Ein Unternehmen, das "größten Wert auf Barrierefreiheit" legt und ein Lift, der über zehn Jahre still steht
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Ein Lift ist seit 2014 laut TÜV-Bericht, der VOL.AT vorliegt, "derzeit außer Betrieb". Derzeit bedeutet schon über zehn Jahre steht der Lift still. Und das in einer Tennistrainingsstätte, wo auch Sportler mit Behinderung trainieren. Die Rede ist von der Halle 07/08 der Messe Dornbirn.

Keine Stellungnahme von Sportler und Verband
Mehrere Sportler mit Rollstuhl spielen in der Tennishalle im Erdgeschoss regelmäßig. Mindestens ein Sportler davon nutzt nicht nur die Tennishalle im Erdgeschoss. Er trainiert auch im Kraftraum im ersten Obergeschoss, der aktuell nur über eine Treppe erreichbar ist - ein kraftaufwendiger Akt für einen Sportler im Rollstuhl. Klar, ist es nur ein Sportler, doch ist ein Sportler, der den Lift benötigt, nicht ein Sportler zu viel? Gegenüber VOL.AT will er sich der Betroffene jedoch nicht dazu äußern.
Auch der Vorarlberger Tennisverband möchte keine Stellungnahme zu der Problematik abgeben. So halten sich die Sportler bedeckt und hüllen sich in Schweigen. Sind sie einfach gewohnt, sich mit komplizierten Situationen arrangieren zu müssen oder befürchten sie Ressentiments?

Warum steht der Lift still?
Beim VOL.AT-Lokalaugenschein reagiert der Lift beim Betätigen des Knopfes nicht. Bei einem Blick in den Technikraum zeigt sich: Der Hauptschalter für den Lift ist nämlich auf "Off" gestellt. "Die Liftanlage im Foyer der Tennishallen 07/08 in den Fitnessbereich im 1. Obergeschoss ist derzeit nicht funktionsfähig, sodass der Zugang zum Fitnessraum im ersten Stock für SpielerInnen mit Behinderung des Tennisverbandes erschwert ist", bestätigt Sabine Tichy-Treimel, Geschäftsführerin der Messe Dornbirn auf VOL.AT Anfrage.

Ist Barrierefreiheit mit Bedarf gleichzusetzen?
Dass der Lift derzeit kaputt ist, stimmt zwar, doch der Defekt erstreckt sich bereits über einen deutlich längeren Zeitraum. Warum steht der Lift bereits seit über zehn Jahren still? Von Seite der Messe Dornbirn heißt es, dass sie erst seit kurzem über die Notwendigkeit des Liftes informiert sind. Ende des Jahres sei der Bedarf der Messe kommuniziert worden. "Man ist seit Ende letzten Jahres dran", so Kommunikationsleiterin Yvonne Schrott-Greussing. Aktuell müssten nur noch die Kosten und der Zeitpunkt verhandelt und geklärt werden.

„Bei der Messe Dornbirn legen wir größten Wert auf Barrierefreiheit in all unseren Messehallen", sagt Tichy-Treimel. Jedoch ist die Ballsporthalle laut VOL.AT vorliegenden Informationen ebenfalls nicht barrierefrei - dort befinden sich die Umkleiden im oberen Stock. Lift ist in dieser Halle auch keiner vorhanden.

Barrierefreiheit bedeutet doch, dass ein Ort generell hindernisfrei erreichbar ist – unabhängig davon, ob ein Bedarf gemeldet wurde. Warum der Lift nicht schon früher repariert wurde, kann die Messe-Chefin nicht beantworten. Sie verweist stattdessen auf die gegenüberliegende Halle 5, in der sich ebenfalls ein Kraftraum befindet, der mit dem Lift erreichbar ist. Dieser habe für das Krafttraining stets barrierefrei zur Verfügung gestanden.
Dieser soll jedoch wohl für das Training mit dem Rollstuhl eher eng sein. Außerdem ist es keine ideale Trainingssituation, wenn nicht alles unter einem Dach ist, obwohl es grundsätzlich ja einen Lift geben würde. Schließlich unterscheidet sich die Art des Rollstuhls und der Kleidung beim Sport und im Alltag. Die Sportler müssten dann das eine Gebäude verlassen, um ins andere zum Trainingsraum zu kommen.

Ein kaputter Lift mit Folgen
Es ist eine Situation, über die wohl keiner ausführlich mit VOL.AT sprechen möchte. Nur ein Mitarbeiter der Messe, der bereits gekündigt hat, äußert sich offen und ausführlich gegenüber VOL.AT und muss anschließend die Konsequenzen tragen. Er wird, nachdem VOL.AT die Messe Dornbirn mit den Fakten konfrontiert, freigestellt.
Was sagt die Stadt Dornbirn?
Und was sagt die Stadt Dornbirn dazu, die zu den größten Gesellschaftern der Messe Dornbirn zählt? "Die Gesellschafter kommen erst ins Spiel, wenn es um größere Instandhaltungsmaßnahmen geht", erklärt Vizebürgermeister Julian Fässler gegenüber VOL.AT. Auch er habe erst im Gespräch mit VOL.AT von dem Problem erfahren und betont, dass die Verantwortung bei der Messe liege. Gleich sieht man es auch beim Land Vorarlberg, die ebenfalls an die Messe verweisen. (VOL.AT)

(VOL.AT)