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Eindrucksvolles Spiel auf dem See

Im Anschluss an die „Tosca“-Premiere herrschte Donnerstagnacht bei Verantwortlichen und Mitwirkenden der Bregenzer Festspiele gelöste Stimmung.

Trotz drohender Gewitterwolken ist das vom Fernsehen (ORF 2 und 3sat) übertragene außergewöhnliche Opernspektakel wettermäßig und v.a. künstlerisch gut über die gigantische Seebühne gegangen. Nach zwei aufregenden Stunden spendeten die knapp 7.000 Premierenbesucher – darunter Rock-Ikone Tina Turner und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) – allen Mitwirkenden herzlichen und lang anhaltenden Beifall.

Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ auf der Seebühne als optisch und akustisch beeindruckendes Open Air-Musikdrama um Liebe, Eifersucht, Macht und Tod ist das Herzstück der 62. Bregenzer Festspiele. Der Augen- und Ohrenschmaus von Puccini wird bis 19. August noch 24 Mal aufgeführt und im Sommer 2008 wieder aufgenommen. Karten sind trotz guter Buchung noch erhältlich.

Das neue Spiel auf dem See wird von einem überdimensionalen Auge dominiert, das die Arbeit des Malers Cavaradossi symbolisiert, aber ebenso Leidenschaft und Eifersucht sowie den omnipräsenten Polizei- und Überwachungsstaat (Big Brother). Die Protagonisten des dramatischen Operngeschehens (Regie: Philipp Himmelmann) bringen in den Dimensionen der Riesen-Freiluftbühne (Johannes Leiacker) auch Kammerspiel-Intimität über die Rampe.

In der Premierenbesetzung und TV-Fassung haben sich die deutsche Sopranistin Nadja Michael als liebende und rächende Tosca, der aus Belgrad stammende Tenor Zoran Todorovich als revolutionärer Cavaradossi und der in Israel geborene und in Südafrika aufgewachsene Bariton Gidon Saks als schurkischer Polizeichef Scarpia sängerisch und schauspielerisch profiliert. Der mit Spannung erwartete finale Sprung Toscas von der Engelsburg wird in Bregenz dank Videounterstützung fast zur Apotheose der Titelfigur. Zuvor wird dafür ein Double des hingerichteten Cavaradossi publikumswirksam in den See gekippt.

Die Produktion profitiert auch vom ausgereiften Akustiksystem (BOA – Bregenz Open Acoustics), das zum bisherigen „Richtungs-Hören“ eine nahezu perfekte Raumsimulation unter freiem Himmel schafft. Die Wiener Symphoniker liefern aus dem Festspielhaus den Stereo-Orchestersound, dazu werden Originalglockentöne aus Vorarlberg, Orgelbrausen und Kanonendonner eingespielt. Ulf Schirmer steigert sich damit vom Dirigenten quasi zum akustischen „Effektdesigner“.

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