Egger müsste nach Canossa


Der „Exil-Juden-Sager“
Gleich im August machte Markus Wallner klar, dass auch bei der ÖVP die Grenzüberschreitungen des Wahlkampfs von 2009 nachwirken. Und so positionierte er sich deutlich gegenüber der FPÖ. Dieter Egger an den „Exil-Juden“-Sager vom letzten Wahlkampf zu erinnern, ist ein kluger Schachzug. So müsste Egger zunächst einen Canossagang in Hanno Loewys Büro im Jüdischen Museum – und gleichsam auch in den sechsten Stock des Landhauses antreten, bevor er überhaupt in die Verlegenheit kommen könnte, übers Mitregieren auch nur nachzudenken. Egger lehnte eine Entschuldigung natürlich weiterhin kategorisch ab, war deshalb ja auch 2009 aus der Regierung von Herbert Sausgruber geflogen.
Waibels Wandlung
Das Spiel mit Ängsten vor der Zuwanderung beherrscht die FPÖ in Vorarlberg nach wie vor: Polit-Quereinsteiger Christoph Waibel, der FPÖ-Listenzweite, beteuerte zwar immer wieder, die Vorarlberger FPÖ sei da ganz anders als die Bundespartei, jedenfalls nicht ausgrenzend. Nun heißt es von ihm, Vorarlberg habe kein Ausländerproblem – sondern nur ein Problem mit einer einzigen Bevölkerungsgruppe, den Türken nämlich. Er fordert in Aussendungen eine 30%-Migranten-Kinder-Quote in Schulklassen und wirft den Grünen „Multikultiträumereien“ vor. Plakatiert wird „Kein Deutsch – keine Chance“. FPÖ-Wähler verstehen all das.
Happy im Protest-Lager
Aus Eggers Sicht ist all das gar nicht so übel: Das Scheitern der Bundespolitik spielt der FPÖ sowieso in die Hand – und wenn Dieter Egger, als einziger übrigens, von der ÖVP dermaßen klar als „Nicht-Regierungsfähig“ deklariert wird und als Outlaw gilt, darf sich dieser mit Garantie über weitere Protest-Stimmen freuen. Nicht zufällig sah ihn die letztverfügbare Wahlumfrage (Gallup/News) bei 25 Prozent – das entspräche dem Ergebnis 2009.
Es sieht also nicht nach Schwarz-Blau aus, was aber nicht heißt, dass das für die FPÖ eine schlechte Nachricht ist.
Wahlblog “Farbenblind”
Gerold Riedmann (Twitter: @geroldriedmann) ist Vorarlberger Journalist und kommentiert als Geschäftsführer von Russmedia Digital für VOL.AT kleine und größere Episoden aus dem Vorarlberger Landtagswahlkampf. Riedmann war bis 2011 stv. Chefredakteur der VN und arbeitete zuvor in München, unter anderem für den Bayerischen Rundfunk und elektronische Medien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.