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Ein Fest der Baukultur

Architektin Julia Kick mit Kindern, die leerstehende Häuser vorübergehend zum Leben erweckt haben.
Architektin Julia Kick mit Kindern, die leerstehende Häuser vorübergehend zum Leben erweckt haben. ©Edith Rhomberg
Lustenau gewann den LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2016.
Ein Fest der Baukultur

Lustenau. Lustenau hatte allen Grund zu feiern. Es war das Fest der Baukultur, zu dem die Bevölkerung eingeladen war. Im Rathausgarten verwies Bürgermeister Kurt Fischer bei seiner Begrüßung auf die Architektin des 1958 fertiggestellten Rathauses, Adelheid Gnaiger (1916-1991). Hundert Jahre nach der Geburt der ersten Architektin Vorarlbergs mit eigenem Büro, gewann die Gemeinde einen Preis. Lustenau ist Gewinnerin des LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2016. Gefeiert wurde am 2. Juni die Eröffnung der LandLuft Wanderausstellung, zu der auch Vorstand Thomas Moser angereist war.

Als Hebamme bezeichnete der Bürgermeister die Architektin Marina Hämmerle, die in Lustenau ihr Büro für baukulturelle Angelegenheiten führt: „Ohne sie wären wir nicht da, wo wir heute sind“, würdigte Kurt Fischer ihre Verdienste. Als Projektleiterin der Zentrumsentwicklung war es ihre Idee, am Wettbewerb LandLuft teilzunehmen. Punkten konnte Lustenau mit dem Sozialzentrum Schützengarten, Millenniumpark, Parkstadion, Alter Rhein und dem Masterplan Zentrum. „Ich glaube an das Potential der Gemeinde. Es ist spürbar, dass die Menschen etwas bewegen wollen“, so Wegbereiterin Marina Hämmerle.

Pharao der Architektur

„Die Leute, die vorbeigehen, müssen es lieben.“ Die soziale Akzeptanz von Gebäuden ist ausschlaggebend für ihr langjähriges Bestehen, wenn es nach Prof. Dietmar Eberle geht. Sein Bürohaus 2226 ist das dritte Gebäude von Baumschlager Eberle im Millenniumpark. Im Skulpturengarten steht ein Objekt von Herbert Schedler, dem der Bildhauer den bezeichnenden Namen „Pharao der Architektur“ gab. Dietmar Eberle gelang es nicht nur, Bürgermeister Fischer zu begeistern, mit seinen Worten und Ansichten zog er auch das Publikum in seinen Bann. Eberle, der es gewohnt ist, nichts zu glauben und alles zu hinterfragen, fasste Thesen aus seiner Tätigkeit an der ETH Zürich im Buch „Dichte Atmosphäre“ zusammen. Aufhorchen ließ er mit dieser Erkenntnis: „Das 20. Jahrhundert war geprägt von der Ablösung der Stadt durch die Siedlung. Das 21. Jahrhundert wird geprägt sein von der Rückkehr zur dichten, fußläufigen und autofreien Stadt“.

Beteiligung der Bürger

Die Menschen zu unterstützen dabei, selbst etwas zu tun, ist das Credo von Uli Böker (Landtagsabgeordnete in OÖ). Sie erzählte von ihrer Erfahrung aus der Zeit als Bürgermeisterin des 5.000 Einwohner zählenden Ortes Ottensheim an der Donau. Mit guten Beispielen belegte sie, wie es mit viel Geduld und Durchhaltevermögen gelang, eine Kultur des Miteinanders zu entwickeln.

Guter Rat ist nicht teuer

Die Vorstellung des neuen Bürgerservice „Ein guter Rat“ des Bauamtes unter der Leitung von Bernhard Kathrein, und die Präsentation des Buches “Geisterhäuser/Leerstand” durch die Architektin Julia Kick waren weitere Programmpunkte. Im Buch steht auch, wie Kinder unbewohnte Häuser besucht und vorübergehend zum Leben erweckt haben.

Zum Hotspot für Experten und Bürger wurde das Rathaus schließlich mit der Diskussion „Baukultur im Spannungsfeld von Architektur, Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie“, zu der sich auch die Architekten Helmut Kuess (Gestaltungsbeirat Gemeinde Lustenau) und Patrick Lüth (Büro Snohetta) gesellten.

Mit betont lässiger Musik und neuem Liedgut von ALLDRA sowie feiner Kulinarik von Fränki Hämmerle (Zwickeria) klang das Fest der Baukultur, als ein Fest für alle Sinne, auf inspirierende Weise aus.

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