Die Meinungsforscher geben der ÖVP aber wenig Chancen, neuerlich über 50 Prozent zu kommen – und sogar der Verlust der absoluten Mandatsmehrheit ist möglich. Für diesen Fall hat LH Sausgruber seinen Rücktritt angekündigt.
Verloren ging die Absolute zuletzt im Nachbarland Tirol mit massiven Verlusten der ÖVP unter Herwig van Staa bei der Wahl 2008 – wobei die ÖVP wohl vorwiegend an den Partei-Dissidenten Fritz Dinkhauser Wähler verlor. In Niederösterreich war es Erwin Pröll wenige Monate zuvor gelungen, die 2003 wiedereroberte Absolute noch auszubauen. Somit sind Vorarlberg und NÖ derzeit (noch) die beiden Länder, wo die ÖVP bei mehr als 50 Prozent liegt. SPÖ-Absolute gibt es im Burgenland (Prozent) und in Wien (Mandate).
Vorarlberg gehört mit Tirol und Wien zu den Ländern mit den längsten “absoluten” Phasen: In Wien kam die SPÖ von 1945 bis 1996 und dann wieder ab 2001 meist auf mehr als 50 Prozent der Stimmen und zumindest auf mehr als die Hälfte der Mandate. In Tirol und Vorarlberg war dies für die ÖVP von 1945 bis 1999 durchgehend der Fall – und auch hier gelang der LH-Partei nach einer Periode “ohne” die Rückeroberung, in Tirol freilich nur vorübergehend.
In Vorarlberg nützte die ÖVP ihre Absolute nie, um allein zu regieren – obwohl dort die Regierung seit 1923 nach dem Mehrheitssystem gebildet wird. Sie gestand der FPÖ (seit 1949) und bis 1974 auch der SPÖ Regierungssitze zu. Die 35-jährige Koalition mit der FPÖ könnte nun zu Ende gehen – hat Sausgruber doch angesichts des “Exil-Juden”-Sagers von Parteichef Dieter Egger erklärt, mit den Blauen nicht mehr zusammenarbeiten zu wollen.
Kein Thema ist die “Absolute” in Oberösterreich, wo eine Woche nach Vorarlberg gewählt wird. Dort braucht die ÖVP seit 1991 Koalitionspartner – und hat zuletzt statt der SPÖ die Grünen auserkoren.
Absolute Mehrheiten waren in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik in den Landtagen beinahe die Regel. Mit dem Aufstieg der FPÖ unter Jörg Haider (1986 bis 2000) gingen sie aber reihum verloren, Ende der 90er-Jahre gab es keine einzige mehr. In fünf Ländern – Burgenland, Wien, NÖ, Vorarlberg und Tirol – brachte die erste Wahl unter der schwarz-blauen Bundesregierung den LH-Parteien die Absolute zurück. Damals verlor die FPÖ bei allen Wahlen dramatisch. Jetzt, mit ihrem Wieder-Erstarken, sind auch die Absoluten wieder gefährdet.
Statisktik der letzten Wahl:
Damals regierende Landeshauptleute sowie Stimmenanteil und Mandate der stimmenstärksten Partei: Land Landeshaupt- Partei Stimmen- Mandate Mandate mann/frau anteil Partei insges. Burgenland Hans Niessl SPÖ 52,18 19 36 Kärnten Jörg Haider BZÖ 42,43 16 36 NÖ Erwin Pröll ÖVP 54,39 31 56 OÖ Josef Pühringer ÖVP 43,42 25 56 Salzburg Gabi Burgstaller SPÖ 39,37 15 36 Steiermark Franz Voves SPÖ 41,67 25 56 Tirol Herwig van Staa ÖVP 40,50 16 36 Vorarlberg Herbert Sausgruber ÖVP 54,92 21 36 Wien Michael Häupl SPÖ 49,09 55 100 Absolute Mehrheiten in den Bundesländern seit 1945: Burgenland: ÖVP 1945-1953 SPÖ 1968-1972, 1977-1987, ab 2005 Kärnten: SPÖ 1970-1989 Niederösterreich: ÖVP 1945-1993, ab 2003 Oberösterreich: ÖVP 1945-1949, 1955-1967, 1979-1991 Salzburg: ÖVP 1945-1949, 1984-1989 Steiermark: ÖVP 1945-1949, 1965-1970, 1974-1991 Tirol: ÖVP 1945-1999, 2003-2008 Vorarlberg: ÖVP 1945-1999, ab 2004 Wien: SPÖ 1945-1996, ab 2001