Edles Handwerk wird alltagstauglich

Gortipohl „Die edelste und dauerhafteste Form der Textilgestaltung ist die Stickerei“, sagt Veronika Tschofen, die ihr eigenes Label namens „Stickliabi“ gegründet hat. Veronika ist gebürtige Bregenzerwälderin und Mediengestalterin. Der Liebe wegen ist sie Montafonerin geworden, verheiratet mit Mario Tschofen und Mutter von zwei Buben. Herzstück neben der Familie ist das Stickzimmer im schönen Haus mit Blick auf die Nova. Hier stehen seit August zwei Stickmaschinen.
Erst mal der Reihe nach
Durch ihren Beruf als Mediengestalterin sah sie Logos, die auf Textilien gestickt waren, und war begeistert. So bekam ihr Sohn ein Badetuch mit seinem Namen. Kurz darauf fuhr sie mit ihrem Mann nach Innsbruck und kaufte die erste Stickmaschine – ein Weihnachtsgeschenk. Günstig war sie nicht – 20000 Euro mit allem Drum und Dran, investierte das Paar. Dann wurde fleißig geübt, zunächst bestickte Tschofen alle Kinderjacken und Kuscheltiere. Manches ging daneben, auch die eigenen Finger bekamen ein paar Stiche ab. „Wir wurden einfach ins kalte Wasser geworfen“, sagt die Stickerin. „Wir hatten sofort viele Aufträge. Ich habe fast Tag und Nacht gestickt. Manchmal mussten wir nachts den Wecker stellen, damit wir gleich ein neues Textil besticken konnten“, fügt Mario hinzu. Denn ein Programm kann bis zu zwei Stunden dauern und dann kommt gleich die nächste Kollektion unter die Nadel.
Eigene Kollektion
Als Veronika mit ihrem Mann ein Musikfest besuchte, trug sie eine Lederhose und ein T-Shirt mit Trachtenmotiv. Das war der Hit. „Die Tiroler haben den Adler, warum sollen die Montafoner nicht auch ein Trachtenmuster haben“, dachte sich die Wahlmontafonerin. Das Muster ist auf schwarzem Samt auf dem Brusttuch, dem Herzstück der Montafoner Frauentracht, angebracht. Die Blumen sind in verschiedenen Farben, die Girlanden aus Goldfäden. Tschofen übernahm das Motiv, das 18 cm hoch ist und aus 16.000 Stickstichen besteht. Das edle, inzwischen alltagstaugliche Motiv kommt bei Jung und Junggebliebenen gut an und vermittelt Bodenständigkeit, Tradition und Identität.
Die Kollektion erweitert sich
Ein Renner ist das Trachtenmotiv mit den zarten Blüten in Rosa, Rot und Blau auf Filztaschen, T-Shirts und auf Kissen in schwarzem Samt. Seit kurzem wird das Trachtenmotiv auch gerahmt auf schwarzem Samt als Wanddekoration für Hotels angeboten. Der Eichenrahmen wird von der Firma Holzliebelei, Janine Klehenz aus Partenen, professionell hergestellt. „Kürzlich hat ein Hotel in Gargellen eine größere Menge zur Dekoration bestellt“, freut sich Veronika Tschofen. Die gerahmten Motive vermitteln Heimat, Wärme und Ankommen im Montafon. Weitere Motive sind Hirsche, Kränze, Willkommensgrüße für Gäste. Auch Applikationen für Kinder mit Namen personalisiert auf T-Shirts oder auch auf Pelzstoffen wie Hasen und Teddys. Auch Vereine, Firmen, Hotels haben die Produkte übernommen oder ließen ihren Firmennamen einsticken lassen
Spagat zwischen Beruf und Kindern
Derzeit klingelt das Telefon heiß, Geschenkartikel braucht es noch für das für das Fest. „Für mich ist das ein Ausgleich zur Familie“, sagt die zweifache Mutter. „Ich habe meinen Beruf in die Praxis umgesetzt“, fügt sie hinzu. Veronika Tschofen hatte durch ihren Beruf als Mediengestalterin zwar Vorkenntnisse, die Praxis hat sie sich selbst beigebracht. Die Fadenspannung, die Farben, die Grafik, das Know-how ist wichtig. „Am Anfang ging vieles schief“, erinnert sie sich. „Ein Jahr lang hatte ich vielleicht zehn Abende frei.“ Veronika und ihr Mann Mario sind ein Team. „Mario ist ein Multitalent, wenn er nicht gerade mit der Pistenraupe unterwegs ist, springt er gerne ein und hilft mir sogar”, erzählt die Stickerin. Mario schmunzelt „Ich freue mich, wenn Veronika eine Gaudi hat und sie bei den Kindern sein kann. Wir wollen unsere Kinder möglichst selbst großziehen“. Bregenzerwald und Montafon ergänzen sich – der Wunsch von Veronika und Mario Tschofen geht in Erfüllung. EST
Die Gemeindereporterin Erika Stemer bedankt sich beim Hotel Löwen für die Möglichkeit der Präsentation der „Stickliabi“.