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Eine Brücke zu den Eltern

Hildegard Burtscher engagiert sich im LKH Bludenz als "Brückenschwester".

Wohlig räkelt sich Chiara in den Armen ihrer Mutter. Die winzigen Finger hält der Säugling dabei gestreckt. Hildegard Burtscher quittiert diese Geste mit einem Lächeln. „Es zeigt, dass die Kleine ganz entspannt ist“, erklärt die erfahrene Krankenschwester der jungen Mutter. Dann legt sie vorsichtig ihre Hand auf das leicht flaumige Köpfchen. Anschließend massiert Hildegard Burtscher sanft die Handflächen des Mädchens. Es sind Berührungen, die nicht nur dem Baby nützen. Sie geben auch Mutter und Vater ein Stück weit Sicherheit, dem Kind damit Gutes zu tun. Ein Anspruch, den alle Eltern haben, der sich aber nicht immer erfüllt, weil andere Sorgen die Freude trüben. Hier greift Hildegard Burtscher als sogenannte „Brückenschwester“ ein. Sie möchte junge Eltern motivieren, frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn Hilfe nötig ist. „Eine anspruchsvolle, aber erfüllende Aufgabe“, meint die sympathische Frau.

Bei der Visite dabei

Vor zweieinhalb Jahren wurde das Projekt im Landeskrankenhaus Bludenz über Anregung der connexia und mit der IfS-Familienarbeit Bludenz als Partner begründet. Auf der Neugeborenenstation waren Hildegard Burtscher und ihre Kollegin, Helga Hartmann, sofort willkommen. „Die Zusammenarbeit könnte besser nicht sein“, bestätigt Burtscher. In den Anfängen bestellten die Brückenschwestern bei Bedarf eine Sozialarbeiterin ins Spital oder der Kontakt erfolgte später über einen Hausbesuch. Inzwischen nehmen sie die Sache gleich selbst in die Hand. Die Intentionen sind schließlich gleichgeblieben, nämlich Müttern und Vätern eine freudvolle Elternschaft zu ermöglichen.

Die allein ist bereits eine Herausforderung. „Bestehen dann noch Probleme wie Geldnot, eine psychische oder körperliche Erkrankung oder fehlende soziale Netze, verstärken sich die Belastungen“, weiß Hildegard Burtscher. Oft treten diese Ängste im Wochenbett zutage, also in einer Phase, in der Mütter besonders dünnhäutig, gleichzeitig aber auch gut erreichbar sind. Deshalb ist die mit über 30 Berufsjahren ausgestattete Krankenschwester, Integrationsfachfrau und Elternberaterin bei der Morgenvisite dabei. „Aus dem Verhalten der Frauen lässt sich sehr viel herauslesen, auch, wie ihr Zugang zum Kind ist“, erzählt Hildegard Burtscher.

Feinfühliges Nachfragen

Doch erst, wenn Ärzte und Schwestern das Zimmer verlassen haben, setzt sie sich zur Mutter an den Tisch und beginnt feinfühlig nachzufragen. „Eltern möchten nicht, dass man zu ihnen, sondern mit ihnen spricht“, sagt Hildegard Burtscher. In den meisten Fällen öffnen sich die Türen zu den Herzen der Mütter tatsächlich. „Viele sind dankbar, dass sie mit jemandem über andere als medizinische Themen reden können“, hat Burtscher die Erfahrung gemacht. Oft helfen schon Tipps zum Umgang mit dem Baby weiter. „Und selbst, wenn es mehr braucht oder ein Fall für die Jugendwohlfahrt ist, was auch vorkommt, sollen die Eltern wissen, dass es nicht in erster Linie um Kontrolle, sondern um Unterstützung geht“, betont Burtscher.

Die Zufriedenheit und Zuversicht, die sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern in den Bergen holt, möchte sie auch an die Eltern weitergeben. Denn: „Dinge lassen sich verändern. Man muss es nur wollen.“ Sie selbst würde wollen, dass dieser niederschwellige Zugang zur Hilfe in allen Spitälern gegeben wäre.

ZUR PERSON: Hildegard Burtscher
Geboren: 1960 in Bludenz
Wohnort: Bludenz
Beruf: Elternberaterin
Hobbys: Bergwandern, Klettern, Lesen
Hildegard Burtscher engagiert sich im LKH Bludenz als „Brückenschwester“.

(VN)

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