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Ein Koloss namens Marie

Bregenz - Alexandra Berlinger schaffte das Jubiläumskunstwerk für "Frauen in technische Zukunftsberufe".

Ihre erste Arbeit war eine fragile Skulptur aus Eis. Ihre aktuelle wiegt massige 3,5 Tonnen und heißt „Marie“. Hinter dem Namen verbirgt sich ein aus Stahlblech hergestelltes Kunstwerk, das Alexandra Berlinger zum 10-jährigen Bestehen der Aktion „Frauen in technische Zukunftsberufe“ fertigte. Heute wird das Objekt mit den Namenszügen von 114 Lehrmädchen vor der inatura in Dornbirn enthüllt.

Interessante Arbeit

Zum Jubiläum hatten Land, Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie sowie die Stadt Dornbirn einen Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem fünf heimische Künstlerinnen eingeladen wurden. Den Zuschlag erhielt Alexandra Berlinger. „Die Arbeit interessierte mich, weil der Rahmen sehr eng gesteckt war“, erzählt die gebürtige Bregenzerin, die aber schon „länger in Wien wohnt, als ich in Vorarlberg gelebt habe.“ Deshalb sei Vorarlberg zu allererst der Ort, an dem „meine Eltern wohnen und nicht so sehr der Ort, an dem ich geboren bin“. Andererseits profitiere sie davon, weil „ich die gleiche Sprache spreche und es so leichter ist, Dinge umzusetzen“, wie Berlinger einräumt. Von künstlerischer Veranlagung will sie hingegen nicht reden. „Es war wohl mehr die Entdeckung, dass es noch eine andere Form der Mitteilung und des Ausdrucks gibt als die der Sprache“, meint Alexandra Berlinger auf ihren Werdegang angesprochen. „Und“, merkt sie noch an, „es ist manchmal vielleicht eher förderlich, sich ‚schwer‘ zu tun.“

Am „tat ort“

Inzwischen tut sich die Künstlerin, was ihre Anerkennung als solche angeht, immer leichter. Aufträge aus dem In- und Ausland sind handfeste Zeichen dafür. Seit einigen Jahren arbeitet sie hauptsächlich mit ihrem Partner Wolfgang Fiel unter dem Namen „tat ort“ zusammen. Er ist Programm. „Es gibt einen Ort und ein spezifisches Thema, auf das wir reagieren“, erklärt Alexandra Berlinger. Beide fasziniert daran das Unberechenbare. „Wir begeben uns in Situationen, die wir nicht oder nur zum Teil kennen“, führt sie weiter aus. Und erzählt am Beispiel einer Klanginstallation, wie sie in St. Aegyd von Haus zu Haus gingen und die Bewohner baten, für eine Gedenkstätte eines ehemaligen KZ-Außenlagers den Namen eines dort Gestorbenen auf Band zu sprechen. Anstelle eines Gedenksteins wurde die Aufnahme an der Gedenkstätte des Massengrabes leise abgespielt.

Ein „starkes Zeichen“

Es sind die vergänglichen Dinge, die Alexandra Berlinger bevorzugt. „Für mich hat es etwas Beruhigendes, wenn Dinge nicht dem Ewigkeitsanspruch unterliegen“, sagt sie. Schwere Materialien seien nicht ihr Spezialgebiet. Dennoch hat sie der Auftrag aus Vorarlberg „sehr gefreut“. Zumal sie auch dort etwas Vergängliches fand, nämlich den begrenzten Status der Hauptpersonen als Lehrlinge. Berlinger hat die Vornamen der Mädchen mit denen bekannter Wissenschafterinnen aus der Geschichte gemischt und in eine Metallskulptur gegossen. Vergängliches, das dennoch Bestand hat und ein „starkes Zeichen“ für die Fähigkeiten von Frauen in technischen Berufen setzen will.

 

ZUR PERSON:

Alexandra Berlinger

Geboren: 5.12.197ß in Bregenz

Wohnort: Wien

Laufbahn: Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Von 2000 bis 2004 Lehrtätigkeit dort, seitdem Ausstellungen im In- und Ausland.

Hobbys: Schon zu viele

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