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"Ein Kubikmeter CDs zerstören"

Plattenfreaks versammlen sich am Samstag in Wien zur angeblich weltweit einzigen Feier des Welttages der Schallplatte - Monster-Truck soll einen Kubikmeter CDs zerstören.

„Es wird mit brachialer Gewalt ein Kubikmeter CDs, also in etwa 5000 Stück, ihrer wahren Bestimmung zugeführt: Der Zerstörung“ – Thomas Epple, Plattensammler und Initiator des morgen, Samstag, ab 14 Uhr am Gelände der Firma Klangfarbe zelebrierten Welttages der Schallplatte, will nicht zu viel über die angekündigte „rituelle CD-Zerstörung“ verraten. „Es soll eine Überraschung werden.“

Doch wenn einem der Name Gerhard Muth etwas sagt, wird klar, dass dieser wohl kaum nur zum gemütlichen Schallplatten-Hören kommen wird, ist er doch Monster-Truck Europameister 2004 und begeisterter Plattensammler. „Sagen wir so: Er verfügt über ein eindrucksvolleres Fahrzeug als ich. Und dieses mehrtonnige Gefährt wird bei der Zerstörung eine Rolle spielen“, so Epple.

Doch nicht nur die Zerstörung, auch der gemeinsame Genuss soll im Vordergrund stehen. Djs wie Pulsinger, Rodney Hunter oder Buzz von den Waxolutionists sorgen für die richtige musikalische Untermahlung. Für kühle Getränke und das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Wer seine Aggressionen gegen die CD selber ausleben will, ist zum CD-Weitwerfen und CD-Zielschießen eingeladen, bei dem es DJ-Zubehör und als Hauptpreis einen Plattenspieler zu gewinnen gibt.

Die Ursprünge des Welttages der Schallplatte liegen in Amerika. In Kalifornien, genauer im San Luis Obispo County, wurde 2002 per Proklamation der 12. August, der Tag an dem Thomas Alva Edison 1877 den Phonographen erfand, zum „Vinyl Record Day“ gemacht. Daraufhin gründete sich eine gleichnamige Non-Profit Organisation, die es sich seither zum Ziel macht, die gebührende Begehung diese Feiertages auf der ganzen Welt zu fördern. Dazu kann man entweder selber eine „Vinyl Record Day Party“ veranstalten (Partytipps gibt es auf der Homepage http://www.vinylrecordday.org) oder man wird finanzieller Unterstützer. Je nach Größe der Spende kann man aus einer, ganz in der Platten-Fachterminologie gehaltenen, Mono-, Stereo-, Smash-Hit- oder Goldrecord-Mitgliedschaft wählen.

Leider ließen die Aktivitäten des Vereins in den vergangenen zwei Jahren spürbar nach. Die letzte „Vinyl Record Day“- Party fand 2003 statt, seitdem herrscht Stille. „Da tut sich leider überhaupt nichts mehr. Wir sind heuer weltweit die einzigen Veranstalter einer Party solchen Ausmaßes“, bedauert Epple die ins Stocken gekommene Initiative. Er selbst ist in der Szene besser unter dem Namen „Vinyltom“ bekannt. Unter diesem Namen betreibt er auch einen Online-Plattenversand und kann aus eigener Erfahrung über die steigende Beliebtheit der schwarzen Scheiben berichten: „Beim neuen ’Rolling Stones’-Album gab es in Österreich nur 1000 Stück in Vinyl und die waren im Augenblick des Erscheinens vergriffen.“ Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Ich hab’ natürlich eine.“

S E R V I C E

Feier des Welttags der Schallplatte: Samstag, 12. August, 14 bis 20 Uhr, im Hof der Firma Klangfarbe, Einsiedlerplatz 4, 1050 Wien. www.vinyltom.com, vinylrecordday.org

Schallplattenrevival in Österreich

„Die herkömmliche CD wird nach nur 20 Jahren langsam von mp3s und der Super-Audio CD verdrängt, die Schallplatte gibt’s schon seit über hundert Jahren“ – Thomas Epple, Vinyl-Enthusiast und Plattensammler ist von der Langlebigkeit seines Lieblingsmediums überzeugt. Vom großen Cover über den besseren Klang bis hin zu der Zeremonie des Auflegens und Anhörens: Die Gründe für die schwarze Scheibe sind mannigfaltig.

Auch wenn der Verkauf von Vinyl-Platten gemeinsam mit den Musikkassetten laut Verband der Österreichischen Musikwirtschaft nur 0,5 Prozent des Gesamtumsatzes aller Musikformate ausmacht, berichten Händler von steigender Nachfrage: „Wir verkaufen 60 Prozent Vinyl und 40 Prozent CDs. Die Nachfrage nach Vinyl war eigentlich immer leicht steigend. Jetzt graben auch die ganzen jungen Leute die Plattenspieler ihrer Eltern aus, weil das wieder hip ist“, so Doris Schartmüller, Besitzerin des Plattengeschäftes „Rave up“ in Wien. Besonders sei das an dem stark gewachsenen Sortiment, das seitens der Plattenindustrie angeboten wird, zu merken.

Eine Reihe von neuen Plattenläden, die in den vergangenen fünf Jahren in Wien eröffnet haben, bestätigen den Trend. Das renommierte Tonträgergeschäft „Ton um Ton“ in Wien hat die CD sogar vollkommen aus dem Sortiment genommen und vertreibt fortan nur mehr Vinyl. Durch das Aufleben der DJ-Kultur sind viele junge Menschen auf den Geschmack gekommen und wollen zu Hause selber Platten auflegen und mischen. Grund dafür ist die steigende Zahl an DJs, die aus dem Platten-Auflegen eine eigene Kunst gemacht haben. So zum Beispiel der Gründer der Initiative „Save the Vinyl“, der Wiener DJ DSL, der schon auf Zusammenarbeiten mit Bands wie Tocotronic, Absolute Beginner und Total Chaos zurück blicken kann.

„Platten zu hören ist ein großer Luxus. Man muss zu Hause sein und sich die Zeit nehmen. Das steht diametral entgegen gesetzt zum i-Pod, wo es ständig darum geht, ob auf meinem Player unterwegs 10.000 Lieder mehr draufpassen als auf deinen“, erklärt Epple die Philosophie hinter dem Platten-Hören. Für echte Sammler ist die Schallplatte natürlich weit mehr als nur ein Hörgenuss. Wenn man zur rechten Zeit die richtigen Platten besitzt, kann das auch eine gute Wertanlage sein: „In meiner Sammlung befinden sich einige Stücke die den vierstelligen Eurobereich erreicht haben“, so Epple.

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