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Erfolge und Misserfolge der Parteien bei der NR-Wahl

Die NR-Wahl dürfte dieses Mal nicht viel ändern.
Die NR-Wahl dürfte dieses Mal nicht viel ändern. ©APA/BARBARA GINDL
Wirft man einen Blick auf die vergangenen Nationalratswahlen, mussten die beiden Großparteien bereits zahlreiche Wahldebakel einstecken.

Zum 23. Mal seit 1945 wählt Österreich in zwei Wochen den Nationalrat. Dies schon nach zwei Jahren wieder, weil Türkis-Blau an "Ibizagate" scheiterte, ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz die Neuwahl ausrief - und daraufhin der Nationalrat der verbliebenen ÖVP-Regierungsriege das Vertrauen entzog. Da eine Beamtenregierung das Ruder übernahm, geht erstmals niemand als Regierungspartei ins Rennen.

Kein Polit-Beben bei der Nationalratswahl erwartet

Trotz aller Dramatik, die ihr vorausging, dürfte die Wahl keine großen Umwälzungen bringen. Die ÖVP wird so gut wie sicher Erste blieben, die FPÖ zwar einiges, aber bei weitem nicht in Rekordhöhe verlieren. Da die Meinungsforscher auch für die SPÖ von Verlusten ausgehen, sehen manche wieder einmal Rot und Blau im Duell. Die Grünen stehen vor ihrem Parlaments-Comeback, die NEOS werden im Nationalrat bleiben - während der Liste JETZT der frühe Abschied droht.

Das große Erdbeben gab es bei der Wahl 2017: Die von Sebastian Kurz auf Türkis getrimmte ÖVP wurde mit einem starken Plus auf 31,47 Prozent Erste vor der SPÖ. Das war ihr den fünf Jahrzehnten zuvor nur einmal gelungen, im Jahr 2002 mit Wolfgang Schüssel. Anders als damals - als sie für ihre Performance in der schwarz-blauen Koalition abgestraft worden war - lag die FPÖ 2017 allerdings nicht am Boden, sondern kam mit 25,97 Prozent der SPÖ nah wie nie zuvor. Und wechselte wieder in die Regierung, weil Kurz nicht mehr mit der SPÖ zusammen regieren wollte.

Wahl dürfte Grüne wieder zurück ins Parlament bringen

Diese hatte er auch im Ergebnis weit abgehängt: Die Sozialdemokraten kamen - noch von Kanzler Christian Kern in die Wahl geführt - 2017 mit 26,86 Prozent nur einen sehr kleinen Schritt aus dem historischen Tief von 26,82 Prozent heraus. Sie mussten nicht nur Platz 2 verdauen, sondern auch den Wechsel auf die Oppositionsbank.

Dort gab es noch einen zweiten Platztausch:: Die Grünen flogen 31 Jahre nach ihrem Einzug - mit mageren 3,80 Prozent - raus, dafür zog die vom Ex-Grünen Peter Pilz gegründete Liste JETZT mit 4,41 Prozent ein. Hier dürfte die jetzige vorgezogene Wahl - zum Glück der Grünen und zum Schaden von JETZT - wieder "alte" Verhältnisse bringen. Und NEOS werden sich laut den Umfragen auch in ihrer dritten Wahl - 2017 hatten sie 5,30 Prozent - im Nationalrat halten.

30 Jahre Niedergang der Großen und Aufstieg der Kleinen

Mit ihnen ist die Zahl der etablierten Parteien auf fünf angewachsen. Insgesamt hat sich die politische Landschaft in den letzten drei Jahrzehnten zwar relativ langsam, aber stark verändert. Ein Schlüsseljahr war 1986: Damals übernahm Jörg Haider die FPÖ - und führte sie in zuvor unerreichte Höhen. Im gleichen Jahr zogen die Grünen in den Nationalrat ein, und wuchsen (ausgenommen 2017) langsam, aber beständig auf 12,42 Prozent (2013).

Für die beiden bis zu den 80er-Jahren alles beherrschenden Großparteien ÖVP und SPÖ - die zusammen bei den Wahlen immer um die 90 Prozent holten - begann der Abstieg. Zwar ging auch bei allen Wahlen danach Platz 1 immer entweder an die SPÖ oder an die ÖVP - und Platz 2 in der Regel an die andere Partei. Mit nur einer Ausnahme: 1999 landete die ÖVP ganz knapp hinter der FPÖ auf Platz 3.

Zahlreiche Wahldebakel für ÖVP und SPÖ

Aber der rot-schwarze Wähleranteil schrumpfte beständig: 2013 hatten sie zusammen nur mehr ganz knapp - mit 50,81 Prozent - die Mehrheit. 2002 gab es allerdings ein Zwischenhoch: Damals war die erste ÖVP-FPÖ-Koalition wegen schwerer blauer Turbulenzen geplatzt. Die Neuwahl bescherte der FPÖ den Rekordeinbruch um 16,90 Prozentpunkte auf nur mehr 10,01 Prozent. Die ÖVP legte fast ebenso viel (15,39 Punkte) zu und holte mit 42,30 Prozent ihr bestes Ergebnis seit 1983. Auch die SPÖ gut ab - und so kam man zusammen noch einmal fast auf 80 Prozent.

Dem folgte jedoch ein steiler Absturz. Bei der Wahl 2006 wurde die SPÖ wieder Erste, Schwarz-Blau/Orange hatte keine Mehrheit mehr. Und so wurde die 1999/2000 beendete Große Koalition fortgesetzt. Bei den nächsten Wahlen erlitten SPÖ und ÖVP ein Debakel nach dem anderen.

NEOS als erfolgreiche Newcomer

Währenddessen erholte sich die FPÖ mit ihrem neuen Chef Heinz-Christian Strache flott. 15 Jahre nach dem Absturz hatten die Blauen 2017 wieder ein Viertel der Wähler hinter sich. Das auch, weil zwei erfolgreiche Konkurrenten, das BZÖ und das Team Stronach, nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche verschwanden. Gehalten haben sich die pinken Newcomer des Jahres 2013: NEOS zogen auf Anhieb in den Nationalrat ein und werden wohl auch weiter bleiben.

Neben den fünf aktuellen Parlamentsparteien - ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS, JETZT -, den Grünen, dem BZÖ (2006 bis 2013) und dem Team Stronach (2013 bis 2017) haben es in der Zweiten Republik nur zwei andere Parteien in den Nationalrat geschafft: Die KPÖ zu Beginn, von 1945 bis zur Wahl 1959 - und das (nun mit den NEOS fusionierte) LIF (1994 bis 1999).

(APA/Red)

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