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Erster Corona-Patient in Österreich dank Blutplasma-Spende geheilt

Grazer Spezialisten verabreichten einem Corona-Patienten Antikörper aus dem Blutplasma eines bereits Genesenen.
Grazer Spezialisten verabreichten einem Corona-Patienten Antikörper aus dem Blutplasma eines bereits Genesenen. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Im LKH Graz wurde einem schwerkranken Coronavirus-Patienten das Blutplasma eines bereits Genesenen verabreicht. Der 36-Jährige konnte mittlerweile von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden.
Genesene können mit Blutplasma helfen

Im LKH-Uniklinikum Graz ist der erste Corona-Patient mit Blutplasma eines bereits von der Covid-19-Erkrankung Geheilten ebenfalls genesen. Ein Medikament gegen das heimtückische SARS-CoV-2-Virus gibt es weiterhin nicht, die im Blutplasma von Genesenen enthaltenen Antikörper können jedoch schwerkranken Patienten helfen, die Infektion zu besiegen.

Mit Blutplasma behandelter Corona-Patient in Graz genesen

Die Grazer Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin verfügt über ein besonderes Verfahren um das Blut von genesenen pathogenaktiven Spendern zu Plasma aufzubereiten. Das Blutplasma eines genesenen Covid-19-Erkrankten haben die Grazer Spezialisten verwendet, um damit einen 36-jährigen obersteirischen Patienten, der unter einem Antikörpermangelsyndrom leidet, zu behandeln, wie Klinikleiter Peter Schlenke auf Anfrage der APA berichtete.

Der Mann wurde am 11. März positiv auf das Virus getestet, er litt an Atemnot und Fieber, kam ins Krankenhaus, hat die bekannten Therapien bekommen und wurde letztlich nach mehreren fiebrigen Wochen ins Grazer LKH-Uniklinikum gebracht, wie der Grazer Infektiologie Robert Krause gegenüber der APA erklärte. "Der Patient hatte eine bestehende Lungenerkrankung aufgrund seines Antikörpermangelsyndroms, er hatte sehr hohe Entzündungsparameter und brauchte Sauerstoff. Es wäre wahrscheinlich schlecht ausgegangen, der Patient hat über Wochen keine klinische Besserung gezeigt", fasste Krause zusammen. "Die Entzündungsparameter sind jetzt alle weg, er ist weiterhin noch sauerstoffpflichtig und fühlt sich wie er sagte 'fast normal'", schilderte Krause die aktuelle Situation.

"Anwendung erfolgte experimentell"

Am 10. April bekam der Patient die erste 200-Milliliter-Gabe mit dem Plasma eines Einzelspenders verabreicht. "Die Anwendung erfolgte experimentell. Wir sind davon ausgegangen, dass die Antikörper im Plasma zur Neutralisierung des Virus beitragen. Der Patient hat zweimal 200 Milliliter verabreicht bekommen. Wenige Tage später wurde er von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt", so Schlenke.

"Wir haben Erfahrung mit Plasmagaben, allerdings nicht bei Covid-19-Erkrankten. Doch wir hatten einige Fallberichte aus China zu dieser Vorgangsweise. Jetzt haben wir einen ersten Anhalt, dass es gemacht werden kann", äußerte sich Krause vorsichtig zu dem bisherigen Ergebnis.

Weitere Versuche mit Plasma-Spenden an Erkrankten

Der positive Entwicklung des Gesundheitszustandes des Patienten kann als Anzeichen, dass der Therapieansatz erfolgreich sein könnte, bewertet werden. Ein Wirksamkeitsnachweis über wissensschaftliche Studien liegt aber noch nicht vor. Erste Versuche, Covid-19-Erkrankte mit dem durch Plasmapherese gewonnenen Plasma von geheilten, ehemals Infizieren zu behandeln, laufen auch an Kliniken in Tirol und Salzburg.

In Graz wurden aktuell zwei weitere an einer angeborenen oder erworbenen Immundefizienz leidende Patienten mit den Antikörpern aus dem Plasma von Genesenen behandelt. "Hier ist es noch zu frisch, um Ergebnisse vorzulegen", sagte Krause. Momentan könne man laut Schlenke auf rund 50 potenzielle Spender zurückgreifen, aus denen der jeweils bestgeeignete Spender für den Empfänger ausgewählt werde.

Noch kein Wirksamkeitsnachweis der Behandlung

Zur Wirksamkeit der Behandlung ließen sich noch keine wissenschaftlich tragfähigen Aussagen machen. "Hierzu bräuchte es eine große Studie mit einer Placebogruppe. Da stellt sich dann wieder die Frage, ob man den Patienten in der Placebogruppe, die ja auch eine Therapie brauchen, diese einfach vorenthalten darf. Da kommen wir in einen ethisch großen Konflikt", gab Krause zu bedenken.

Es sei ist jedenfalls "keine Therapie, die man jedem geben kann. Da muss man schon sehr selektiv wählen und eine strenge Nutzen-Risikoabwägung machen, denn das Ganze kann auch Nebenwirkungen mit sich ziehen", hob Krause hervor.

(APA/Red)

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