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"Ernani" kämpft gegen Goldmann-Affäre

Wilhelmine Goldmann &copy APA
Wilhelmine Goldmann &copy APA
Im Schatten der „Opernaffäre“ von ÖBB-Vorstandsdirektorin Wilhelmine Goldmann ist heute, Freitag, der künstlerische Aspekt der „opernwerkstatt wien“ wieder in den Vordergrund gerückt worden.

Ab 15. Juli wird der Carl-Szokoll-Hof der Roßauer-Kaserne, Sitz des österreichischen Verteidigungsministeriums, zum zweiten Mal für eine Freiluftoper genutzt – in diesem Sommer steht an vier Terminen „Ernani“ von Giuseppe Verdi auf dem Programm. Beim Pressegespräch betonte Obmann Harald Schlosser, dass es sich um ein „einmaliges Projekt an einem einmaligen Schauplatz“ handle.

Schlosser begründete im Vorfeld der Präsentation Goldmanns Abwesenheit mit deren Wunsch, den Konflikt an der ÖBB-Spitze nicht mit dem künstlerischen Programm des gemeinnützigen Vereins vermischen zu wollen. Goldmann, die auch der „opernwerkstatt wien“ vorsteht, wurde vorgeworfen, ÖBB-betriebliche Mittel für den Verein verwendet zu haben. Gestern, Donnerstag, erteilte ihr der Aufsichtsrat der ÖBB-Personenverkehrs AG daher einen Verweis. „Hier geht es aber nicht um Goldmann vs. ÖBB“, lenkte Schlosser schließlich die Aufmerksamkeit auf die Oper, auch wenn die öffentliche Diskussion natürlich auch für verstärktes Interesse gesorgt habe.

Nach Verdis Frühwerk „Attila“, das im Vorjahr in spröde-modernem Design und ohne die bei Freiluftaufführungen üblichen Verstärker-Anlagen den Kasernen-Hof füllte, verlässt man sich auch in diesem Jahr auf den italienischen Komponisten. Verdis „Ernani“ – nach der gleichnamigen Vorlage von Victor Hugo und mit dem Libretto von Francesco Maria Piave – wird heuer wieder unter der musikalischen Leitung von Tiziano Duca vorgeführt, diesmal jedoch in der Inszenierung von Robert Simma. In der Titelrolle singt Maurizio Graziani, Paolo Ruggiero (Don Carlo), Nicolai Karnolsky (Don Ruy Gomez da Silva) und Latonia Moore (Elvira) ergänzen die Gesangsparts.

Von einer „glutvollen, blutvollen Ernani-Produktion“ war die Rede, im Gegensatz zum Vorjahr setze man heuer jedoch auf einfache Strukturen und schöne Kostüme. Die Kürzung von sechs auf dieses Mal nur vier Vorstellungen hat laut Schlosser budgetäre Gründe – weder von der Stadt Wien noch vom Bund habe es finanzielle Unterstützung gegeben. So steht der Produktion ein Budget von rund 230.000 Euro zur Verfügung, mit dem den zwischen 700 und 1.000 Zuschauern pro Vorführung trotzdem ein professionelles und qualitativ hochwertiges Opernerlebnis geboten werden soll.

Der Verein „opernwerkstatt wien“ gibt mit seinen Opernproduktionen jungen Sängern (meist Studenten oder jungen Absolventen der Wiener Musikuniversität) die Möglichkeit, unter professionellen Voraussetzungen in großen Partien aufzutreten. Im Orchester spielen Profis und musikbegeisterte Amateure, großteils wird ehrenamtlich gearbeitet. In den vergangenen Jahren waren die Inszenierungen der opernwerkstatt vor der idyllischen Kulisse von Schloss Neuwaldegg gezeigt worden, bevor man in den Hof des Verteidigungsministeriums wechselte.

Service: „Ernani“, am 15., 17., 19. und 21. Juli
jeweils ab 20.45 Uhr
Roßauer-Kaserne, Carl-Szokoll-Hof, Türkenstraße 22 A, 1090 Wien
http://www.opernwerkstatt.at

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