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Eine glückliche Ex-Raucherin

Frastanz (VN) -  Die Zeit von Dr. Johanna Rohrer ist knapp bemessen. Denn die von ihr geführte Raucherambulanz im Suchtkrankenhaus Maria Ebene in Frastanz hat sich zu gefragten Anlaufstelle für jene entwickelt, die vom Nikotin loskommen möchten.
Ihnen will die Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin eine Begleiterin beim Ausstieg aus der Sucht sein. Sie weiß: „Die ersten drei Monate sind die schwersten.“ Und Abstinenzwillige durch die Höhen und Tiefen eines Entzuges zu führen bedeutet eine Herausforderung. Rohrer nimmt sie täglich an. Weil sie auch weiß: „Der Rauchstopp ist die erfolgreichste Maßnahme zur Lebensverlängerung und mehr Lebensqualität.“

Erzwungene Rauchpause

Die vierfache Mutter kann diesbezüglich auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. ­Immerhin 18 Jahre dauerte ihre eigene Raucherkarriere. Heute bezeichnet sich Rohrer hörbar zufrieden als „glückliche Ex-Raucherin“. Eine starke Erkältung hatte eine mehrtägige Rauchpause erzwungen. Der Erkenntnis „wenn es so lange ohne geht, geht es noch länger ohne“ folgte die Konsequenz. „Mir haben auch die Nichtraucherschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz sehr geholfen“, erzählt Rohrer. Je weniger man zum Rauchen komme, umso leichter falle das Aufhören. Allerdings ist selbst die Expertin vor rauchschwangeren Verlockungen nicht gefeit. Doch lässt sie wohlweislich die Hände vom Wohlfühlnikotin. Weil: „Die erste Zigarette birgt

die größte Rückfallgefahr.“

Ob ihre Arbeit in der Raucherambulanz erfolgbringend wirkt, lässt sich schwer beurteilen, weil es keine Nachkontrollen gibt. Die persönliche Einschätzung sagt Dr. Johanna Rohrer, dass zumindest nicht alles umsonst ist. „Bis jetzt kamen jedenfalls nur zwei, um sich neuerlich behandeln zu lassen“, erzählt sie. Wobei auf Maria Ebene nur Therapien mit wissenschaftlichem Nachweis zur Anwendung kommen. Doch vorher steht ein ausführliches Gespräch an. Dabei werden die Beweggründe des Rauchens und Nicht-mehr-Rauchen-Wollens beleuchtet. Sie bergen meist keine Überraschung. „Geraucht wird als Belohnung oder zur Stressbewältigung, aufhören möchten viele aus gesundheitlichen Gründen und wegen der Abhängigkeit, die plötzlich als störend empfunden wird“, listet Johanna Rohrer auf. Immer öfter spielen auch Geld und die schwindende Attraktivität, der das Rauchen offenbar unterliegt, eine Rolle.

Individuelle Therapie

Sind die Gründe geklärt, wird gemeinsam ein individueller Therapieplan erstellt, der neben motivierenden Gesprächen medizinische Interventionen vorsieht. Die meisten Klienten setzen auf Medikamente und Nikotinersatzpräparate. Dass diese von den Sozialversicherungen nicht bezahlt werden, bedauert die Ärztin ebenso wie den Mangel an stationären Möglichkeiten für Nikotinsüchtige. Die Kosten für Folgeerkrankungen einer Nikotinabhängigkeit seien nämlich um ein Vielfaches höher. „Mehr in Prävention und Therapie zu investieren, würde also allen nützen.“ Nikotin weist bekanntermaßen ein hohes Abhängigkeitspotenzial auf. Menschen davon zu befreien benötigt viel Erfahrung und einen im wahrsten Sinne des Wortes langen Atem. Als begeisterte Weitwanderin hat Johanna Rohrer diesen aber ohnehin.

Zur Person: Dr. Johanna Rohrer

  • Geboren: 4. Juli 1962 in Rankweil
  • Wohnort: Feldkirch-Altenstadt
  • Familienstand: Partnerschaft, 4 Kinder
  • Beruf: Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
  • Hobbys: Weitwandern in den Südalpen, Lesen, Musik, Politik
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