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Ein Mäderer schwirrt im Kosmos

Ein Kleinplanet im Sternengürtel wurde nach dem Mäderer Alois Ortner benannt.
Ein Kleinplanet im Sternengürtel wurde nach dem Mäderer Alois Ortner benannt. ©Emir T. Uysal
Ein Kleinplanet im Sternengürtel wurde nach Alois Ortner aus Mäder benannt.
Alois Ortner

Mäder. (etu) Rund 340 Millionen Kilometer von der Erde entfernt rast ein vier Kilometer Durchmesser breiter Kleinplanet namens „AloisOrtner“ im Hauptgürtel um die Sonne. Benannt nach einem Genie aus dem Lesachtal (Kärnten). Entdeckt wurde der Kleinplanet von Richard Gierlinger. Was Alois Ortner – der heute in Mäder wohnt – diese Ehre verschaffte, erklärt er sehr bescheiden. „Sie waren begeistert von meinen Lebenswerken“, so der 77-jährige.

Alois Ortner kam am 8. März 1938  in Sterzen bei Maria Luggau am Bauernhof vulgo Fidelis zur Welt und wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Als überaus wissbegieriger, technikinteressierter Bub faszinierten ihn schon Linsen, Brillengläser, die er auf Müllhalden gefunden hatte. Er war ein hochtalentierter Bastler und Tüftler mit Liebe zur Präzision und baute sich im Alter von 15 Jahren schließlich aus Obstkistenbrettern, dünnem Blech von Konservendosen und einer gefundenen Linse einen funktionierenden Fotoapparat, womit er die Nachbarn im Dorf beeindruckte. Auch ein Selbstauslöser entwickelte er mit. Durch den ersten Zeitungsartikel, der über Ortner veröffentlicht wurde, wurde die Firma „Agfa“ auf ihn aufmerksam und schenkte dem Buben eine 6×9 Kamera. Damit festigte er seine Kenntnisse und entwickelte die Filme selbst. „Ich wurde damals scherzhaft im Dorf als ‚Pressefotograf’ betitelt“, schmunzelt der Entdecker. Später wurden seine Bilder tatsächlich in den örtlichen Medien veröffentlicht. Er träumte einmal zu studieren, um später einmal eine Fotoapparate-Fabrik zu gründen. Als einziger Sohn zweier Bergbauern waren ihm dahingehend vorläufig die Hände gebunden.

Von Mechanik zur Optik
Im Jahre 1962 kam Ortner in Tirol zur Firma Swarovski Optik und arbeitet vorerst in der Mechanik. „Ich wollte dort nach einiger Zeit eine Optik-Lehre machen. Der Personalchef argumentierte jedoch, ihn beim besten Willen mit 24 Jahren nicht mehr umschulen zu lassen.“ Der Berufstraum schien zu platzen bis ihm das Buch „Fernrohr selbst gemacht“ von Hans Rohr in die Hände kam. „Ich habe das Buch förmlich verschlungen – alles schien so leicht erklärt“, erzählt Ortner. Also besorgte er sich das Material, begann einen 15 cm großen Parabolspiegel zu schleifen und baute sich ein Spiegelteleskop.
Das Prüfergebnis in der Firma war phänomenal, so dass dieser Physiker und Optikrechner die Ergebnisse direkt dem Firmenchef zeigte. Durch das verblüffende Ergebnis konnte er letztlich doch im Alter von 27 Jahren den Beruf des Industrieoptikers erlernen und Jahre später die Meisterprüfung ablegen. So begann für ihn die Liebe zur Optik und der Astronomie.

Stern trägt seinen Namen
Später arbeitete er mit hochprofessionellen Linsen für TV-, Satelliten-Kameras oder Contraves-Satelliten für die Raumfahrt. Mit dem Verein Vorarlberger Amateur Astronomen (VAA) konnte Alois Ortner viele seiner Interessensgebiete mit Gleichgesinnten teilen, austauschen und neue Kontakte knüpfen.

Als Richard Gierlinger in Oberösterreich 2009 in seiner Privatsternwarte den Kleinplaneten (Nr. 367488) entdeckte, reichte er das Finderrecht ein. Dafür muss die Richtung des Sterns und die genauen Koordinaten durchgegeben werden. Nach der Prüfung wurde sein Fund von der Internationalen astronomischen Union bestätigt. Ein halbes Jahrzehnt später benannte er seine Entdeckung nach dem VAA-Ehrenmitglied Alois Ortner. „Das ehrt mich natürlich sehr. Ich möchte dennoch der kleine Mann bleiben, der Professoren wie auch Schüler gleichermaßen hilft“, so Ortner. Der Kleinplanet zieht zwischen Mars und Jupiter seine Bahn. Ein Umlauf um die Sonne dauert etwa vier Jahre. „Mit der Benennung ehrt Gierlinger den unermüdlichen Einsatz und die Leistungen von Alois, die die Industrieoptik in den letzten zehn Jahren enorm formte. Seine selbstlose Art, Wissen weiterzugeben, ist in der Optik durchaus nicht selbstverständlich“, so der Vereinskollege Guntram Lampert. „Weiteres hat Alois vielen Dutzend, wenn nicht hunderten Sternfreunden und auch professionellen Institutionen geholfen, ihre Instrumente auf den höchsten Stand zu bringen und schwierige Probleme zu beseitigen.“ Heute noch wird er rund um den Globus für diverse Fragen und Reparaturen um Rat gebeten.

Zur Person
Alois Ortner
Geboren: 8. März 1938 in Maria Luggau im Lesachtal (Kärnten)
Wohnort: Mäder
Beruf: Industrieoptiker in Pension
Hobbys: Astronomie, Radfahren und Bergsteigen
Familie: Verheiratet, zwei Kinder und drei Enkelkinder

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