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"Er steht über den Dingen"

Ein Hexer im Tor, innerlich ruhig – das ist Eishockey-Goalie Patrick Machreich vom Nationalligisten EHC Lustenau.

Er hat doch nur zwei Hände. Die er mal Finger auf Finger zusammenpresst, mal offen auf der Tischfläche ruhen lässt. Im Eishockeytor scheint Patrick Machreich seine Gliedmaßen vervielfältigen zu können. Immer zuckt da von irgendwo ein Arm oder ein Bein hervor, um die schärfsten Geschosse zu entschärfen.

Selbstvertrauen getankt

Der 28-jährige Goalie des EHC Lustenau ist im Finale der Eishockey-Nationalliga schon fast so etwas wie das 1:0 in der Serie gegen den Lokalrivalen Dornbirn. Warum ist Patrick Machreich so gut? “Ich habe Selbstvertrauen während der gesamten Saison aufgebaut. Das brauchte ich auch, denn in Linz kam ich vergangene Saison kaum zum Spielen.” Der Salzburger lächelt, zwinkert seiner Freundin Melanie zu und hört sich genüsslich an, was seine Liebste über ihn zu sagen hat. “Er ist ruhig, steht über den Dingen, sehr zielstrebig.” Als Machreich vergangenen Sommer nach Lustenau kam, wusste er nicht, wie das werden würde. Er, den sie in der Bundesliga oft zum zweiten Torhüter machten. Der durch Engagements in Zell/See, Graz, Villach und Linz zwar viel Erfahrung sammeln konnte, sein Können jedoch zu selten zeigen durfte.

Geheimwaffe “Tapping”

In Lustenau, eine Liga tiefer, wurde er zum Helden. “Paddy” oder “Patze” nennen sie ihn in der Mannschaft. Seine Autorität fußt auf Topleistungen, das Wenige, das er sagt, saugen die Teamkollegen dankbar auf. Wie er sich immer wieder auf den Punkt in Form bringt? “Ich mache vor jedem Spiel Tapping. Damit ist das Abklopfen der Akkupunktur-Punkte in den Händen gemeint. Das macht mich sehr ruhig und konzentriert.” Wenn er in seinem Torraum sei, befinde er sich in seiner eigenen Welt, total konzentriert auf die Arbeit. “Bei Spielunterbrechungen fahre ich jedoch gerne aus dem Kreis heraus und genieße die Begeisterung der Fans.” Der gebürtige Zeller, der eine HAK-Matura hat und ein BWL-Fernstudium macht, lebt mit seiner Freundin Melanie gerne in Lustenau. Sportlich will er allerdings bald höher hinaus. “Sollte es ein Angebot aus der Bundesliga mit Perspektive ­geben, werde ich es annehmen. Aber der EHC bleibt für meine Zukunft auch eine ­Alternative.”

Die Drohung

Im bevorstehenden Finale sieht Machreich, bei allem Respekt für den Gegner, Lustenau als Favorit. Sich selbst will er in Höchstform erleben. “Denn für das Finale arbeitest du ja eine Saison lang. Jetzt sind wir dort. Ich werde alles geben.” Klingt fast wie eine gefährliche Drohung für die gegnerischen Stürmer.

 

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