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Erster Heimsieg für Vettel - Auf Nürburgring vor Lotus-Duo

WM-Vorsprung auf Alonso auf 34 Punkte ausgebaut
WM-Vorsprung auf Alonso auf 34 Punkte ausgebaut ©EPa
Sebastian Vettel hat am Sonntag auf dem Nürburgring gleich mehrere Flüche beendet - und einen weiteren Schritt in Richtung einer erfolgreichen Titelverteidigung gemacht. Der 26-jährige Deutsche gewann auf dem Nürburgring erstmals in seiner Formel-1-Karriere ein Heimrennen. Auch in seinem Geburtsmonat Juli hatte der Red-Bull-Pilot zuvor noch nie triumphiert.
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Um seinen 30. Grand-Prix-Sieg, den vierten in dieser Saison, musste Vettel aber bis zur letzten Runde zittern. Lotus-Pilot Kimi Räikkönen kam in der Schlussphase herangeflogen, der dreifache Weltmeister rettete eine Sekunde Vorsprung über die Ziellinie – und jubelte am Boxenfunk ausgelassen. “Es ist unglaublich, jetzt auch zu Hause gewonnen zu haben”, gestand Vettel. “Ich habe die Unterstützung des Publikums gespürt.”

Die Lotus liefen bei Temperaturen von über 25 Grad wie erwartet sehr gut. Räikkönen riskierte im Finish mit weichen Reifen, Teamkollege Romain Grosjean ließ ihn passieren. Der Franzose musste sich zum vierten Mal in seiner Karriere mit Platz drei begnügen – unmittelbar vor Vettels erstem WM-Verfolger Fernando Alonso. Der Ferrari-Star liegt nach neun von 19 Rennen nun 34 Punkte hinter dem Deutschen.

Räikkönen auf der Lauer

Dieser war aber nicht nur ob des Endes des Heimfluches erleichtert. “Ich bin froh, dass das Rennen nur 60 Runden gedauert hat”, versicherte Vettel. “Wäre es noch ein bisschen länger gegangen, hätte ich ihn vielleicht erwischen können”, meinte Räikkönen, der sich mit kahl geschorenem Kopf präsentierte. Der Finne, mit 41 Zählern Rückstand WM-Dritter, könnte in der kommenden Saison bei Red Bull Vettels Teamkollege werden, will sich mit seiner Zukunftsentscheidung aber noch Zeit lassen.

Schrecksekunden

Vettels bisheriger Stallrivale Mark Webber verabschiedet sich mit Saisonende aus der Königsklasse. Der Australier war an einer von zwei großen Schrecksekunden des Grand Prix von Deutschland beteiligt. Ein englischer Kameramann wurde in der Box von einem Rad getroffen, das sich nach dem ersten Stopp von Webbers Boliden gelöst hatte. Die Red-Bull-Crew hatte das rechte Hinterrad noch nicht ordnungsgemäß montiert.

Webber konnte das Rennen fortsetzen, fuhr dank einer Safety-Car-Phase zumindest noch auf Platz sieben. Der Kameramann wurde mit Schmerzen im Schulter- und Rippenbereich in ein Spital nach Koblenz geflogen. Es bestand der Verdacht auf Knochenbrüche und eine Gehirnerschütterung. “Dieses Rad kann dich auch umbringen”, erinnerte Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda.

Auto rollte auf Rennstrecke

Doch damit nicht genug: Wenige Runden später verselbstständigte sich der Marussia von Jules Bianchi, den der Franzose nach einem Motorschaden neben der Strecke abgestellt hatte. Der Bolide rollte in einem Bergaufstück, auf dem die Autos fast 300 km/h erreichen, im Leerlauf rückwärts quer über die Piste. Zu einer Kollision kam es nicht, die folgende Safety-Car-Phase schob das Feld aber zusammen.

Pole-Position-Mann Lewis Hamilton kam nach einem schwachen Start im Mercedes nicht über Platz fünf hinaus, sein Teamkollege Nico Rosberg wurde Neunter. “Die hohen Temperaturen tun uns nicht gut”, erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. “Die Pace von Sebastian und den beiden Lotus haben wir heute einfach nicht gehabt, vor allem in der ersten Rennhälfte nicht.”

Lebenszeichen von McLaren

Schon in dieser schied Alonsos Ferrari-Domestik Felipe Massa nach einem Dreher aus. Ein kleines Lebenszeichen gab es von McLaren durch die Ränge sechs und acht für Jenson Button und Sergio Perez. Die zuletzt in Silverstone so gefährlichen Reifenplatzer blieben aus, ein von den Fahrern angedrohter Boykott der Formel 1 dadurch nach Adaptierungen des Herstellers Pirelli erspart.

“Die Reifen haben gehalten, das ist das Wichtigste”, betonte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. “Es war ein richtig hartes Rennen.” Und selbst für Vettels Maßstäbe ein außergewöhnlich gutes. “Es war kein Rennen wie jedes andere, er war unglaublich”, lobte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko seinen Vorzugsschüler. “Er war am absoluten Limit – von Runde 1 bis zum Schluss.”

Mit seinem Heimsieg beendete Vettel auch eine 22 Monate währende Durststrecke in Europa. Seit Monza im September 2011 hatte er nicht mehr auf seinem Heimatkontinent gewonnen. In drei Wochen geht es in Ungarn weiter. Nach seinem Deutschland-Sieg ist Budapest eine von nur noch zwei Strecken im aktuellen Kalender, auf denen Vettel noch nie triumphiert hat. Der zweite weiße Fleck: der neue Kurs in Austin/Texas.

Endstand nach 60 Runden

1. Sebastian Vettel GER Red Bull
2. Kimi Räikkönen FIN Lotus
3. Romain Grosjean FRA Lotus
4. Fernando Alonso ESP Ferrari
5. Lewis Hamilton GBR Mercedes
6. Jenson Button GBR McLaren
7. Mark Webber AUS Red Bull
8. Sergio Perez MEX McLaren
9. Nico Rosberg GER Mercedes
10. Nico Hülkenberg GER Sauber
11. Paul di Resta GBR Force India
12. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso
13. Adrian Sutil GER Force India
14. Esteban Gutierrez MEX Sauber
15. Pastor Maldonado VEN Williams
16. Valtteri Bottas FIN Williams
17. Charles Pic FRA Caterham
18. Giedo van der Garde NED Caterham
19. Max Chilton GBR Marussia

WM-Stand 

1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 157
2. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 123
3. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus 116
4. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 99
5. Mark Webber (AUS) Red Bull 93
6. Nico Rosberg (GER) Mercedes 84
7. Felipe Massa (BRA) Ferrari 57
8. Romain Grosjean (FRA) Lotus 41
9. Paul di Resta (GBR) Force India 36
10. Jenson Button (GBR) McLaren 33
11. Adrian Sutil (GER) Force India 23
12. Sergio Perez (MEX) McLaren 16
13. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso 13
14. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso 11
15. Nico Hülkenberg (GER) Sauber 7

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