AA

Eigentlich war es schon wieder zu warm...

Der am Dienstag zu Ende gegangene klimatologischen Sommers 2004 war gar nicht so schlecht, wie viele Menschen es subjektiv empfunden haben, sondern einfach nur „normal“, meinen die Meteorologen.

Zur negativen Einschätzung beigetragen hat wohl die magere Ausbeute an echten Hitzetagen mit mindestens 30 Grad Celsius.

„Nach dem Jahrhundertsommer 2003 war der heurige wesentlich normaler“, zog Helmut Derka, Leiter der Klimaabteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, Bilanz. Aber eigentlich sei es schon wieder „zu warm“ gewesen, sagte der Experte gegenüber der APA: „Immerhin liegen die Jahreszeitenmittel der Temperatur 2004 in nahezu ganz Österreich um 0,5 bis mehr als ein Grad über dem langjährigen Mittel.“ In der 230-jährigen Wiener Temperaturreihe findet sich der heurige Sommer an 35. Stelle – nur 34 weitere waren wärmer, 195 Sommer sind kühler gewesen.

Schon lange kein “wirklich schlechter” Sommer

Woher kommt dann die große Unzufriedenheit? Man ist offenbar zu verwöhnt: „Es gab schon sehr lange und für die Generation der 15- bis 25-Jährigen überhaupt noch keinen wirklich schlechten Sommer“, sagte Derka. Von „wirklich schlecht“ würde der Experte dann sprechen, wenn pro Tag eine Stunde weniger die Sonne scheint als heuer und wenn, wie 2002, weite Teile des Landes von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht werden. Und die Temperaturen müssten noch einmal um jene Differenz niedriger ausfallen, die den „Jahrhundertsommer“ vom heurigen im statistischen Mittel unterscheidet.

Schlecht bestellt war es aber um die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad C). 2003 gab es in den Landeshauptstädten zwischen 16 dieser Tage in Bregenz und 51 in Graz. Diesmal gab es in Bregenz gar keinen Hitzetag, in Graz nur elf. Im langjährigen Durchschnitt wären allerdings auch nur drei bis zwölf derartige Tage zu erwarten – so weit weg vom Normalwert waren wir gar nicht. Dass Bregenz am kühlenden Bodensee die 30-Grad-Marke nicht überschreitet, wird immer wieder einmal verzeichnet, zuletzt 1996 und 1997.

In Wien am Sonnigsten

Bis jetzt weisen nur der Raum Wels-Linz, St. Pölten und größere Teile Kärntens “übernormale“ Niederschlagssummen von 120 bis 140 Prozent des langjährigen Mittels auf. Sonst liegen die Regenmengen zwischen 80 und 120 Prozent des Erwartungswertes.

Bei den Sonnenstunden ist Eisenstadt mit 749 Stunden von den Landeshauptstädten Spitzenreiter, am anderen Ende der Rangliste steht Salzburg mit 585 Sonnenstunden. Mit 122 Prozent war es in Wien am sonnigsten, hier leistete die Sonne 45 Überstunden. In Salzburg (93 Prozent) fehlen noch 41 Stunden auf einen normalen Sommer.

Tiefsttemperatur von 2,9 Grad im August

Der August war, wie es sich gehört, der wärmste Monat des Jahres. Trotz des nasskalten Ausklangs am Dienstag übertreffen die Temperatur-Monatsmittel den langjährigen Durchschnitt. Er war zwar insgesamt um 2,5 bis drei Grad kühler als der August im „Jahrhundertsommer“, zählt aber in der Wiener Temperaturreihe immerhin noch zu den wärmsten 25. Hitzepol war Graz-Thalerhof mit 34,8 Grad am 19. August. Am 28. August wurde in Seefeld in Tirol die Tiefsttemperatur von 2,9 Grad gemessen.

Einzelne kräftige Schauer oder Gewitterregen haben zu beträchtlichen Unterschieden auf geringe Entfernung geführt: St. Pölten weist im August mit 101 mm (124 Prozent der Normalmenge) mehr als vier Mal so viel Niederschlag auf wie Wien, wo bis Montag erst 23 mm oder 39 Prozent des Normalwertes verzeichnet wurden. Ursache ist ein Platzregen von 53 mm am 29. August in St. Pölten. In der letzten Augustwoche gab es auf den Bergen bis 2.300 m Seehöhe herab schon Neuschnee – eine zu dieser Zeit aber nicht ungewöhnliche Erscheinung.

  • Wetter
  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Eigentlich war es schon wieder zu warm...
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen