Hintergrund der internationalen Befreiungsfeier des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen war das Gedenken an die Gräueltaten des NS-Terrors und die Erinnerung an die Befreiung am 5. Mai 1945.
Größte Gedenkfeier der Welt in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Von den mehr als 9.000 Teilnehmern wurde ein symbolischer Akt der Solidarität gesetzt. Es handelte sich um die größte der mehr als 100 Gedenkfeiern, die an diesem Tag zum Schwerpunktthema “Niemals Nummer. Immer Mensch” vielerorts in Österreich stattfanden. Und das nicht nur auf nationaler Ebene: Das Gedenken in Mauthausen ist weltweit das größte mit Kranzniederlegungen und Delegationen aus mehr als 100 Ländern, die in ihren Landessprachen begrüßt werden.
Julia Herr und die SJ nutzten Veranstaltung für Protest
In diesem Rahmen setzten die SJ-Vorsitzende Julia Herr und weitere Mitglieder der Sozialistischen Jugend mittels mitgebrachter Plakate ein kritisches politisches Statement gegen “rechtsextreme Einzelfälle” – ein Seitenhieb auf FPÖ und ÖVP sowie konkret gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz, den Herr auf ihrem Twitter-Account auch direkt ansprach.
Bei Befreiungsfeier gedenken, aber bei rechtsextremen „Einzelfällen“ schweigen? Scheinheilig! @sebastiankurz gerade heute kommst du uns und den 60 „Einzelfällen“ nicht aus! #werschweigtstimmtzu pic.twitter.com/SYcwr2yuQw
— Julia Herr (@frauherr) 5. Mai 2019
— Julia Herr (@frauherr) 5. Mai 2019
Massive Kritik der Jungen ÖVP: Gedenken für Wahlkampf missbraucht
Die Reaktion des politischen Gegners ließ nicht lange auf sich warten: Die Junge ÖVP bzw. deren Generalsekretärin Laura Sachslehner warf der SJ in einer Aussendung vor, diese habe “leichtfertig das Gedenken an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und des Zweiten Weltkrieges missbraucht, um billiges politisches Kleingeld zu wechseln” und Fotos für ihren Wahlkampf zu sammeln, “anstatt anzuerkennen, dass am heutigen Tag die Opfer und die Befreiung im Vordergrund stehen”.
“Bevor die Sozialistische Jugend auch die nächste Gedenkfeier zu ihrer politischen Bühne macht, könnte sie lieber anfangen gegen rot-blaue Koalitionen in den eigenen Reihen zu demonstrieren. Eine KZ-Gedenkstätte ist jedoch definitiv kein passender Ort dafür”, so Sachslehner in dem Schreiben.
Julia Herr kontert gegen die Vorwürfe
Herr wiederum ließ die Vorwürfe gegen die Aktion nicht unkommentiert stehen, sondern meldete sich noch weitere Male via Twitter zu Wort, wobei sie betonte, dass es beim Gedenken darum ginge, Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft zu ziehen und dem Rechtsextremismus in heutiger Zeit etwas entgegenzusetzen. Zudem erklärte sie, dass Aktionen wie diese seitens der SJ auch im Vorjahr stattgefunden hätten und der Vorwurf, es handle sich um Stimmungsmache für den Wahlkampf, daher unzulässig sei.
Gedenken bedeutet nicht einen Kranz hinlegen sondern Lehren aus der Vergangenheit für die Gegenwart ziehen! Das heißt dem Rechtsextremismus auch HEUTE etwas entgegensetzen, in einer Zeit wo wöchentlich Grenzen überschritten werden! (1/2)
— Julia Herr (@frauherr) 5. Mai 2019
Haben wir letztes Jahr übrigens genau gleich gesehen u mit Schildern ein stilles Zeichen gesetzt! An alle die Aktion auf Wahlkampf zurückführen wollen: Ich muss euch enttäuschen. Uns gehts tatsächlich um die Sache. Auch in Jahren ohne Wahlkampf! (2/2) pic.twitter.com/Sk7OLmdgYd
— Julia Herr (@frauherr) 5. Mai 2019
Letzter Tweet für heute: wir haben ü 300 junge Menschen aus ganz Ö zur Befreiungsfeier gebracht, weil wir es ernst meinen mit Niemals Vergessen! Denn dazu braucht’s auch die Erwachsenen von morgen! Danke @SJ_Oesterreich pic.twitter.com/9qWvJfmqIy
— Julia Herr (@frauherr) 5. Mai 2019
(red)