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Ein Traktor als Primadonna

Die Bürgermusik Bezau lässt sich ihr "Happy Birthday" von Gerold Amann schreiben.

“Sagenhaft” ist der Schauplatz, den sich die Bürgermusikanten aus Bezau für ihr Geburtstagsständchen ausgesucht haben. Die Protagonisten dabei sind ein reicher Bauer, ein armer Bettler, ein Drache, der in seiner Raserei das Erdreich durcheinander wirbelte, und der Jolerbühel bei Bezau, der noch heute an diese erinnert.

Eine zündende Idee

Sagenhaft ist auch das Geburtstagsgeschenk, das sich die Musikanten zu ihrer 180- Jahr-Feier machen. „Drachen sind wir keine”, lacht Mathilde Dietrich, Kapellmeisterin der Jubilare, “und Feuer wird es auch keines geben.” Dafür aber Mähdrescher, Traktoren und Landmaschinen. “Wir wollten das 180-jährige Bestehen der Bürgermusik Bezau einmal komplett anders feiern, als man das von Vereinsjubiläen erwarten würde. Im Sommer werden im Bregenzerwald überall Zeltfeste veranstaltet. Wir wären da eines unter vielen gewesen”, erklärt Dietrich wie man sich aus dieser Zwickmühle befreite, und dass mit dem Vorarlberger Komponisten Gerold Amann schnell der Richtige für diese Aufgabe gefunden wurde. Ein “Duett” aus Landmaschinen und Blasmusik wird es im Sommer am sagenumwobenen Jolerbühel zu hören geben, Traktoren-Ballett inklusive. Dietrich: “Unsere einzige Vorgabe war, dass die Musikkapellen aus Bizau und Reuthe mit ins Projekt einbezogen werden. Das sind unsere musikalischen Nachbarn. Die wollten wir nicht nur als Gäste dabei haben, sondern direkt einbinden. 130 Musiker sind wir so insgesamt.” Und die Landmaschinen und ihre Fahrer? “Die organisiert unser Obmann, der ist nämlich Landwirt und weiß, wer welche Maschinen in der Garage stehen hat und wer dazu bereit ist, bei diesem Konzert mitzumachen”, erklärt Mathilde Dietrich. Ursula Sabatin wird ein Maschinen-Ballett zur Musik choreographieren. Aus dem Manövrieren der Landmaschinen entstehen Geräusche, die in die Komposition mit einfließen. Dazu gesellen sich Gerätschaften aus der Vergangenheit der Landwirtschaft wie Sensen, Sicheln und Heugabeln, die ebenfalls ihr Ton-Repertoire beisteuern. Der Vorarlberger Autor Norbert Mayer schließlich wird das Konzert mit dem gesprochenen Wort komplettieren.

Genau hinhören

Wer jetzt daran zu denken verführt ist, dass des uraufzuführende Stück Musik die Landwirtschaft in ihrer Vergangenheit und Gegenwart gegeneinander aufspielen lässt, der liegt falsch. Der Grund, warum Traktoren neben Sensen am Notenpult stehen, liegt allein darin, dass damit die Palette der möglichen Höreffekte breit gehalten wird. Die Blasmusik übernimmt natürlich die Hauptrolle. “Ideen, die Gerold Amann für das Stück entwickelt hat, sind zum Beispiel, dass sich die Musikkapellen am Hügel vis à vis positionieren, und dass sich dadurch spezielle Überlagerungseffekte ergeben. Motive aus Märschen werden zu hören sein. Es ist auch angedacht, dass das Publikum an keinem zugewiesenen Ort bleiben muss, sondern den Konzertplatz abschreiten kann”, gibt Dietrich erste Einblicke ins Notenbuch. Das wird sich bis zum Sommer noch füllen, und Feuer spukt da dann kein Drache, sondern höchstens der Traktor als kleine Draufgabe.

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