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Erste Hallen-Europameister heißen Grange und Zuzulova

Der Franzose Jean-Baptiste Grange sowie Veronika Zuzulova aus der Slowakei sind die ersten alpinen Ski-Europameister der Geschichte. Bei der EM-Premiere am Samstag in Amneville setzte sich Grange im K.o.-Finale der Herren gegen den Südtiroler Christoph Innerhofer um 0,24 Sek. durch, Bronze ging an dessen Landsmann Manfred Mölgg.
Erster Ski-Hallen-EM-Slalom in Amneville

Bei den Damen gingen Silber und Bronze durch Nastasia Noens und Marion Pelissier an Gastgeber Frankreich. Österreich blieb medaillenlos und kam über zwei fünfte Plätze durch Kathrin Zettel bzw. Alexander Koll nicht hinaus.

Trotz des tristen Regenwetters draußen und der eisigen Temperaturen in der “Snowhall” ging die erste Hallen-Ski-EM bei beachtlich guter Stimmung über die Bühne. Rund 1.000 Zuschauer hatten dank des neuartigen K.o.-Modus’, bei dem die Fahrer paarweise aber einzeln gegeneinander antraten, stets die Daumen zu drücken.

Und sie sorgten natürlich vor allem bei den Fahrten der Franzosen für Riesenstimmung. Diese ließen sich nicht lumpen und holten auf der 482 m langen Piste, der derzeit längsten Skihalle der Welt, mit Heimvorteil gleich drei der bezeichnender Weise zwölfeckigen Europa-Medaillen. Wunder war es keines, tragen doch die Tricolores seit zwei Jahren in dieser Halle ihre offiziellen Slalom-Meisterschaften aus.

So sorgte Slalom-Weltcupsieger Grange für einen Favoritensieg des Lokalmatadors. Die im Weltcup immer noch sieglose Pressburgerin Zuzulova war im Finale gleich um über eine Sekunde schneller als die Qualifikantin Noens und sicherte mit ihrem ersten Gold seit der Junioren-WM 2002 der Slowakei den ersten großen Ski-Titel. Zuzulova war auch im Vorjahr in Frühform gewesen, ehe sie ein kapitaler Sturz beim Einfahren für den Levi-Slalom weit zurückgeworfen hatte.

Österreich hatte hingegen mit der Medaillenvergabe nichts zu tun. Bei den Damen überstand nur Kathrin Zettel mit einem Sieg über Landsfrau Michaela Nösig, die als einzige von sechs ÖSV-Fahrerinnen die Qualifikation geschafft hatte, Runde eins des K.o.-Finales. Im Viertelfinale verlor die Niederösterreicherin klar gegen die spätere Silbermedaillengewinnerin Noens. Michaela Kirchgasser war bereits in Runde eins an Noens gescheitert.

Auch bei den Herren ging schon das Halbfinale ohne rot-weiß-rote Beteiligung in Szene. Nachdem Mit-Favorit Rainer Schönfelder hauchdünn schon in der Qualifikation hängen geblieben war, schieden in der ersten Finalrunde mit Manfred Pranger, Mario Matt, Reinfried Herbst, Marcel Hirscher und Christoph Dreier gleich fünf von sieben ÖSV-Fahrern aus. Im Viertelfinale war dann auch für Alexander Koll und den nicht im Weltcupaufgebot befindlichen “Hallen-Spezialisten” Thomas König aus Kärnten, der dem späteren Sieger Grange unterlag und hinter Koll Sechster wurde, Schluss. “Es war ein perfektes Heimspiel der Franzosen, wir haben hingegen nicht das gezeigt, was wir wollten”, gab ÖSV-Herrenchef Toni Giger zu.

Auch die Fahrer waren vom neuen K.o.-Modus angetan, einziger Kritikpunkt war die steinige und damit kantenmordende Piste. “Wenn du keinen Grip hast, ist es eine reine Glücksgeschichte. Du kannst dann als Sportler fast nichts dazu beitragen, ob du eine gute Leistung bringst”, ärgerte sich Herbst über die auf einem Kohlehaufen errichtete Halle. “Wirklich schade, denn sonst war alles super!”

Auch die früh gescheiterten Slalom-Weltmeister Matt und Pranger kritisierten einzig die steinige Piste. “Das sollten sie bei so einem Rennen wirklich besser im Griff haben. Schade drum, denn die Rennen selbst waren wirklich spannend”, meinte Matt. “Ich bin immer nur bis zur Hälfte gut gefahren, dann war meist der Grip weg”, seufzte Pranger, outete sich aber gleichzeitig als Fan dieses Hallen-K.o.-Slaloms. “Ein hochinteressanter Bewerb. So was kann man auch im Sommer machen, noch besser wär’s aber im Freien.”

Schröcksnadel (“Wir wussten, dass wir in der Halle nicht so gut sind”) nahm den Ball volley auf. “Wir haben schon einige neue Ideen”, versprach der Chef des neuen Europaverbandes ESF, der trotz der Drohungen des ESF-kritischen Weltskiverbandes FIS diese erste Alpinski-EM ausgerichtet hatte. Wegen der Brisanz des Themas hatten einige starke Europa-Verbände auf eine Beschickung der ersten EM verzichtet, die Spitzenfahrer kamen daher hauptsächlich aus Österreich, Frankreich und Italien.

Nachdem Österreich über keine Halle verfügt, käme derzeit aber nur ein Freiluft-Slalom unter ESF-Patronanz in Frage. Die Hohe Wand Wiese in Wien wäre ein idealer Ort für so etwas. Dort hat die FIS schon im Jänner 1986 einen zum Nationencup zählenden Weltcup-Parallelslalom ausgerichtet, seitdem verhindert das starre, eigene Regelwerk eine Wiederholung. Die EFS wäre nicht an solche Vorgaben gebunden. Schröcksnadel: “Wenn wir so etwas wie hier heute in Österreich machen, kommen 30.000 Zuschauer.”

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