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Erster Coronavirus-Toter in Österreich

Dr. Christoph Wenisch
Dr. Christoph Wenisch ©Screenshot APA-Videos
In Wien hat es den ersten Toten in Zusammenhang mit dem Coronavirus gegeben. Das Opfer ist ein 69-jähriger Italienheimkehrer mit Vorerkrankungen.
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Das Coronavirus hat in Österreich das erste Todesopfer gefordert. Ein 69-jähriger Mann - Italienheimkehrer mit Vorerkrankungen - ist in der Nacht auf Donnerstag im Wiener Kaiser Franz-Josefspital verstorben, teilte der medizinische Krisenstab der Stadt Wien mit.

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Zum ersten an Covid-19 verstorbenen österreichischen Patienten fand am Donnerstag um 13:30 Uhr eine Pressekonferenz im Kaiser-Franz-Josefspital statt. Der Leiter der 4. Medizinischen Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin, Christoph Wenisch, stand Medienvertretern für Fragen zur Verfügung. Er hatte den Patienten behandelt, der sich in Italien infiziert hatte.

69-Jähriger starb an multiplem Organversagen

Der 69-jährige Patient im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital ist an einem Multiorganversagen infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das sagte der Leiter der Infektionsabteilung des Krankenhauses, Christoph Wenisch, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Der 69-Jährige hatte Vorerkrankungen wie Zucker, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und eine chronische Darmerkrankung.

"Andererseits war er fit"

"Andererseits war er fit. Er war immerhin auf einem Italienurlaub", ergänzte der Mediziner. Auf diesem Urlaub, den er im Februar mit seiner Familie verbrachte, hatte er sich nach Erkenntnissen der Ärzte auch mit SARS-CoV-2 angesteckt. Der 69-Jährige entwickelte nach der Rückkehr Symptome und kam bald in das Krankenhaus. "Er ist dann über die Normalstation rasch auf die Intensivstation gekommen, weil ein Lungenversagen rasch eingetreten ist", erläuterte Wenisch. Es folgten Versagen der Nieren, der Leber, der Herz-Kreislauf-Organe. "Medizinisch salopp gesagt, handelte es sich um ein Multiorganversagen", attestierte der Mediziner.

Zentrale Informationen von Dr. Wenisch zum ersten Coronavirus-Toten in Österreich im Telegramm-Stil:

  • Der Patient verstarb an Multi-Organ-Versagen
  • Der Verstorbene war unter anderem auch Diabetiker
  • Als über 60-Jähriger litt der Patient unter mehreren Vorerkrankungen
  • Es gibt im Kaiser-Franz-Josefspital derzeit vier aktive und drei Verdachtsfälle
  • Journalistenfrage: "Werden wir in den nächsten Tagen weitere Todesfälle haben?" - Dr. Wenisch: "Es ist realistisch und absehbar."
  • Wie die Erfahrungen in China zeigen: Die Sterblichkeitsrate geht zurück, wenn die Krankenhäuser, vor allem die Intensivstationen funktionieren
  • Wenn die Coronavirus-Situation vielleicht bald so ist, wie in Italien, ist es für das Personal eine unerträgliche Belastung
  • Die Maßnahmen und Reaktionen der Regierung zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung in Österreich sind für den Arzt "nachvollziehbar"
  • Wenisch: "Es ist keine Zeit dafür, Schuldige zu suchen - oder auf der Tribüne zu sitzen"

Coronavirus - Erster Todesfall in Österreich

Eingangskontrollen in allen Wiener Krankenhäusern

Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wird es in den Wiener Gemeindespitälern zu Einschränkungen kommen. Krankenbesuche werden bis auf Weiteres untersagt. Um diese Maßnahme durchzusetzen, werden in allen Häusern Eingangskontrollen durchgeführt, gab Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bekannt.

Nicht dringende Operationen werden verschoben

Weiters werden in Wien sämtliche nicht dringenden Operationen bis auf ein absolutes Minimum auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wir bitten die Wiener Bevölkerung um Verständnis, aber wir müssen unsere Ressourcen und unser Personal im zentralen Bereich der Gesundheitsversorgung - den Spitälern - schützen und schonen , meinte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in einer Pressemitteilung. Wien. Absolut keinen Einschränkungen unterliegen Akutbehandlungen bzw. -operationen. Hacker kündigte zudem weitere Maßnahmen an, die bereits in Vorbereitung sind.

302 CoV-Fälle in Österreich

Anschober: Abflachung der Anstiegskurven wird Wochen dauern

Die Bundesminister Rudolf Anschober (Grüne), Karl Nehammer (ÖVP) und Klaudia Tanner (ÖVP) haben am Donnerstag bei einem Medientermin der "AGES Infoline" in Wien-Donaustadt betont, dass Maßnahmen in der Coronavirus-Bekämpfung einer täglichen Evaluierung der Situation folgen. Innenminister Nehammer kündigte zudem an, dass weitere Maßnahmen kommen werden, sollte die Infektionskurve nicht abflachen.

Aktuelle Zahlen von Donnerstagfrüh würden laut Gesundheitsminister Anschober ein derzeit prozentuell starkes Ansteigen der Anzahl der positiven Coronavirus-Fälle in Österreich zeigen: "Derzeit sind wir in einem sehr, sehr starken Prozess des Ansteigens. Gestern in der Früh waren es 202 Erkrankungsfälle, jetzt gerade sind wir bei 302. Würde diese Kurve so weitergehen, hätten wir bereits in einer Woche sehr, sehr hohe Zahlen."

Coronavirus: Gefährlicher als Influenza

Daher gehe es darum, eine Verzögerung zu erreichen. "Jetzt müssen wir einmal schauen, dass wir die aktuellen Maßnahmen umsetzen."

Das Wirken der Maßnahmen werde Zeit brauchen. Während es laut Anschober in vielen Ländern Europas ein ähnliches Ansteigen der Zahl der Coronavirus-Krankheitsfälle wie in Österreich gebe, werde sich am viel stärker belasteten Italien vieles entscheiden. "Italien hat das in der Lombardei, was wir mit aller Kraft verhindern wollen, nämlich eine wirkliche Einschränkung des Gesundheitssystems, des Spitalversorgungssystems - das ist in Teilen der Lombardei nicht mehr handlungsfähig."

Innenminister Karl Nehammer sagt: "Der entscheidende Punkt ist, wann setze ich die Maßnahme. Die soll dann Wirkung erzielen. Das ist ein permanenter Prozess."

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(APA)

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