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Ein Urgestein der Feuerwehr

Franz Telfser ist über ein halbes Jahrhundert Teil der Gisinger Wehr.
Franz Telfser ist über ein halbes Jahrhundert Teil der Gisinger Wehr. ©Tay Hagen
Franz Telfser ist seit 57 Jahren Mitglied der Feuerwehr.
Eindrücke der Feuerwehr Gisingen (2022)
Alte Bilder der Feuerwehr

FELDKIRCH Den alten “Lodertschopa” umgeschmissen und in die private Hose geschlüpft, Steigergurt und Helm geschnappt und schon kann es losgehen. Übungsannahme war wie jede Woche: Brand an der Gisinger Pfarrkirche, denn dort steht ein Hydrant parat. “Zum Angriff!” Eine Übung im Jahre 1966 bei der Gisinger Feuerwehr. Franz Telfser erinnert sich gerne an diese Zeit zurück. Denn damals kam er frisch zur Wehr dazu. “An meinem damaligen Arbeitsplatz waren einige bei der Feuerwehr, deswegen hab ich auch mal reingeschnuppert”, so Telfser. “Ich habe mir Kameradschaft erwartet und habe sie dort auch gefunden.” Neben den Übungen wurde zusammen gearbeitet und miteinander gefeiert. “Die Mittel waren damals begrenzt. Umso stolzer ist man, wenn wir zurückblicken und sehen, was wir erreicht haben und wo wir uns alle auch menschlich weiterentwickelt haben”, führt Telfser weiter aus.

Zwei einschneidende Erlebnisse
Die Feuerwehr wurde 1909 im Gasthaus Sternen in der Ringstraße in Gisingen gegründet und verzeichnete danach auch einige Meilensteine: das erste Gerätehaus (1920), Anschaffung der ersten Motorspritze (1948). Telfser ist 1966 eingetreten und hat dann auch die Einweihung des neuen Gerätehauses mit der dazugehörigen Garage und den Erhalt des Tanklöschfahrzeuges der Feuerwehr Stadt Feldkirch erlebt. Spannend war es für den gebürtigen Gisinger auch Anfang der 1970er Jahre: “Wir traten erstmals mit einer Wettkampfgruppe außerhalb von Vorarlberg in einem Leistungsbewerb an, haben drei Atemschutzgeräte und zwölf Reserveflaschen angeschafft und zusätzlich die ‘Verbrüderung’ mit der Stadtfeuerwehr Güssing – die bis heute noch gefördert wird.”

Einige einprägsame Momente kamen anschließend hinzu. “Es waren wahnsinnige Großbrände, die uns heimgesucht haben”, erzählt der 75-Jährige. Der landwirtschaftliche Großbrand im Litschi-Gebiet in Gisingen war ein anstrengender Atemschutzeinsatz. Das Gebäude war eine Paarung von Wohnhaus und Stallgebäude. “Wir hatten alles versucht, dass sich das Feuer nicht zum Haus ausbreitet.” Dafür hat die Wehr damals den ganzen Heustock abgetragen. “Eine heikle Sache”, erinnert sich Telfser zurück. Der Stock wurde danach mit einem Transporter zu den Baggerlöchern gefahren. Durch den Fahrtwind habe es jedoch wieder angefangen zu brennen. Nach einem weiteren Löscheinsatz bei einem umliegenden Gasthaus stand plötzlich die alte Tonhalle (heute Montforthaus) in Flammen aufgrund eines Blitzeinschlags.

Gründung der Jungfeuerwehr
Nach der Einführung der “Stillen-Alarmierung” via Pager kamen immer weitere technologische Fortschritte auf die Feuerwehrtruppe zu. 1987 wurden überörtliche Aufgaben übernommen. Zwei Jahre nach der Gründung der Jungfeuerwehr im Jahr 1990 wurde das neue Gerätehaus in festlicher Form eingeweiht. 4125 Stunden Eigenleistung haben die Wehrkräfte in den Neubau gesteckt. Die Erfolgsgeschichte “Jungfeuerwehr” hält bis heute an. Telfser führt das Geheimrezept unter anderem darauf zurück, dass mit der Jugend viel unternommen wird, realitätsnahe Übungen mit ihnen durchgeführt werden und die Jugendleiter einen starken Einfluss haben. “Die Jugendleiter waren meist selbst bei der Jungfeuerwehr und gehen mit dem Nachwuchs auch immer auf Wettkämpfe.”

2001 wurde Telfser zum Kommandanten ernannt. In seiner Amtsperiode bis 2013 hatte er die Anschaffung des modernen Tanklöschfahrzeugs mit 3000-Liter-Wasser- und 200-Liter-Schaum-Volumen miterlebt sowie das 100-Jahr-Jubiläum, die Anschaffung neuer Rettungsausrüstung wie Schleifkorbtrage, Auffanggurte und Leinen, Renovierung des Mannschaftsraumes und das neue Zeitalter im Bereich Atemschutz mit komplett neuer Montur.

Mit dem Jahr 2013 hat Telfser sein Amt niedergelegt und ist in den Passivstand gewechselt. Es mache trotzdem großen Spaß, die alten Kameraden zu treffen, zu sehen wie es vorwärts geht und auch, dass sie in  unserem Sinne das Ganze vorantreiben. Als Ehrenmitglied bzw. Ehrenkommandant stehen die wöchentlichen Treffen trotzdem weiter an. Man diene auch weiterhin in der beratenden Funktion für jüngere Mitglieder.

“Aus derzeitiger Sicht kann ich sagen, dass die Feuerwehr Gisingen mit ihrem Mannschaftsstand von rund 100 Mitgliedern (Aktive, Ehrenmitglieder und Feuerwehrjugend), sei es in Bezug auf Ausrüstung, Ausbildung oder in Sachen Einsatzangelegenheiten, auf dem neuesten Stand ist und im Vergleich mit anderen Wehren als Vorbild fungiert”, erzählt Telfser stolz. Die Bevölkerung von Gisingen kann sich auf ihre Wehr verlassen, die ganzjährig sowie rund um die Uhr in der Lage ist, in Not geratenen Mitbürgern entsprechend professionelle und zeitnahe Hilfe zu leisten. TAY

Zur Person:
Franz Telfser
Ehrenkommandant der FW Gisingen
Geboren: 21. August 1948
Familie: verheiratet, 2 erwachsene Töchter
Hobbys: Familie, Garten und Ausflüge in Vorarlberg

Werdegang in der Feuerwehr:
1966 Eintritt
1989 Kommandant Stellvertreter
2001 Kommandant
2013 Ehrenmitglied
2014 Ehrenkommandant

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