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Eine Ära geht zu Ende

Musikschuldirektorin Doris Glatter-Götz leitete 13 Jahre die Geschicke der Rheintalischen Musikschule. Nun übergibt sie im Oktober ihr Amt an ihren Nachfolger Dietmar Nigsch.
Musikschuldirektorin Doris Glatter-Götz leitete 13 Jahre die Geschicke der Rheintalischen Musikschule. Nun übergibt sie im Oktober ihr Amt an ihren Nachfolger Dietmar Nigsch. ©bvs
An der Rheintalischen Musikschule steht ein Führungswechsel bevor. Direktorin Doris Glatter-Götz resümiert anlässlich ihrer Pensionierung über die vergangenen 13 Jahre.
Eine Ära geht zu Ende

Lustenau „Ich kann mich noch gut an das Stelleninserat der Rheintalischen Musikschule erinnern, über das ich 2010 ganz zufällig gestolpert bin. Es war wie für mich geschaffen“, erinnert sich Doris Glatter-Götz (61) zurück. Sie ist damals als einzige Frau ins Hearing um den Posten des Musikschuldirektors eingeladen worden und hat das Rennen schlussendlich für sich entschieden. Als erste Frau an der Spitze einer Musikschule in Vorarlberg hat sie in den vergangenen 13 Jahren die Geschicke der Musikschule geleitet.

Sinfonische Arbeit aufgenommen

Doris Glatter-Götz war in den vergangenen 13 Jahren die erste Ansprechperson in der Rheintalischen Musikschule. Ihre Liebe zur Musik, zu den Menschen und zu ihrer Arbeit ist zu spüren, wenn man mit ihr spricht. „Es gab viele Bereiche, die für mich ganz bedeutend waren. Hervorzuheben ist sicherlich der Ausbau der sinfonischen Orchesterarbeit“, erklärt sie. Streichinstrumente sind ein Teil unserer Tradition und ein Kulturerbe, das wir in Österreich pflegen müssen“, so die Direktorin. In einem ersten Schritt gründete sie deshalb 2011 das große Orchester Sinfonietta Lustenau, das sie viele Jahre auch selber dirigierte. Und um den Kindern und Jugendlichen die Musik der Streicher schmackhaft zu machen, bot sie an der Musikschule kostenlose Schnupperkurse für alle Streichinstrumente an. „Wir müssen mit ganz viel Einsatz die Streichinstrumente in das Bewusstsein der Eltern und Kinder rücken“, so Glatter-Götz. Heute kann sie mit Stolz sagen, dass ihr Vorhaben geglückt ist. Insgesamt gibt es inzwischen an der Musikschule 192 Streicher und fünf Orchesterstufen.

Kooperationen mit Schulen

Um dem Verschwinden von aktivem Musizieren auch in den Volksschulen entgegenzuwirken, ging sie Kooperationen mit allen Volksschulen in Lustenau und Höchst ein. „Ich habe mich immer wieder gefragt, was unsere Gesellschaft und besonders unsere Kinder und Jugendlichen für ihre Entwicklung brauchen und wie wir als Musikschule beitragen können“, betont sie. Die Erst- und Zweitklässler musizieren aktiv im Tandem der Musikschullehrerin mit der Volksschullehrperson. Sie lernen gemeinsam zu singen, sich zu bewegen, zu tanzen und machen erste rhythmische und klangliche Erfahrungen mit einem speziell angepassten Instrumentarium. „Die Kinder und die Lehrpersonen sind begeistert“, erzählt die dreifache Mutter Glatter-Götz.

Herausforderung gesellschaftlicher Wandel

Doris Glatter-Götz weiß, dass die Kinder von Natur aus Spielen und Entdecken wollen. „Leider wird dieser Trieb durch den steigenden Konsum der neuen Medien unterdrückt. Nicht nur darin verändert sich unsere Gesellschaft. Das merken wir auch an der Musikschule“, so die scheidende Direktorin. Üben wird immer mehr zum Problem. Sie rät Eltern durch aktives Tun die Kinder zu unterstützen und zuzuhören, während die Kinder zu Hause mit ihrem Musikinstrument spielen.

Vieles umgesetzt, bereit für neues

Zufrieden blickt sie auf ihre Zeit an der Musikschule zurück. „Wir sind als Bildungsinstitution breit aufgestellt, sind Vorreiter bei vielen Projekten. Nun übergibt sie im Oktober ihr Amt an Dietmar Nigsch aus Muntlix, der ab dann die Geschicke der Rheintalischen Musikschule leiten wird. Doris Glatter-Götz möchte sich in ihrer Pension intensiv für die Frauengleichbehandlung einsetzen, Zeit zum Reisen haben, für ihre Enkel da sein und selber wieder mehr Musik machen. Bvs

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