklichste Erlebnis bisher im Grand-Prix-Sport?
Klien: “Sicherlich meine Zweikämpfe mit Räikkönen und Massa in Bahrain. Dazu der Monte-Carlo-Kurs, der als Fahrerstrecke gilt, wo ich auf Anhieb, ohne vorherige Streckenkenntnisse, mit Webber mithalten konnte. Im Qualifying war ich lediglich zwei Zehntel hinter dem Kollegen, der hier bereits zweimal in der F 1 sowie zweimal in der F 3000 angetreten war.”

VN: Die Ziele für die zweite Saisonhälfte?
Klien: “Unseren Jaguar R5 weiter zu entwickeln. Ich habe vor dem Kanada-GP meine ersten produktiven Testfahrten seit Saisonbeginn absolviert. Die Tests haben mich und meine Techniker weiter voran gebracht. Mit etwas Glück, bin ich überzeugt, dass eine weitere Steigerung auch im Rennen zählbar wird. Ich möchte auf jeden Fall leistungsmäßig so weit wie möglich an den erfahrenen und topschnellen Mark Webber herankommen.”

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