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Ein Konzert im Zeichen des Abschieds

Guntram Simma nahm mit diesem Konzert Abschied von seinem Jugendorchester.
Guntram Simma nahm mit diesem Konzert Abschied von seinem Jugendorchester. ©Philipp Steurer
Guntram Simma verabschiedete sich mit dem Neujahrskonzert in Lustenau.

Lustenau. Das ebenso beliebte wie stets klangschöne Jugendsinfonieorchester Dornbirn verlor nach dem traditionellen Neujahrskonzert im Reichshofsaal seinen Gründervater und Dirigenten Guntram Simma. Er nahm nämlich bei diesem 25. Neujahrskonzert seinen Abschied von dem Klangkörper, den er geschaffen hat und der ihm so sehr am Herzen lag. Doch der Maestro muss aus Altersgründen jetzt etwas kürzer treten. „Ich werde das Jugendsinfonieorchester nie mehr dirigieren, und mein Nachfolger Ivo Warenitsch, ein Lustenauer Musiker, ist ja bekanntlich schon bestellt”, verriet Guntram Simma. Und so war dieses Neujahrskonzert, nach der Pause zwar wienerisch-fröhlich, im ersten Teil mit Grieg und Sibelius aber eher düster, nicht frei von einer Prise Abschiedsschmerz – bei der musizierenden Schar, beim Publikum und nicht zuletzt auch beim sichtlich gerührten, schon legendären Maestro Guntram Simma, der am Schluss mit Standing Ovations (ein Novum im Reichshofsaal) gefeiert wurde. Bürgermeister Kurt Fischer und das Kulturreferat mit Helmut Gassner und Manuela Matt bedankten sich beim profilierten Musikpädagogen Simma, und junge Damen aus dem Orchester überreichten an Papa Guntram einen schwarzen Koffer, der auf einem Riesenfoto alle seine Orchester-„Kinder” – stets präsent – enthielt.

Das Neujahrskonzert begann ziemlich „streng”. „In der Halle des Bergkönigs” aus der „Peer Gynt”-Suite von Edvard Grieg wuchs, bedrohlich gesteigert, zum rasanten Finale hin. Auch Griegs Symphonischer Tanz Nr.1, G-Dur, besaß orchestrale Wucht. Vor Sibelius erhellte Mozart und seine junge, schon reife Interpretin Vanessa Gasser (Konse, Klasse Bertel) mit einem Satz aus dem Flötenkonzert KV 313 die Stimmung. Doch vor der Pause trumpfte der finnische Nationalkomponist Jean Sibelius, vom Orchester unter Simmas einfühlsamem Dirigat beeindruckend gespielt, mit drei Stücken auf. Sein schwerblütiges (?) „Frühlingslied” und die heimliche finnische Nationalhymne „Finlandia” erhielten durch das Orchester plastische Klangfarben. Dazwischen eine kleine Reverenz des großen Finnen an den Wiener Walzer – „Valse Chevaleresque”.

Strauß und Co.

Zum Klischee „Neujahrskonzert” gehören selbstredend Strauß und Co. Zu Beginn des zweiten Teils erklang die höchst kunstvoll und musikalisch differenziert gebaute Ouvertüre „Pique Dame” von Franz von Suppé, gefolgt von der mit einigen fröhlichen Patzern versehenen „Pizzicato”-Polka der Brüder Johann und Joseph Strauß. Das zierliche Mädchen Hannah Amann begeisterte mit Spielfreude und virtuosem Können mit dem Scherzo für Violoncello und Orchester von Daniel van Goens. Die Polka schnell „Auf der Jagd” von Johann Strauß Sohn schoss Papierschlangen ins Publikum, und ein neben Strauß weiterer Wiener Großmeister der guten Laune – Carl Michael Ziehrer – setzte den offiziellen Schlusspunkt mit seinem im Dreivierteltakt dahinwiegenden Walzer „Weana Madln”. Eine Zugabe von Gounod und der (leider) unvermeidliche „Radetzky-Marsch” waren das endgültige „Adieu” von Guntram Simma, der auch zum letzten Mal sein Orchester zu reifen Leistungen animiert hatte. Die kleine „Orchesterdame” Sky war allemal eine vergnügliche Moderatorin für den musikalischen Neujahrsblumenstrauß.

 

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