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"Eau Rouge - Mythos und Wahrheit"

Christian Kliens Vorschau auf den Formel 1-GP von Belgien: Wer Spa sagt, meint zumeist Eau Rouge. Diese Kurve ist nach wie vor eine der anspruchsvollsten im Kalender.

Alleine der Höhenunterschied zwischen Kurveneingang und ‐ausgang ist riesig. Das ganze ist viel steiler, als man es im Fernsehen vermuten möchte. Darin liegt auch die Herausforderung für die Fahrer. Zuerst drückt es dich unten in der Senke mit 3‐4 g in den Sitz, was sehr unüblich ist. Früher soll es einem da durch die GKräfte die Füße seitlich von den Pedalen gedrückt haben. Heute ist es bei der Pedalerie so eng, das das rein physisch gar nicht mehr geht. Der schwierigste Teil ist der Ausgang, wo man links über eine Kuppe aus Eau Rouge wieder raus muss.

Als Fahrer siehst du da durch die niedrige Sitzposition rein gar nichts—nur den Himmel. Du kannst nur instinktiv einlenken und voll am Gas bleiben. Wenn sich am Start da jemand dreht siehst du ihn ziemlich sicher erst, wenn es schon kracht. Die ultimative Mutprobe ist Eau Rouge seit ein paar Jahren allerdings nicht mehr. Die Kurve und alle Auslaufzonen sind asphaltiert wie ein riesiger Parkplatz. Du kannst deswegen auch Fehler machen, ohne gleich abzufliegen. Und alle Piloten fahren die Eau Rouge seither voll—ohne Ausnahme. Selbst mit vollem Tank und ganz neuen Reifen lupft kaum einer. Das musst du auch, um nicht wahnsinnig viel Zeit zu verlieren, denn danach folgt die lange Kemmel‐Gerade. In Summe fahren wir hier 24 Sekunden lang Vollgas, das sind fast 2 Kilometer. Das gibt es sonst auf keiner anderen Strecke im ganzen Jahr. Jedes km/h weniger durch Eau Rouge brennt einem daher gleich ordentlich Zeit drauf. Ein wenig heikler ist die Sache natürlich im Regen. Durch den dichten Ardennenwald trocknet die Strecke auch nie richtig ab, wenn sie mal nass ist. Und geregnet soll es in Spa ja ab und zu schon haben.

Bemerkenswertes zum Belgien‐Grand Prix

  • 1985 schaffte man in Spa einzigartiges. Der Grand Prix wurde wegen mangelnder Sicherheit abgesagt und später im Jahr nachgeholt. Das gab es seither nie wieder.
  • 1998 war auch denkwürdig: Beim Riesen‐Startcrash wurden 13 Autos zum Teil völlig zerstört. Der Schaden betrug damals zig Millionen Dollar.
  • Am Ende der Kemmel‐Geraden passierte im Jahr 2000 eines der denkwürdigsten Überholmanöver der Formel 1‐Geschichte. Mika Häkkinen ging an Michael Schumacher vorbei, wobei die beiden meinen nunmehrigen Langstrecken‐Teamkollegen Ricardo Zonta in die Mitte nahmen. Noch heute ein Highlight auf den diversen Video‐Plattformen im Internet!
  • 2004 konnte ich im Jaguar in Spa meine ersten WM‐Punkte holen. 10 Runden vor dem Ende gab es eine Safety Car‐Phase. Danach konnte ich Olivier Panis im Toyota überholen und kam schließlich als 6. ins Ziel.
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