Ein „digitalisiertes“ Orchester als Vision zum Jahreswechsel

Götzis. (sch) Das Programm des Jugendsinfonieorchesters Mittleres Rheintal war abwechslungsreich und spannte den Bogen etwa von Unterhaltungsklassikern wie Strauß und Lehár zu Astor Piazzolla oder den Beatles. Markus Pferscher hatte die beglückend junge Musikerschar penibel auf die anspruchsvollen Werke vorbereitet und präsentierte auch schon sehr reife Solisten. Ein Höhepunkt vor der Pause war zweifellos die den großen Humoristen Igudesman, Loriot oder Hersch nachempfundene Nummer „Das digitalisierte Orchester“, welche Lions Club – Präsident Wolfgang Brändle, der schon charmant begrüßt und die humanitären Ziele des Lions Club wieder einmal aufgezeigt hatte, zusammen mit Pferscher und dem Orchester souverän meisterte. „Das digitalisierte Orchester“ ist ebenso amüsant wie für den Konzertfreund auch beängstigend; sollte dieser böse Scherz wirklich einmal Realität werden. Dann könnten nämlich die Konzertbesucher mit Knopfdruck auf ein Gerät das Orchester samt Dirigenten laut oder leise, langsam oder schnell, im Rückgang etc. spielen lassen; könnten Play und Stop nach Belieben, Dur oder Moll, krächzenden LP-Sound oder Huster-, Nieseinlage etc. selbst regulieren. Eigentlich ein Horror dieser Cyber-Spuk, doch zu amüsant, um einmal wahr zu sein.
Prächtige „Saxophöner“
Der schon sehr bekannte Saxophon-Solist Lukas Simma aus Götzis beeindruckte im ersten Teil mit „Chant et Fugue“ für Altsaxophon und Orchester von Astor Piazzolla; und zusammen mit seinen Kollegen Fabio Devigili, Tom Hirlemann und Rafael Frei („Multiphonix Saxophonquartett“) erklangen weitere schwungvoll Stücke für die verschiedenen einmal scherzhaft angekündigten „Saxophöner“.
Grüße aus Altösterreich
Sozusagen „solo“ bewiesen die begeisternden jungen Musikfreunde ihre schon passable Kunst, behutsam geführt vom väterlichen Maestro Markus, in folgenden Werken. Der populäre Militärmarsch, op. 51/1, für Bläser, von Franz Schubert war der schneidige Auftakt. Der Ungarische Tanz Nr. 5, g-Moll, von Johannes Brahms besaß magyarisches Temperament. Nach der Pause widmeten sich die jungen Musici mit heißem Herzen Beatles-Melodien. Und dann kam die erwartete Reverenz an die Klänge des alten Österreich: Der vor allem in den Bläsern brillante „Florentinermarsch“ von Julius Fucik, op. 214; die reizvolle, aber nicht sehr bekannte „Musen- Polka“, op. 147, von Johann Strauß, die präzis gezupfte „Pizzicato-Polka“ der Brüder Strauß; und zum Schluss der geniale Wiener Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár. Nun, dieses Meisterwerk ohne Rubati und nur mit 1, 2, 3 unwienerisch zu spielen, wurde dem Meister der Silbernen Operette nicht gerecht. Aber es folgte ja noch der unvermeidliche Radetzkymarsch samt Klatschritual – und somit endete das bejubelte Benefizkonzert des Lions Club Hohenems authentisch wienerisch. Die begabten Kinder Paul Scheidbach und Hanna Sophie Gstöhl führten mit trockenem Humor originell durchs Programm.