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Ein Blick zurück auf Österreichs Bundespräsidenten: Chronologie

Wer zieht als Nächstes in die Hofburg ein?
Wer zieht als Nächstes in die Hofburg ein? ©APA/HANS KLAUS TECHT
Diese Wahl zieht sich länger hin als gewöhnlich: Fast acht Monate dauert - wenn es nicht zu einer weiteren erfolgreichen Anfechtung kommt - heuer die Kür des Bundespräsidenten. Der Ausgang wird jedenfalls ein ungewöhnlicher - mit einem ersten Grünen oder Blauen als Amtsinhaber.
Neuer Termin steht fest
Chronologie der Ereignisse

Der heurige Wahl-Marathon bringt ersten grünen oder blauen Bundespräsidenten. Erstmals bekommt Österreich ein Staatsoberhaupt, das weder die SPÖ noch die ÖVP ins Rennen geschickt hat: den FPÖ-Politiker Norbert Hofer oder den Grünen Polit-Pensionisten Alexander Van der Bellen.

Hofer wäre jüngster Bundespräsident

Gewinnt der gelernte Flugzeugtechniker Hofer die Stichwahl-Wiederholung, wird er mit 45 Jahren das weitaus jüngste Staatsoberhaupt Österreichs – und das dritte ohne akademischen Titel. Präsident ist Hofer schon jetzt, und zwar Dritter Nationalratspräsident; dieses Amt legte er für die Kandidatur nicht zurück.

Geht der Wirtschaftsprofessor und frühere Grünen-Chef Van der Bellen auch aus der zweiten Stichwahl als Sieger hervor, zieht der – je nach Betrachtung – zweit- oder drittälteste Präsident in die Hofburg ein. Mit dann 73 Jahren bei der Angelobung am 26. Jänner ist er zweiältester Bundespräsident zu Beginn der ersten Amtszeit: Nur Theodor Körner war mit 78 Jahren älter. Zu Beginn der zweiten Amtszeit war Adolf Schärf (73) um zwei Wochen älter als Van der Bellen es am 26. Jänner 2017 ist.

Bundespräsidenten: So wurde früher gewählt

Vom Volk gewählt werden die Bundespräsidenten erst seit 1951. Der erste Bundespräsident der Zweiten Republik, Karl Renner, wurde 1945 von der Bundesversammlung gewählt – vor der die Staatsoberhäupter jetzt ihren Amtseid leisten.

Von den sieben direkt gewählten Präsidenten waren fünf SPÖ- und zwei ÖVP-Kandidaten. Seit der ersten Volkswahl am 6. Mai 1951 übten mehr als 47 Jahre Bundespräsidenten das Amt aus, die von der SPÖ ins Rennen geschickt worden waren, und 18 Jahre die siegreichen ÖVP-Bewerber.

Aus den Reihen der ÖVP kam der einzige, der auf eine zweite Amtszeit verzichtete – der wegen seiner NS-Vergangenheit umstrittene Kurt Waldheim (ÖVP) zog sich 1992 zurück. Ihm folgte der zweite ÖVP-Bundespräsident, Thomas Klestil. Er starb kurz vor Ende seiner zweiten Periode im Amt – ein Schicksal, das zuvor fast alle Bundespräsidenten erlitten.

Heinz Fischer, dessen Amtszeit am 8. Juli endete (seither übt das Nationalratspräsidium die Amtsgeschäfte aus), ist erst das dritte Staatsoberhaupt, das in Pension geht – nach Waldheim und Rudolf Kirchschläger – und damit der einzige lebende Bundespräsident i.R.

Kurzbiografien der Staatsoberhäupter seit 1945

– Dr. KARL RENNER (Staatskanzler 27.4.1945 bis 20.12.1945, Bundespräsident 20.12.1945 bis 31.12.1950)

Geboren am 14.12.1870 in Untertannowitz (Mähren), gestorben am 31.12.1950 in Wien. Jurist. Führer des gemäßigen Flügels der Sozialdemokratie, ab 1907 Reichtstagsabgeordneter. Vom Oktober 1918 bis Juni 1920 Staatskanzler, 1919 Leiter der Delegation Österreichs bei den Friedensverhandlungen von Saint Germain. Beginn der 20er-Jahre Rückzug aus der Politik, 1930 Wiederkehr als Nationalratspräsident (bis März 1933). 1934 vom Dollfuß-Regime vorübergehend inhaftiert. 1938 Plädoyer für “Ja” in Volksabstimmung über Anschluss an Hitler-Deutschland. 1945 erst als Staatskanzler eingesetzt, dann von Bundesversammlung zum Präsidenten gewählt, im Amt bis zu seinem Tod.

– Dr. h.c. THEODOR KÖRNER (21.6.1951 bis 4.1.1957)

Geboren am 24.4.1873 bei Komarom (Ungarn), gestorben am 4.1.1957 in Wien. Militärlaufbahn. Im Ersten Weltkrieg Generalstabschef der Isonzo-Armee, 1924 als General pensioniert. Widmete sich der Politik – sozialdemokratischer Vertreter der Stadt Wien im Bundesrat, militärischer Berater des Republikanischen Schutzbundes. 1934 für elf Monate inhaftiert; nach Hitler-Attentat 1944 vorübergehend von der Gestapo festgenommen. 1945 Wiener Bürgermeister. 1951 erster vom Volk gewählter Bundespräsident, starb kurz vor Ende der ersten Amtsperiode.

– Dr. ADOLF SCHÄRF (22.5.1957 bis 22.5.1963 und 22.5.1963 bis 28.2.1965)

Geboren am 20.4.1890 in Nikolsburg (Mähren), gestorben am 28.2.1965 in Wien. Rechtsanwalt. Offizier im Ersten Weltkrieg. Sozialdemokrat, 1918 bis 1933 Sekretär der Nationalratspräsidenten. In der NS-Zeit drei Mal verhaftet. 1945 bis 1957 Vorsitzender der SPÖ und Vizekanzler, maßgeblich an Staatsvertragsverhandlungen beteiligt. 1957 Wahl zum Bundespräsidenten. Starb während der zweiten Amtsperiode.

– FRANZ JONAS (9.6.1965 bis 9.6.1971 und 9.6.1971 bis 24.4.1974)

Geboren am 4.10.1899 in Wien, gestorben am 24.4.1974. Buchdrucker. Beteiligte sich am Kärntner Abwehrkampf. Karriere in der Gewerkschaft, 1932 Sekretär der Sozialdemokratischen Partei. 1935/36 verhaftet. 1948 Stadtrat in Wien, 1951 Nachfolger Körners als Bürgermeister. 1965 Wahl zum Bundespräsidenten, lobte 1970 die von ihm mit initiierte SPÖ-Minderheitsregierung an. Starb während der zweiten Amtsperiode an Krebs.

– Dr. RUDOLF KIRCHSCHLÄGER (8.7.1974 bis 8.7.1980 und 8.7.1980 bis 8.7.1986)

Geboren am 20.3.1915 in Niederkappel (Oberösterreich), gestorben am 30.3.2000 in Wien. Jurist. Im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet. Nach Kriegsende Richter und vorübergehend ÖVP-Mitglied. 1954 Außenministerium, Mitglied der Delegation für die Staatsvertragsverhandlungen; einer der Väter des Neutralitätsgesetzes. 1968 Gesandter in Prag. 1970 Außenminister im Kabinett Kreisky. Parteiloser, von der SPÖ nominierter Kandidat für die Präsidentschaftswahl 1974. Wiederwahl 1980, ÖVP verzichtete auf Gegenkandidaten. Rückzug ins Privatleben nach der zweiten Periode; starb kurz nach dem 85. Geburtstag in Wien.

– Dr. KURT WALDHEIM (8.7.1986 bis 8.7.1992)

Geboren am 21.12.1918 in St. Andrä-Wördern (NÖ), gestorben am 14.6.2007 in Wien. Jurist. Frontoffizier der Deutschen Wehrmacht. Nach Kriegsende auswärtiger Dienst, u.a. Botschafter in Kanada, bei der UNO. 1968 bis 1970 Außenminister der ÖVP-Alleinregierung. 1971 erster Antritt als ÖVP-Kandidat, unterliegt gegen SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Jonas. 1972 bis 1981 UNO-Generalsekretär. 1986 zweiter Antritt als ÖVP-Kandidat; gewinnt trotz heftiger Diskussionen über seine Wehrmachts-Vergangenheit gegen SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer. Als Bundespräsident international isoliert, von USA auf die Watchlist gesetzt. Verzichtete 1991 auf Wiederkandidatur; starb 88-jährig im Juni 2007 – einen Monat vor seinem Gegenkandidaten Steyrer.

– Dr. THOMAS KLESTIL (8.7.1992 bis 8.7. 1998 und 8.7.1998 bis 6.7.2004)

Geboren am 4.11.1932 in Wien, gestorben am 6. Juni 2004 in Wien. Studium der Handelswissenschaften. Diplomatenkarriere, u.a. OECD-Delegation in Paris, Botschafter bei der UNO, in Washington. 1987 Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten. ÖVP-Kandidat bei Nationalratswahlen 1986 und 1989. 1992 ÖVP-Bundespräsidenten-Kandidat, gewann gegen SPÖ-Kandidaten Rudolf Streicher. In erster Amtszeit Trennung von Frau Edith, schwere Erkrankung im Herbst 1996. 1998 überparteilicher Kandidat, unterstützt von Komitee mit Helmut Zilk (SPÖ) an der Spitze; Klestil setzte sich im ersten Wahlgang gegen vier Mitbewerber durch. Lobte 2000 wider Willen die schwarz-blaue Koalition an. Starb zwei Tage vor Ende der zweiten Amtsperiode an Organversagen.

Dr. HEINZ FISCHER (8.7.2004 bis 8.7.2010 und 8.7.2010 bis 8.7.2016)

Geboren am 9.10.1938 in Graz. Studium der Rechtswissenschaften. Trat 1962 nach der Gerichtspraxis als Jurist ins Sekretariat des SPÖ-Klubs ein und blieb – mit nur einer Unterbrechung, als er 1983-1987 Wissenschaftsminister war – im Parlament, seit 1971 als Abgeordneter, 1975-1983 geschäftsführender Klubobmann, 1987-1990 Klubobmann, 1990-2002 Nationalratspräsident, 2002-2004 Zweiter Nationalratspräsident. In der SPÖ war Fischer von 1979 bis 2004 stellvertretender Parteivorsitzender; mit seiner Angelobung stellte er die Parteimitgliedschaft ruhend. 2010 wurde er im ersten Wahlgang mit 79,33 Prozent wiedergewählt, die ÖVP hatte keinen Kandidaten nominiert.

(apa/red)

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