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Ein Mann namens Otto - Kritik und Trailer zum Film

Für seinen neuen Film greift US-Schauspieler und Produzent Tom Hanks auf einen bekannten Stoff zurück. Erzählt wird von Otto Anderson (Hanks), einem Griesgram, der nach dem Tod seiner Frau keinen Sinn mehr im Leben sieht. Otto ist ein alternder Pedant. Er kontrolliert die Mülltrennung, verweist auf Verordnungen, lebt innerhalb klar abgegrenzter Regeln. Als eine lebhafte junge, mexikanische Familie im Haus gegenüber einzieht, wird er herausgefordert, das Leben mit anderen Augen zu sehen.

Tom Hanks hat kein gutes Jahr hinter sich. Ausgerechnet der zweifache Oscarpreisträger ist für seine Rollen in Disneys "Pinocchio" und Baz Luhrmanns "Elvis" als "schlechtester Schauspieler" für die Goldene Himbeere nominiert worden. Zu diesen Filmen gesellt sich nun "Ein Mann namens Otto". Dem zuckersüßen Hollywoodremake fehlt die nordische Herbheit des schwedischen Originals. Ab Freitag im Kino.

Ein Mann namens Otto - Kurzinhalt zum Film

Die für einen Auslandsoscar nominierte schwedische Literaturverfilmung "Ein Mann namens Ove" (2015) von Hannes Holm war die schwarzhumorige Geschichte eines einsamen, alten Mannes, der es ständig verabsäumte sich umzubringen, nur um zu erkennen, dass es sich lohnt zu leben. Es war ein sentimentaler, kleiner Film, der in seiner Heimat ein Hit wurde, aber seine nordische Note erlaubte es, echte Trostlosigkeit mit süßlicher Komödie zu vermischen. Diese Trostlosigkeit fehlt im Hollywoodremake schmerzlich. Was bleibt, ist nur die Sentimentalität.

Der in Deutschland geborene Regisseur Marc Forster, der 2008 mit "Ein Quantum Trost" den vielleicht schlechtesten James-Bond-Film aller Zeiten gedreht hat, bewahrt zumindest das frostige Setting, indem er die Geschehnisse in den tiefsten Winter von Pittsburgh verlegt. Aus Ove ist jetzt Otto geworden und aus Rolf Lassgård der zweifache Oscarpreisträger Tom Hanks, der hier nicht nur als der titelgebende Antiheld auftritt, sondern den Film auch mit seiner Ehefrau Rita Wilson produzierte und obendrein seinen 27-jährigen Sohn Truman Hanks als jungen Otto in kitschigen Rückblenden besetzte. Es genügt zu sagen, dass der Schauspiel-Apfel wohl weit vom Stamm gefallen ist.

Wir begegnen dem mürrischen Zeitgenossen zum ersten Mal, als er sich in einem Baumarkt ein Seil kaufen will, aber als er an die Kassa kommt, hat er mit einem Angestellten eine lange Diskussion darüber, dass man ihm mehr Seil verkaufen will, als er braucht. Er hat nicht Unrecht, aber er sucht Streit, wo er nur kann. Seine kleine Wohnsiedlung patrouilliert er wie ein Lagerkommandant. Niemand darf auch nur einen Zentimeter außerhalb des zugewiesenen Platzes parken. Gott stehe jedem bei, der eine Flasche in die falsche Mülltonne wirft.

Otto ist wie Ove wütend auf die Welt. Aus Trauer um seine Frau, will er sich mit dem Seil aus der ersten Szene in seinem Wohnzimmer aufhängen, da wird er von einer munteren Nachbarin gestört. War es im schwedischen Film noch eine Iranerin, so ist es jetzt eine Mexikanerin (Mariana Treviño), die den alten Grantler mit mexikanischer Hausmannskost aus seinem Schneckenhaus holt. Der Rest ist wie schon im Original eine wohlwollende Erlösungsgeschichte darüber, wie Otto lernt, das Leben wieder zu lieben.

Ein Mann namens Otto - Die Kritik

In den USA hat dieses Remake vor allem ältere Kinobesucher in mittleren Teilen des Landes abgeholt und entgegen aller Erwartungen bisher sehr potente 37 Millionen US-Dollar eingespielt. Aber wer hierzulande die schwedische Verfilmung des gleichnamigen Romans von Fredrik Backman gesehen hat, hat eigentlich keinen Grund, für die Hollywoodvariante ins Kino zu gehen. Es ist der gleiche Schmäh, der für ein amerikanisches Publikum ein zweites Mal gedreht wurde, und zwar mit einer weinerlichen Powerballade von Rita Wilson.

Hollywoodstar Tom Hanks soll das Drama aufwerten, aber ohne Amerikas Lieblingsschauspieler in eine Schublade stecken zu wollen: Er ist nicht in der Lage oder nicht bereit, einen todessehnsüchtigen Griesgram zu verkörpern. Er ist für großherzige Rollen bekannt, die widerspiegeln, wie die Welt ihn sieht: als den einsamen Witwer in "Schlaflos in Seattle"; den gutmütigen Helden "Forrest Gump"; den modernen Robinson Crusoe in "Cast Away"; den "wunderbaren Mr. Rogers" und vor nicht allzu langer Zeit den freundlichen Holzschnitzer Geppetto. Tom Hanks ist nicht der nächste Walter Matthau. Und er hat auch nicht die Ruppigkeit eines Clint Eastwood. Der 66-Jährige ist ein hervorragender Schauspieler. Ein paar Himbeeren werden daran nichts ändern. Aber es ist zu hoffen, dass er sich seine Rollen wieder mit etwas mehr Finesse aussucht.

(APA/Red)

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