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Einblick in heimische Privatsammlungen

Einen eindrucksvollen Einblick in bisher unbekannte österreichische Bestände moderner Kunst bietet ab Freitag das Mumok Wien. "Entdecken und Besitzen"

Die Ausstellung „Entdecken und Besitzen“ stellt an Hand exemplarischer Exponate zehn ausgewählte Privatsammlungen vor. Zu sehen sind über 400 Werke vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, neben Malerei, Grafik und Fotoarbeiten auch Skulpturen, Videos und Installationen.

Schau soll Irrtum widerlegen

Obwohl das internationale Phänomen des Sammlungs-Booms in den vergangenen Jahren auch Österreich ergriffen habe, herrsche noch immer die Meinung vor, es gebe hierzulande praktisch keine bedeutenden privaten Kunstkollektionen, erläuterte Mumok-Direktor Edelbert Köb bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Die aktuelle Schau soll diesen Irrtum widerlegen. Kuratorin Eva Badura-Triska ist in einjähriger Recherchearbeit auf über hundert interessante heimische Sammlungen gestoßen und hat nach den Kriterien von Qualität, Internationalität, Unterschiedlichkeit und der Stringenz des Sammlungsprofils zehn davon ausgewählt.

Über vier Ebenen, jeweils in einem eigenen Raum, werden die Sammlungen präsentiert und ihre Eigentümer in Videos porträtiert. Der jüngste unter ihnen, der 31-jährige Dirigent und Pianist Michael Klaar, im Mumok unter anderem mit einer Serie von Walter Obholzer-Gemälden vertreten, hat schon mit 13 angefangen Kunst zu kaufen, mit einem Schwerpunkt auf internationalen konzeptuellen, minimalistischen Tendenzen. Ähnlich ausgerichtet ist die Auswahl aus der Sammlung von Sigrid und Franz Wojda.

Der Rechtsanwalt Hauer gibt einen Einblick in seine Sammlung abstrakter Kunst von Serge Poliakoff bis zur Gegenwart. Auf allerjüngste internationale Positionen konzentriert sich der Wiener Arzt Horst Köhn. Der Kunsthändler Philipp Konzett präsentiert neben seiner wichtigen Aktionismus-Sammlung, die mit Arbeiten von Beuys bis Warhol auch international verankert ist, auch eine der bedeutendsten Borneo-Kollektionen. Der Controller Heinz Ploner stellt neue abstrakte österreichische Maler wie Scheibl, Damisch, Brandl den Zeichnungen von Henri Michaux gegenüber.

Vom Jugendstil zur Gegenwart reichen die Bestände von Ernst Ploil, Anwalt und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Kunst der Jahrhundertwende. Manfred Willmann und Christine Frisinghelli von der Zeitschrift Camera Austria sind mit dokumentarischer Fotografie speziell der 70er Jahre vertreten. Johann Widauer, ursprünglich Heizungstechniker und seit einem Jahr Galerist, zeigt vor allem großformatige Installationen von Peter Kogler bis Lawrence Weiner. Und aus der umfangreichen Sammlung von Dieter und Gertraud Bogner sind u.a. zwei Werke zu sehen, die das Kunsthistorikerpaar dem Mumok „als Gastgeschenk“ überlassen hat: 15 monochrome Leinwände in einer Holzkiste von Heimo Zobernig und ein Modell für einen Pavillon von Dan Graham, eine der zahlreichen Auftragsarbeiten für ihr Schloss Buchberg am Kamp.

Als Begleitprogramm findet eine Reihe von Vorträgen und Führungen statt, in denen die Sammler und Sammlerinnen persönlich ihre Kollektionen präsentieren. Am Nationalfeiertag werden in Form von Vorträgen vier weitere Sammlungen vorgestellt, die man nicht ins Haus holen kann, darunter jene von Francesca Habsburg und die Sammlung Liaunig. Diesen Samstag (8.10.) beschäftigt sich ein internationales Symposium mit der Bedeutung privater Sammlungstätigkeit. Der Katalog enthält neben den Porträts der ausgewählten Sammlerpersönlichkeiten auch einen Beitrag zur Geschichte des privaten Sammelns in Österreich.

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