Ehedrama in Nüziders: "Sie lag komisch im Bett"
Von
Jörg Stadler
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9.07.2011 05:55
(Akt. 9.07.2011 05:55)
Nüziders (VN) - Schlafzimmer-Mord in Nüziders: Was der tatverdächtige Ehemann den Ermittlern bisher erzählte.
Der ruhige Maurer und die lebensfrohe Friseurin: Im April 2009 lernten sie sich kennen, im August des vergangenen Jahres heiratete das junge Paar. Aber das gemeinsame Glück währte nicht lange. Jasmin W. wollte sich scheiden lassen. Immer wieder soll es deswegen wüste Auseinandersetzungen gegeben haben. Auch am Sonntag, 26. Juni dem 30. Geburtstag von Michael W. kam es in der gemeinsamen Wohnung in Nüziders zu einem heftigen Streit und Tätlichkeiten. Am nächsten Morgen lag Jasmin tot im Ehebett. Michael W. stach sich selbst ein Küchenmesser in die Brust und brach lebensgefährlich verletzt zusammen. Elias, der fünfjährige Sohn des Opfers, war zur Tatzeit in der Wohnung. Ihm passierte glücklicherweise nichts.
Gegenseitig gewürgt
Zwei Tage nach dem tödlichen Ehestreit wurde Michael W. erstmals von den Mordermittlern befragt auf der Intensivstation im Landeskrankenhaus Feldkirch. Nach den VN vorliegenden Informationen gab der Tatverdächtige dabei an, dass seine Frau ihm im Zusammenhang mit der Ehe immer wieder Vorwürfe gemacht und ihn auch tätlich angegriffen habe. In der Nacht auf Montag dürfte der mehrere Wochen andauernde Streit zwischen dem Bauarbeiter und seiner als aufbrausend geltenden Frau dann endgültig eskaliert sein. Wir haben uns gegenseitig gewürgt, heißt es im Vernehmungsprotokoll. Irgendwann, so der 30-Jährige weiter, hätten sie sich losgelassen, seine Ehefrau habe sich ins Bett gelegt und nichts mehr zu ihm gesagt. Die restliche Nacht verbrachte Michael W. nach eigenen Angaben auf der Couch im Wohnzimmer. Erst am nächsten Morgen habe er festgestellt, dass seine Frau komischimBett liegt. Dann sei ihm bewusst geworden, dass er für den Tod seiner Frau verantwortlich sei, gab sich Michael W. widersprüchlich. Weil er ohne seine Frau nicht mehr leben wollte, habe er anschließend ein Messer aus der Küche geholt und sich sechs Mal in die Brust gestochen. Weiters gab der Mordverdächtige an, dass er nicht die Absicht gehabt habe, seine Frau zu töten. Es sei alles aus einem blöden Streit heraus entstanden.
Doch auch im familiären Umfeld des Paares machten sich die Ermittler auf die Suche nach einem möglichen Motiv. Etliche Zeugen wurden bereits befragt darunter die Mutter des Opfers und der leibliche Vater des fünfjährigen Elias. Die Mutter hatte bereits am Morgen des 27. Juni Schlimmes befürchtet: Als sie ihre Tochter telefonisch nicht erreichte und niemand die Wohnungstür öffnete, schlug sie Alarm. Vor der Polizei gab sie später an, dass ihr die Tochter erst am 25. Juni am Telefon erzählt habe, dass Michael gedroht habe, er würde nicht nur sich wegtun, sondern er würde auch sie mitnehmen. Der Ex-Lebensgefährte sagte aus, dass er einen Tag vor der Tat bei Jasmin rote Striemen unterhalb des Ohres gesehen habe. Sie habe ihm gesagt, dass Michael sie gewürgt habe.
In Bauchlage erstickt
Wie aus dem vorläufigen Obduktionsbericht hervorgeht, wurden bei der 30-Jährigen keine äußeren Verletzungsmerkmale festgestellt. Die genaue Todesursache steht aufgrund der noch ausständigen toxikologischen und histologischen Befunde noch nicht fest. Die Gerichtsmediziner gehen aber davon aus, dass Jasmin W. in Bauchlage mit Gewalteinwirkung auf den Rücken erstickt ist. Als rechtsstaatlich problematisch bezeichnet Verteidiger Nicolas Stieger die erste Einvernahme seines Mandanten. Er wurde zwei Tage zuvor aufgrund einer lebensgefährlichen Verletzung operiert und lag auf der Intensivstation. Ich bin der Ansicht, dass mein Mandant der Vernehmung nicht folgen konnte. Außerdem bestand keine Gefahr, dass durch eine spätere Einvernahme Ermittlungen oder Beweismittel beeinträchtigt werden könnten. Stieger prüft nun einen Einspruch gegen diese Vorgehensweise. Würde das Gericht dem Rechtsmittel Folge leisten, dürften die bisherigen Aussagen des Tatverdächtigen nicht verwertet werden.
Einvernahme am Dienstag
Am Dienstag werden die Ermittler Michael W. erneut verhören. Wo die Einvernahme stattfinden wird, steht noch nicht fest. Derzeit liegt der Untersuchungshäftling noch im Landeskrankenhaus Feldkirch, wo er rund um die Uhr bewacht wird. In der kommenden Woche soll er entlassen werden. Je nachdem wie die Ärzte entscheiden, wandert der gebürtige Dornbirner dann entweder ins Gefängnis oder er wird ins Landeskrankenhaus Rankweil überstellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes, schwerer Nötigung und Körperverletzung.