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Erweiterung der Sozialkompetenz

Satteinser Mittelschüler schlüpfen im Zuge eines Projektnachmittages in die Rolle alter, kranker Menschen.

Eine dicke Milchglasbrille auf der Nase, harte Bohnen in den Schuhen, ein Verband fixiert beide Oberschenkel und erschwert das Laufen, Ohropax in den Ohren, Handschuhe, die die Feinmotorik einschränken. Mühsam kämpft sich Luca von der Mittelschule Satteins zum nahegelegenen Postamt. Langsam und bedächtig, jeder Schritt wird von Schmerzen begleitet. Unkoordiniert und mühselig versucht Luca, einen Euro aus seiner Geldtasche zu holen und stellt fest: „Hoppala, i bin alt und gebrechlich!“
Unter diesem Titel lud die Mittelschule Satteins vor kurzem Mario Bettega, Leiter des Sozialzentrums Satteins, in die Räumlichkeiten der Schule, um die Schüler realitätsnah erfahren zu lassen, wie sich alte Menschen in ihrer Gebrechlichkeit fühlen und wie schwierig die Alltagsbewältigung teilweise auch sein kann.
„Seit acht Jahren bieten wir den Wahlpflichtbereich „Sozial“ in unserer Schule an. Unser Ziel ist es, dass unsere Jugendlichen mit offenen Augen durch unsere Gemeinde gehen und der wöchentliche Besuch im Sozialzentrum als Bereicherung empfunden wird“, berichtet Brigitte Bösch, Initiatorin dieses Wahlpflichtfaches.
Für Mario Bettega ist dieses Projekt ein gelungener Erfahrungsschatz für die jungen Menschen: „Die Jugendlichen erfahren nicht nur den ungehemmten Zugang zu den alten Menschen, sondern in meinen Augen wird hier ganz deutlich die Sozialkompetenz erweitert und gefördert.“
Luca hat es geschafft, einen Euro aus seiner Geldtasche zu kramen. Erleichtert entledigt er sich seiner Brille, entwickelt den Verband um seine Beine, schüttet die Bohnen aus seinen Schuhen und betont: „Ich bin dankbar, dass ich nur für kurze Zeit in die Rolle eines gebrechlichen Seniors schlüpfen musste. Im Zuge dieser Erfahrung muss ich allen alten Menschen, die so eingeschränkt ihren Alltag bewältigen, meinen Respekt zollen“.

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