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Ehestreit als EU-Blockade für Mazedonien?

Der Streit eines geschiedenes Ehepaares bedroht ernsthaft die Beziehungen zwischen den benachbarten Staaten Mazedonien und Bulgarien. Bulgarien hat sogar offiziell gedroht, die weitere Annäherungen Mazedoniens zu EU und NATO zu blockieren.
Dies berichten die Zeitungen in Skopje am Donnerstag. Anlass ist die Verurteilung einer heute 23-jährigen Mazedonierin zu drei Monaten Gefängnis, weil sie ihre Tochter entführt und dem geschiedenen Mann und Vater das gerichtlich angeordnete Besuchsrecht ständig verwehrt haben soll.

In einem Protest warf die Regierung in Sofia den mazedonischen Behörden vor, Angehörige des bulgarischen Volkes und bulgarische Bürger in Mazedonien auf verschiedene Weisen zu “verfolgen”. Das mazedonische Außenministerium wies diese Anschuldigungen zurück. Private Familienangelegenheiten dürften nicht die bilateralen Beziehungen belasten, zitieren die Zeitungen die Stellungnahme der mazedonischen Regierung. Zur Zeit des Prozessbeginns vor zwei Jahren hatte die Frau nur die mazedonischen Staatsbürgerschaft. Bevor jedoch das Urteil rechtskräftig wurde, beantragte sie und bekam im Februar dieses Jahres die bulgarische Staatsbürgerschaft, obwohl sie in Mazedonien lebt.

Zahlreiche Bürger der früheren jugoslawischen Teilrepublik haben sich in den vergangenen Jahren als Bulgaren ausgegeben, um an die begehrten bulgarischen Pässe zu kommen, mit denen sie visafrei in die Länder der EU reisen können.

Bulgarische Bestrebungen, die slawischen Einwohner der Nachbarrepublik ethnisch zu vereinnahmen, hatten in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen zwischen Skopje und Sofia geführt. Nach bulgarischer Auffassung gibt es keine eigenständige mazedonische Nation. Die slawische Mehrheitsbevölkerung der jugoslawischen Ex-Teilrepublik wird von Sofia als ethnisch bulgarisch betrachtet. Bulgarien hat aber mehrfach erklärt, dass die jetzt bestehenden Grenzen unverrückbar seien.

Mazedonien war nach den Balkankriegen 1913 zwischen den Königreichen Serbien, Griechenland und Bulgarien aufgeteilt worden. Die Teilung wurde 1919 im Friedensvertrag von Neuilly sanktioniert. Im Zweiten Weltkrieg besetzte das mit Nazi-Deutschland verbündete Bulgarien zeitweilig weitere Teile Mazedoniens. Unter der Herrschaft Titos wurde der serbische Teil Mazedoniens eine eigene Teilrepublik Jugoslawiens und nach dessen Zerfall Anfang der 1990er Jahre unabhängig.

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