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Eine Million leidet unter Inkontinenz

Rund eine Million Österreicher leidet unter Blasen- und Darmschwäche. "Global gesehen" seien eine von fünf Frauen und einer von zehn Männern von Inkontinenz betroffen, sagt Neuro-Urologe Helmut Madersbacher.

Um die Qualität in dem Bereich sicherzustellen, will die MKÖ nun entsprechende Behandlungszentren zertifizieren und hat für medizinische Produkte ein Gütesiegel erstellt.

In Österreich gebe es nach wie vor einen Mangel an fächerübergreifender Versorgung des komplexen Krankheitsbildes, bei dem oft mehrere Ursachen zusammenspielen würden, so Madersbacher. Die demographische Entwicklung, die immer älter werdende Bevölkerung, verschärfe die Problematik.

Vor allem komplexe Fälle würden am besten von interdisziplinären Experten-Teams betreut: “In Österreich entstehen da und dort Kontinenz- und Beckenbodenzentren”, so Madersbacher. “Inkontinenz braucht Versorgungsqualität. Wir müssen schauen, ob hier die Qualität sichergestellt ist, denn derzeit ist es kein geschützter Begriff. Deshalb bieten wir an, solche Zentren zu zertifizieren.” Die drei Kerndisziplinen Urologie, Gynäkologie und Chirurgie müssten dabei kooperieren, insgesamt sollten mindestens fünf Fachdisziplinen zusammenarbeiten. Geschätzte acht bis zehn solcher Einrichtungen gebe es derzeit in Österreich, allerdings unter verschiedenen Bezeichnungen.

Große und von Patienten immer wieder beklagte Qualitätsunterschiede gebe es auch bei medizinischen Produkten. Ein Gütesiegel der MKÖ soll nun Orientierung im Angebotsdschungel bieten: Die am häufigsten eingesetzten Hilfsmittel würden überprüft und im Rahmen der heurigen Jahrestagung präsentiert, berichtete Engelbert Hanzal, Leiter der Urogynäkologischen Ambulanz an der Uni-Klinik für Frauenheilkunde des AKH Wien. Man würde sich wünschen, dass das Gütesiegel auch Krankenkassen eine Leitlinie zur Finanzierung gibt.

Seit rund zwei bzw. zwölf Jahren gibt es in Wien bzw. in Innsbruck für diplomierte Krankenschwestern die Sonderausbildung zur Kontinenz- und Stomaberatung. Rund 120 ausgebildete Berater für Österreich und das benachbarte Ausland gebe es mittlerweile, der Bedarf sei noch nicht gedeckt, so die Kontinenz- und Stomaberaterin Dora Mair von der Innsbrucker Neuro-Urologischen Ambulanz. Ein Positionspapier soll nun einen bundesweit einheitlichen hohen Qualitätsstandard für diese Berufsgruppe festlegen.

Spreche man von Inkontinenz, dürfe nicht auf die Darmschwäche vergessen werden: Unter den Berufstätigen sind laut Friedrich Herbst, Leiter der Chirurgischen Abteilung am Wiener Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, etwa fünf Prozent betroffen, ab 65 Jahren steige die Zahl der Patienten an. Die Dunkelziffer sei hoch, vermutlich leide durchschnittlich jeder zehnte ältere Mensch daran.

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