Götzis - Sie heischt nicht um Anerkennung, wie ihr wenig sensible Zeitgenossen zuweilen unterstellen. Im Gegenteil. Elisabeth Marx fliegt sie zu. Weil sie aus der Not eine Tugend gemacht hat. Denn sie setzt ihrer schweren Parkinsonerkrankung wunderbare Bilder und hintergründige Texte entgegen. Wenn die 63-Jährige am Zeichentisch steht und ihr ganzer Körper wie Espenlaub zittert, kritzelt sie mit dem Stift binnen kürzester Zeit ein Motiv aufs Blatt, das sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Wie viele Bilder auf diese Weise schon entstanden sind, weiß sie nicht. Auf alle Fälle brauche ich ein größeres Atelier, sagt sie lachend, während ihr Mann im oberen Stock bereits fleißig daran arbeitet.
Parkinson und Brustkrebs
Seit zwanzig Jahren führt Elisabeth Marx ein buchstäblich bewegtes Leben. Schon die ersten Symptome der Schüttellähmung deutete sie richtig. Zumal die gelernte Krankenschwester familiär belastet ist. Und als ob sie überall Ja geschrien hätte, wie sie anmerkt, folgte nur zwei Jahre später die Diagnose Brustkrebs. Das war schlimmer, erinnert sich Elisabeth Marx. Trotzdem brach sie die Chemotherapie ab und kämpfte wie wild auf ihre Weise gegen den Krebs. Sie begann zur Entspannung mit der Aquarellmalerei. Heute ist sie in allen Techniken zu Hause. Mein Weg ist ja auch bewegt, meint sie. Und fügt noch an: Aber das Wichtigste ist das Ja zu einem außer der Norm verlaufenden Leben, welches mühsam sein mag, doch auch reich an Erfahrungen, Einsichten, Erkenntnissen, und das Wissen, dass es keinen Schatten gibt, der nicht Licht verbirgt, und kein Licht, das nicht Schatten wirft.
Bücher und Bilder
Aus diesen Worten spricht die Texterin. Wobei Schreiben und Malen durchaus zusammenhängen. Manchmal könne sie sich mit Worten eben besser ausdrücken. Es sind vorwiegend Kurztexte, die sie verfasst. Heiter. Ironisch. Nachdenklich. Zu allem fällt der begeisterten Sängerin etwas ein. Nit gern barfuaß go, abr a Leaba lang neaba da Schuah stoh: Das ist Elisabeth Marx, wie sie leibt und lebt. Dass nicht jeder ihren spitzen Humor mag, weiß sie. Und erträgt es gelassen. Ich habe den Parkinson nicht nur dass er mich bewegt, sondern dass ich andere mitbewege, erklärt sie. Das tut Elisabeth Marx, die immer noch fleißig mit dem Rad fährt, turnt und Yoga macht, nicht nur mit Ausstellungen, sondern auch zwei Büchern. wachgerüttelt (Bucher Verlag, Hohenems) heißt das eine, Umarme den Sommer (Brunner-Buch, Götzis) das andere. Die Anerkennung, die sie fürs Malen und Schreiben bekommt, tut ihr gut. Die brauche ich hin und wieder, räumt Elisabeth Marx freimütig ein. Die Krankheit selbst hält sie mit 16 bis 18 Tabletten täglich einigermaßen in Schach. Dennoch kommt sie kaum zur Ruhe. Selbst in der Nacht nicht. Dann steht Elisabeth Marx auf und zeichnet oder schreibt. Eine Hirnoperation ist ihr zu riskant. Ich möchte meinen Geist und die Sprache noch behalten, begründet sie. Stattdessen hofft sie auf Fortschritte bei der Stammzellentherapie.