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Ein großes Geschenk mit einem "Aber"

Thüringen (VN) - Studierende der Hochbegabtenklasse des Landeskonservatoriums stellten sich in der Villa Falkenhorst vor.

 „Begabung ist ein großes Geschenk mit einem Aber“, stellt der Professor für Kontrabass, Francisco Obieta, fest. Begabung allein sei noch lange keine Erfolgsgarantie. Erst gepaart mit Fleiß und Ausdauer könne Begabung abgerufen und Talent entfaltet werden. Mit der Hochbegabtenklasse am Landeskonservatorium trage man diesem Umstand Rechnung und suche nach Möglichkeiten, den Studierenden, wie nun in der Villa Falkenhorst, Gelegenheit zu öffentlichen Auftritten zu bieten.

Die aus Thüringen stammende Blockflötistin Theresa Wrann setzt mit einer Volksliedvariation zu „Gestern Abend war Vetter Michel da“ gemeinsam mit der Gitarristin Jennifer Forster einen fulminanten Auftakt. Neben ihrer perfekten Technik auf dem Sopranino lässt Wrann (Klasse Sabine Gstach) auch noch den Schalk mitspielen und kokettiert mit Forsters Gitarrenpart. Im „Gran Solo op. 14“ von Fernando Sor tanzen Forsters (Klasse Michael Buchrainer) flinken Finger buchstäblich über die Gitarrensaiten, Doppelgriffe werden mit schier müheloser Selbstverständlichkeit und mit großem, klassischen Gitarreton gesetzt. Spielerischen Umgang mit dem Doppelrohrblatt und damit auffallend nobel-tragenden Fagottklang zeigt Laura Hämmerle aus der Klasse Allen Smith beim „Larghetto“ und „Vivace“ aus dem C-Dur-Konzert von Anton Kozeluh.

Akkordeon und Klavier

Raphael Brunner am Akkordeon (Klasse Goran Kovacevic) und Stefan Mikic (Klasse Hans Udo Kreuels) am Bösendorfer demonstrieren bei Astor Piazzolla und Igor Strawinsky Tango-Feeling. Dabei zeigt sich erneut, dass sich das Akkordeon längst vom Volksmusiknimbus abhebt. Jazz und Latino scheinen bei Stefan Mikic derzeit noch in besseren Händen als Beethoven. Die Klaviersonate in C-Dur gibt dem jungen Pianisten zwar Gelegenheit, viel technisches Rüstzeug zu zeigen, vom klassischen Atem ist noch zu wenig zu spüren.

„Peaceful and swinging“ – wie es der Komponist vorschreibt – geht Raphaela Pfanner (Klasse Francisco Obieta) eine Kontrabass-Sonate an, und das Oboen-Duo Julia Schwanzer und Alina Summesberger (Klasse Adrian Buzac) besticht mit Sätzen aus Albinonis „a cinque“ durch solide Technik und ausgewogene Tongebung.

Exzellent und asketisch

Die Geiger Elena Schneider, Harald Stefanitsch und Martina Miedl (alle aus der Klasse von Alexandra Rappitsch) bestechen durch exzellent-asketische Bogenführung als Fundament für ihren markanten Streicherton. Elena Schneiders Satz aus Mozarts D-Dur-Konzert hätte vielleicht noch etwas mehr vom „Andante cantabile“-Esprit vertragen. Das überschäumende, ekstatische „Allegro“ aus dem Sibelius-Violinkonzert mit den zwei unterschiedlichen Themen gibt Harald Stefanitsch Gelegenheit, seine Virtuosität mit Doppelgriffen und lupenreinen Flageoletti zu einem „danse macabre“ ganz im Sinne des Komponisten zu entfalten.

Mit einer absolut musikalischen Bravourleistung setzt Martina Miedl der Rappitsch-Geigerklasse mit dem Violinkonzert Nr. 5 a-Moll von Henri Vieuxtemps das „Sahnehäubchen“ auf. Eine überzeugende Talenteschau, zu der man sich nur noch mehr von den „Blumenegger Kulturbeflissenen“ als Zuhörer gewünscht hätte. (VN/Harald Hronek)

 

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