Hohenems. Die Grafenstadt und Weinanbau, zwei Aspekte die man wohl nicht auf den ersten Blick miteinander verbindet. Tatsächlich gibt es aber direkt an der Ortsgrenze zu Altach „Im Sand“ wie das Gebiet dort genannt wird, einen kleinen, aber feinen Weinberg und das seit mittlerweile 20 Jahren.
Gewagtes Experiment
Klaus Gebele ist der Mastermind hinter dem Rebensaft made in Hohenems. Den gebürtigen Deutschen zog es der Liebe wegen vor 25 Jahren nach Altach und der Zufall wollte es so, dass seine Schwiegereltern einen kleinen Acker auf Emser Ortgebiet betrieben. Gebele gibt offen zu, seinerzeit kompletter Neuling in Sachen Garten gewesen zu sein, umso schneller packte ihn aber die Leidenschaft. Statt Kartoffeln beschloss er aber schnell Weinstöcke anzupflanzen. Ein mutiges Experiment mitten im klimatisch ungünstigen Rheintal, wofür er anfangs von Spaziergängern des Öfteren belächelt wurde. Sein Feld hat keine Hanglage, keinen See und oft pfeift der kalte Wind durch die Rebstöcke. Gebele holte sich aber Tipps von Weinexperten aus der Schweiz und legte los.
Klassische Behandlungsmethoden
Der Start erfolgte mit einer roten Rebensorte namens „Regent“, welche ihn aber nicht dauerhaft überzeugen konnte. So erfolgte recht bald mit Reben der Sorte „Johanniter“, welcher auch im süddeutschen Raum durchaus bekannt ist, der Umstieg auf Weißwein. Gebele setzt beim Anbau und der Pflege auf das Zertifikat „Naturnah“ ohne Pflanzenschutzmittel. Einige klassische Behandlungsmethoden mit Kupfer und Schwefel kommen aber zur Anwendung, anders wäre Schädlingen wie etwa der Kirschessigfliege oder Pilzen nicht Herr zu werden. Den Klimawandel spürt der Pensionist aber nicht über günstigere klimatischen Bedingungen für den Weinanbau, im Gegenteil die Wetterextreme werden immer größer und erschweren ihm die Arbeit.
Keltern zu Hause
Gekeltert wird der Wein made in Hohenems dann im Eigenheim von Gebele. Einiges an Gerätschaften hat er vor Ort, den Rest leiht er sich über Freunde und Bekannte aus dem rund 70 Mitglieder starken Vorarlberger Weinbauverein aus. Die 50 Rebstöcke ergeben durchschnittlich pro Jahr einen Ertrag von rund 80 Flaschen und damit hat er es bereits in das Magazin „Genuss“ geschafft, wo sein Wein mit der zweithöchsten Note „Sehr gut“ beurteilt wird. Demnach schmecke sein edles Erzeugnis nach exotischen Früchten und Ananas, zudem erfrischend, rustikal und sei ein perfekter Jausen Begleiter. Zu kaufen gibt es den Wein nicht im klassischen Sinne. Die einzigen zwei Möglichkeiten sind zum einen bei Gebele selbst, der sonst auch noch Most, Schnaps und Liköre produziert und zum anderen im Landgasthof Hirschen in der Marktstraße. Dort wird der Wein als Empfehlung beworben und neben der Flaschenvariante gibt es auch die Möglichkeit zur glasweisen Degustation. An größere Mengenproduktion denkt Gebele im Übrigen definitiv nicht, allein das Feld gibt aufgrund des weiteren Gemüseanbaus nicht viel mehr Platz her. „Der Weinanbau und der Genuss ist reines Hobby“, sagt Gebele und nimmt einen genüsslichen Schluck Emser Wein aus seinem Glas. CEG
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Klaus Gebele
Geb. 27.3.1950 in Weingarten (Deutschland)
Aufgewachsen in Ravensburg
Pensionist
Seit 25 Jahren wegen Gattin Herta wohnhaft in Altach
Hobbies: OGV, Weinbau, Schnapsbrennen, Garten