Ein Geiger mutterseelenallein
Er füllt am Sonntag allein mit seiner Stradivari und Bach spielend den Raum, fasziniert mit Virtuosität ebenso wie mit Musikalität das vollbesetzte Haus. Ein international gefeierter Meistergeiger eben, der Bachs Solosonate g-Moll mit Ernst und Hingabe erfüllt.
Die Arpeggien zu scheinbar orchestraler Wirkung aufblühen lässt, die komplizierte Fuge mit großer Klarheit exekutiert. Schon hier wird deutlich, dass es für Krylov keinerlei technische Hindernisse zu geben scheint. Dass er aber auch seine Virtuosität niemals als Aushängeschild vor sich her trägt, sondern sie stets einem klugen musikalischen Gestaltungswillen unterordnet.
Klavier als Gitarre
Auch, als er mit seinem erst 26-jährigen, makellosen italienischen Klavierpartner Giuseppe Andaloro Beethovens große G-Dur-Sonate musiziert, mit Korrespondenz auf höchstem Niveau und wunderbarer klanglicher Schönheit.
Drei impressionistisch versonnene Klavierpréludes von Debussy, begleitet von einem herbstlichen Hustkonzert im Saal, bereiten den Boden für folkloristische Canciones populares von Manuel de Falla. Das Klavier wird zur überdimensionalen Gitarre, die Violine erhebt sich darüber leidenschaftlich schluchzend oder übermütig tänzerisch.
Begeisterung pur
Zum erwarteten Filetstück wird schließlich Pablo de Sarasates Fantasie über Bizets Carmen. Krylov macht mit blühendem Ton und schwüler Sinnlichkeit das mit allen denkbaren geigerischen Finessen gespickte Werk zum gefundenen Fressen für die Demonstration seiner unglaublichen Technik.
Allein das Finale gerät zum fast wütenden Exzess in einem mörderischen Tempo, wie man das noch nie erlebt hat. Und da verstummen sogar die Huster, gibt es nur Begeisterung pur.